Review: #1.07 Tag der offenen Tür
Langsam aber sicher wird es wirklich anstrengend, nicht das Handtuch zu werfen. So sehr ich mich auch bemühe, aber richtig warm werden will ich auch nach über der Hälfte der Staffel nicht so recht mit "American Horror Story". Klar, hin und wieder gibt es interessante Szenen und auch einige geniale Einstellungen, die spannend inszeniert sind. Und einige der Charaktere ja sind durchaus interessant. Doch das reicht mir einfach nicht mehr.
Ich war ja gewillt, darüber hinweg zu sehen, dass viele der angerissenen Geschichten absolut keinen Sinn haben. Ich hab mich auf sämtliche in den Raum geworfene Ideen eingelassen, in der Hoffnung, dass sie sich irgendwann zu einem großen Ganzen zusammen raffen und das Geheimnis um das Haus offenbaren. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass alles irgendwann ins Leere laufen wird. Am Ende wird Familie Harmon das Zeitliche segnen und sie alle als Geister für immer im Haus gefangen sein. So endet jeder zweitklassige Horrorfilm diese Tage und ich befürchte, dass "American Horror Story" keine Ausnahme bilden wird.
"No matter how gruesome or horrible the murder, you can always find someone who'll buy the house."
Was natürlich die ganze Sache mit Viviens Baby soll, mag sich mir nicht erschließen. Aber es interessiert mich auch nicht mehr wirklich. Auch die Tatsache, dass sie Zwillinge erwartet und der Vater wahrscheinlich nicht Ben, sondern der Mann im Latexanzug sein wird, ist vollkommen uninteressant. Warum? Einfach weil wir seit einer halben Staffel endlich auf irgendwelche Antworten warten. Doch noch immer ist nicht einmal ansatzweise klar, warum genau Familie Harmon in dieses Haus gelockt wurde und nun mit aller Gewalt dort gehalten werden soll.
Ist eigentlich schon mal jemandem aufgefallen, dass Vivien als Protagonistin der mit Abstand blasseste Charakter der gesamten Serie ist? Ihre Handlungsweise ist alles andere als nachvollziehbar und jede Szene wirkt qualvoll in die Länge gezogen. Sie redet jetzt schon seit fünf oder sechs Episoden davon davon, das Haus schnellstmöglich zu verkaufen, doch auf die Idee zu kommen, dass sie ihre Tochter nehmen und einfach zu Verwandten ziehen könnte, darauf kommt sie nicht. Stattdessen preist sie potentiellen Käufern das Haus an und erzählt ihnen lang und breit, dass es hier schon unzählige Opfer gegeben hat. Und dann begibt sie sich mit der Maklerin auch noch auf die Horror-Haus-Tour, um zu erfahren, was es wirklich mit ihrem Haus auf sich hat. Bei allem was passiert ist, wäre es doch einfach nur sinnvoll, die Koffer zu packen und zu verschwinden.
Apropos Verschwinden. Der potentielle Käufer des Hauses, ein gewisser Armenier namens Joe Escandarian verschwindet so schnell wieder von der Bildfläche, wie er aufgetaucht ist. Dabei sind vor allem zwei Dinge interessant. Zum einen, dass Moira ihm sein bestes Stück abbeißt und das anscheinend nicht das erste Mal getan hat. Und zum zweiten, dass Constance mit allen Mitteln verhindern will, dass das Haus dem Erdboden gleich gemacht wird. Für sie ist das Haus die einzige Verbindung zu ihrer Familie.
"You should show some respect. You're not an archaeologist. You should stop unearthing while you're ahead. It only brings a haunting. We have a responsibility as caretakers to the old lands... to show some respect."
Die kurze Sequenz vor dem eigentlichen Vorspann enthüllt, dass Constance neben Addy und Tate noch ein weiteres Kind hatte. Beau. Er litt unter schlimmen Entstellungen und wurde von Constance auf dem Dachboden des Hauses angekettet. Dort fristet er ein tristes Dasein und bekommt nur hin und wieder Besuch von Larry, der sich über die Jahre von seiner Frau entfremdet und in Constance verliebt hatte. Es wird nicht erklärt, wie es dazu kam, ob die Gefühle von Constance wirklich auf Gegenseitigkeit beruhten oder ob sie ihn einfach nur missbraucht hatte. Auch wird mir nicht ganz klar, wieso Constance ihren Sohn von Larry ersticken ließ. Aber gut. Damit muss man wohl oder übel leben. "American Horror Story" wirft viele Ideen in den Raum und spielt ein wenig damit herum, um sie dann irgendwann in die Ecke zu stellen und nie wieder aufzugreifen.
Wenigstens hat man versucht, Larry etwas mehr Profil zu geben und sein Schicksal dem Zuschauer etwas näher zu bringen. Er war es nicht, der seine Familie auf dem Gewissen hat. Vielmehr hat es den Anschein, dass Constance hier ihre Finger im Spiel hatte, da er ihr das Haus nicht überlassen wollte. Der durchaus interessante Ansatz wird jedoch durch eine unglaublich lächerliche Szene zunichte gemacht, in der Ben den Spieß umdrehen will und bei Larry auftaucht, um ihm Angst einzujagen. Leider wirkt Ben in keiner einzigen Einstellung bedrohlich und als er schließlich die Zigarette mit einem lässigen "Game over" fallen lässt, da möchte man laut loslachen, so lächerlich ist die Szene.
Das einzige, was mich momentan noch bei der Stange hält ist die Geschichte von Tate und Violet. Die beiden nähern sich immer mehr an und Tate scheint der einzige zu sein, der erkennt, dass Violet jemanden zum Reden braucht. Ben und Vivien sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie zwar merken, dass es ihrer Tochter nicht gut geht, sie jedoch nicht viel darauf geben und stattdessen in ihren eigenen kleinen Welten weiter lamentieren.
Fazit
Wenn ich ein Wort finden müsste, das die Episode am besten beschreiben würde, dann wäre das wohl Langeweile. Die wenigen guten Szenen können dieses Mal nicht darüber hinweg täuschen, dass es der Serie an allen Ecken und Ende fehlt – an tollen Charakteren, guten Geschichten und einem sinnvollen Spannungsbogen. Ich hoffe, dass man im Hinblick auf das Staffelfinale, das uns irgendwann noch droht, in der nächsten Folge endlich einmal auf das Gaspedal drückt.
Melanie Wolff - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Open HouseErstausstrahlung (US): 16.11.2011
Erstausstrahlung (DE): 18.04.2013
Regie: Tim Hunter
Drehbuch: Brad Falchuk
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