Review: #1.04 Halloween (1)
Es ist Halloween und an diesem besonderen Tag im Oktober sind die Toten frei und können sich losgelöst von dem Ort, an dem sie sonst gefangen sind, bewegen. Interessante Idee, die bereits in zahlreichen anderen Serien aufgegriffen wurde, man denke nur an "Buffy". Da konnten Vampire, Werwölfe und sämtliche Dämonen endlich mal sie selbst sein und frei auf Erden wandeln, ohne gleich Gefahr zu laufen, dumm angemacht oder gar gepfählt zu werden. Aber gut. Halloween ist für eine Serie wie "American Horror Story" natürlich ein sehr dankbarer Aufhänger.
Den Geistern, die sonst an das Haus gebunden sind, ist es an diesem besonderen Tag also möglich, sich endlich einmal frei zu bewegen. Moira nutzt die Gelegenheit, ihre Mutter im Pflegeheim zu besuchen. Dort entschuldigt sie sich bei ihr und entkoppelt sie schließlich vom Beatmungssystem, das sie am Leben hält, so dass sie endlich sterben kann. Als ihre Mutter schließlich hinter ihr steht und sie bittet, mit ihr zu kommen, bricht sie in Tränen aus uns gesteht, dass sie nicht weg kann. Obwohl wir noch so wenig von ihr wissen, wird Moira immer mehr zu einer tragischen Figur, deren Schicksal einem unglaublich zu Herzen geht.
"It's not your house. We know it, you know it, and the house knows it. Frankly, you don't deserve it."
Natürlich ist die Frage, was genau die Toten an das Haus fesselt. Fest steht nach vier Episoden nur, dass, wenn man im Haus umkommt, man auf ewig dort gefangen zu sein scheint. Der Rückblick ins Jahr 2010, als das homosexuelle Pärchen Chad Warwick und Patrick in dem Haus lebten, war durchaus interessant, wenngleich die Einführung der beiden nicht unbedingt sehr gelungen war. Ich werde das Gefühl nicht los, als hätte man versucht, dem Zuschauer klar zu machen, dass die beiden damals in der gleichen Situation standen wie Ben und Vivien es jetzt tun. Ihre Beziehung war am Ende, sie wünschten sich ein Kind, in der Hoffnung, dass dieses alles wieder irgendwie gut machen könnte, hatten sich zu der Zeit aber so auseinander gelebt, dass sie eigentlich keine gemeinsame Zukunft mehr hatten. Ihr ganzes Geld haben sie in das Haus investiert, das sie nun nicht mehr los bekommen, weil die Wirtschaft zu schlecht ist. Das Ende vom Lied – wir sehen, wie Chad vom Mann im schwarzen Lackkostüm das Genick gebrochen wird.
Der Rückblick zielt in erster Linie darauf, zwei neue Charaktere einzuführen und die Geschichte des Hauses ein wenig zu erweitern. Und vielleicht auch, um einen kleinen Ausblick in die Zukunft zu wagen, denn bislang sieht es so aus, als würde Ben und Vivien irgendwann das gleiche Schicksal ereilen wie alle anderen Bewohner des Hauses.
Leider wecken diese im Moment bei mir noch überhaupt kein Interesse. Das liegt vor allem daran, dass Ben und Vivien immer noch die blassesten Charaktere der Serie sind. Wieder einmal geraten sie in jeder gemeinsamen Szene in Streit und diskutieren darüber, dass man möglichst schnell ausziehen will. Oder sie diskutieren über den riesigen Elefanten im Zimmer, nämlich, dass Vivien immer noch nicht fähig ist, Ben zu vertrauen. Womit sie ja Recht hat. Dennoch geht es einem gehörig auf die Nerven, dass die beiden keine einzige anständige Szene miteinander haben.
"Stay here and don't open the door!" "Not open the door? But it's Halloween!"
Nur einmal, da wird es interessant. Vivien hat plötzlich Krämpfe oder spürt Tritte ihres ungeborenen, acht Wochen alten Kindes (das übrigens so groß ist wie eine Bohne!) und eilt daraufhin mit ihrem Mann ins Krankenhaus. Dort wird ein Ultraschall gemacht, der die behandelnde Ärztin dort sofort umhaut. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sieht etwas auf dem Gerät und kippt aus den Latschen. Leider wird dem vorerst nicht nachgegangen, denn Töchterchen Violet ist alleine zu Hause und ein böser Mann klopft an die Tür... So etwas in der Art hatten wir doch schon einmal.
Nun ja. Während die Szenen mit Familie Harmon erneut nicht gerade überzeugen können, punktet man dieses Mal jedoch mit der Geschichte des Hauses. Schritt für Schritt wird enthüllt, wie das Haus zu einem Ort des Bösen geworden ist. Die Geschichte um das Kind von Dr. Montgomery und seiner Frau Nora ist natürlich unglaublich tragisch, aber auch Angst einflößend und eklig zugleich. Aufgrund der Abtreibungen, die Dr. Montgomery in dem Haus durchgeführt hat, wird sein Sohn entführt und ihm zerstückelt in kleinen Gläsern zurück gebracht. Kein Wunder, dass er da durchdreht. Er zieht sich in seinen Keller zurück und bastelt, Dr. Frankenstein-mäßig, seinen Sohn wieder zusammen. Das ist schon sehr sehr krank. Wie dies jetzt allerdings dazu führte, dass das Haus seine Toten nicht mehr gehen lässt und alles daran setzt, die Insassen möglichst ums Eck zu bringen, wird natürlich noch nicht klar, dazu sind wir noch zu früh in der Staffel.
Es ist schon interessant, dass die Nebencharaktere oder auch einige sekundäre Hauptcharaktere die interessantesten Geschichten zu bieten haben. Tate beispielsweise. Er wirkt in manchen Szenen unglaublich erfahren und erwachsen, in anderen Momenten wiederum vollkommen unsicher. Als er Ben anfleht, ihn weiter zu behandeln, könnte man einen Moment sogar glauben, dass er wirklich Hilfe sucht. Doch dann, im Treffen mit Violet im Keller, als er plötzlich in dem Lackkostüm auftaucht und Violet dann von den Vorkommnissen in diesem Keller erzählt, da läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken. Ist er tatsächlich der Mann im Lackanzug, der immer wieder auftaucht und Menschen zur Strecke bringt?
Ein kleiner Schockmoment ist natürlich auch, als Adelaide plötzlich von einem Auto erfasst wird. Das war so unerwartet, dass ich doch glatt zusammen gezuckt bin. Das passiert mir in Serien eigentlich nie. Es geht unglaublich unter die Haut, wie Constance um ihre Tochter kämpft und sie mit aller Macht in ihr Haus bringen will, nur um sie Sekunden später dann Tod in ihren Armen halten zu müssen. Constance wirkt im Umgang mit Adelaide immer sehr ambivalent. Einerseits liebt sie ihre Tochter, doch sie kommt absolut nicht damit klar, dass sie behindert ist. Diese Überforderung entlädt sich immer wieder in bösen Beschimpfungen und wirklich verletzenden Worten, die sie ihrer Tochter ins Gesicht wirft. Adelaide lächelt die jedoch einfach weg. Es ist tragisch, dass sie am Ende zu Tode kommt.
Fazit
Nach der wirklich schlechten Episode in der Vorwoche, gelingt es Ryan Murphy die Qualität wieder etwas zu heben. Zwar machen es einem die Harmons nicht gerade einfach, doch die zahlreichen anderen Charaktere, die mysteriöse Aura, die sie alle umgibt und die nagende Frage, was genau mit dem Haus los ist, bewegt mich dann doch, vorerst dran zu blieben. Der Cliffhanger am Ende, als Hayden schließlich in der Tür steht, ist natürlich clever gesetzt und macht Lust auf mehr. Denn wenn sie Ben jetzt noch auf die Nerven geht und vielleicht auch noch Vivien terrorisiert, dürfte es nicht nicht mehr lange dauern, bis es zu einem weiteren Eklat kommt, bei dem einer das Zeitliche segnen muss.
Melanie Wolff - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Halloween (1)Erstausstrahlung (US): 26.10.2011
Erstausstrahlung (DE): 28.03.2013
Regie: David Semel
Drehbuch: James Wong
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