Bewertung

Review: #2.08 Unheilige Nacht

Foto: Lily Rabe, American Horror Story - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Lily Rabe, American Horror Story
© Frank Ockenfels/FX

Stille Nacht, heilige Nacht, alles schläft, einsam wacht... nur Ian McShane als Weihnachtsmann! So ist das eben bei "American Horror Story": Anstatt eines flauschigen Santa Claus oder eines lieben Christkinds, besteht die weihnachtliche Bescherung aus diversen Todesopfern, blutroten Ohrringen, Serienkillern mit einem Hang zum Pathos, Aliens mit einer Vorliebe für gleißendes Licht, Nonnen und Nazi-Ärzten, die sich gegenseitig auszuspielen versuchen, und einem sehr, sehr bösen Santa, gegen den Knecht Ruprecht ziemlich blass aussieht. Na, wenn da einem nicht wohlig warm wird ums Herz...

"You're either with me or against me and if you're against me, even God can't help you."

Das große Thema der Episode ist natürlich nicht unbedingt die weihnachtliche Nächstenliebe, sondern vielmehr die endgültige Aufteilung der Charaktere in verschiedene Lager. Es bilden sich Feindschaften und Komplizenschaften, manche von ihnen sind allerdings trügerisch, so wie die von Schwester Jude und Dr. Arden. Jude hat nach ihrem tiefen Fall und der überraschenden Enthüllung in der letzten Episode ihre Kraft wiedergefunden und ist nun gewillter denn je, Briarcliff aus der Hand von Mary Eunice zu befreien, in der sie ganz richtig den Teufel erkannt hat. Die aufrichtige Sorge um Mary Eunice verleiht der Figur dabei endlich eine seit langem nötige Antriebskraft, die über den bloßen Wunsch nach Kontrolle oder Ansehen hinausgeht. Jude will vor allem die unschuldige Mary Eunice retten, doch natürlich ist der Teufel ihr einen Schritt voraus.

Denn Mary Eunice, die von Lily Rabe weiterhin mit einer ganz großartigen Mischung aus Süffisanz und Bosheit gespielt wird, hat Dr. Arden schon längst um den Finger gewickelt. Dr. Ardens letzter Versuch, mit einem perversen Geschenk irgendein Lebenszeichen von Mary Eunice zu provozieren, schlägt fehl und so muss er erkennen, dass er gegen das Böse keine Chance hat. Er stellt sich daher auf die Seite von Mary Eunice und hintergeht Jude als Beweis für seine Loyalität. Nach der schauspielerisch mal wieder toll umgesetzten Konfrontation zwischen Jude und Arden in der Kirche, in der letzterer Sorge um Mary Eunice heuchelt (wobei man Arden wohl durchaus eine gewisse Fürsorge bezüglich Mary Eunice zugestehen muss), kommt Ardens Verrat relativ unerwartet und ist daher umso interessanter. Arden als des Teufels rechte Hand wird hoffentlich noch für weitere gute Szenen sorgen, genauso wie es nun spannend wird, was Jude aus ihrer desolaten Situation macht.

"I don't believe in God, but I do believe in evil."

Während Mary Eunice, Arden und Jude in ihre Machtspielchen verstrickt sind, wird in Briarcliff Weihnachten gefeiert und das natürlich auf eine ganz besonders skurrile Art. Die Macher spielen mit der Frage, wie denn eigentlich der Teufel Weihnachten feiern würde und die Antwort kommt in Form einer bestens aufgelegten Mary Eunice, die Weihnachten auf den Kopf stellt und den Baum mit Gebissen, Verbandszeug und Haarlocken schmückt – was der unsäglich dämliche Monsignore Timothy natürlich auch noch lobenswert findet. Mal ehrlich: Wie sinnlos ist dieser Charakter eigentlich und was hat Joseph Fiennes an zweiter Stelle in den Credits zu suchen?

Doch die beste Bescherung dieses Weihnachtsfestes ist natürlich Ian McShane. Mit seiner außerordentlich unterhaltsamen Darstellung des jenseits von Gut und Böse liegenden Serienkillers Leigh Emerson aka Bad Santa drückt er dieser Episode seinen Stempel auf und wird dabei sehr geschickt in die Gesamthandlung eingebunden. Mary Eunice nutzt seinen tödlichen Wahnsinn, um Frank beiseite zu schaffen, dessen Gewissensbisse ihr zu gefährlich werden. Und so macht Bad Santa die ohnehin schon völlig abstruse Weihnachtsfeier zu einem wahren Debakel. Um Frank muss sich Mary Eunice aber dann selbst kümmern und schlitzt ihm schließlich eiskalt die Kehle auf, während Bad Santa grölend von seiner Zelle aus lacht. Dennoch schafft man es, Bad Santa nicht nur als einen totalen Irren darzustellen, sondern auch als jemanden, dessen Wahnsinn eine grausame Ursache hat und nicht einfach nur willkürlich ist. Furchterregend ist er aber natürlich trotzdem, wie die gut inszenierte Eingangsszene verdeutlicht, die Bad Santa bei seinen schrecklichen Greueltaten zeigt.

"One day I'll bury you."

Fernab der Feierlichkeiten formt sich zwischen Lana und Kit eine weitere Allianz. Lana wartet weiterhin auf Mary Eunice' Hilfe, doch spätestens als sie Kit sieht, wird ihr klar, dass da keine Hilfe kommen wird: Die Polizei hat keinen blassen Schimmer, wo sie oder Kit sind, und somit sind sie auf sich allein gestellt und müssen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen.

Das erneute Zusammentreffen von Lana und Thredson in den beengenden Räumen der Anstalt schafft es dabei wieder genau dieselbe Spannung aufzubauen, wie sie schon zu Beginn in Thredsons Keller des Grauens herrschte: Thredson, der übermächtige Killer, und Lana, das hilflose Opfer – diese Situation ist und bleibt das pure Grauen. Natürlich ist es letztlich arg konstruiert, dass Thredson exakt in dem Moment ins Zimmer kommt, als Lana am Telefon ist, und Kit exakt in dem Moment auftaucht, als Thredson drauf und dran ist, Lana zu erwürgen – doch nun haben wir eine Situation, die Potential für die nächste Episode birgt: Thredson ist nun in Gewalt von Lana und Kit. Was werden die beiden mit ihm machen und wie wollen sie ihre Unschuld und Thredsons Schuld beweisen?

#2.08 Unholy Night schafft es letztendlich nicht, einem so richtig warm ums Herz werden zu lassen, auch wenn die Umsetzung eines Anti-Weihnachten eigentlich ganz gut gelungen ist. Letztlich kommt dieser Episode aber vor allem die Funktion zu, die Weichen für kommende Ereignisse zu stellen und die Figuren auf dem Schachbrett in die richtige Position zu bringen. Zumindest bietet die Folge aber dank des herausragenden Ian McShane zumindest solide Unterhaltung und einen Bad Santa, der seinesgleichen sucht. In diesem Sinne: Frohes Fest!

Maria Gruber - myFanbase

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