Bewertung

Review: #5.09 Sie will Rache

Foto: Cheyenne Jackson, American Horror Story: Hotel - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Cheyenne Jackson, American Horror Story: Hotel
© Frank Ockenfels/FX

#5.09 She Wants Revenge dreht sich um das titelgebende Motiv der Rache, doch ob das "She" im Titel wirklich Bezug auf einen oder mehrere der weiblichen Hauptcharaktere nimmt oder doch nur eine nette Anspielung auf die gleichnamige Band ist, deren Song "Tear You Apart" im Staffelauftakt gespielt wurde, ist nicht ganz klar. Denn es sind ganz verschiedene Personen und Parteien, die sich nach Rache sehnen, alle jedoch mit ein und demselben Ziel: der Countess.

"I started remembering. All of it. What I had, what had been taken from me, and what she had done to me. My daddy's body died, but the strength I took from his breath stayed with me. And I am going to use all of it to ruin that woman."

Der seit längerem geplante Racheplot von Donovan, Ramona Royale und Iris kommt in dieser Episode zu seiner vollen Entfaltung, doch mit einem kleinen (aber vorhersehbaren) Twist: Donovan hintergeht Ramona, und kehrt zurück in die Arme der Countess, der er hoffnungslos verfallen ist. Ramona wird von Donovan hereingelegt und von ihm in das neue Verlies der Countess gesperrt, gemeinsam mit einem gewissen Will Drake, doch zu ihm später mehr.

Ramona ist ein gutes Beispiel dafür, wie "American Horror Story" zwar versucht, den Figuren eine solide Hintergrundgeschichte zu verleihen und sie vielschichtig wirken zu lassen, dabei aber nicht immer vollen Erfolg hat und viel zu oft im Klischee versinkt. Eigentlich hatten wir bereits ein (wirklich gelungenes!) Flashback, das die Liebesgeschichte zwischen Ramona und der Countess anschnitt und offenbarte, dass die Countess aus Eifersucht Ramonas große Liebe ermordete. Ramona hatte also bereits allen Grund, sich rächen zu wollen. Und jetzt bekommen wir noch eine Hintergrundstory aufgedrückt. Aber was sollte diese ganze Sequenz mit Ramonas Vater? Warum? Wieso? Weshalb? Nichts davon ist interessant oder notwendig, nichts davon sagt wirklich etwas über den Charakter aus, es gibt keinen Mehrwert. Angela Bassett bekommt hier enorm plattes, klischeehaftes Material, das nur eine Schauspielerin mit ihrem Kaliber noch retten kann. Ansonsten wäre die ganze Flashback-Sequenz unerträglich geworden.

Auch eher unerträglich ist der völlig zusammenhang- und sinnlose Einschub mit dem Pornoregisseur und seinen zwei "Hauptdarstellern". Wenn Kathy Bates todernst "Sorry, douche bag convention is over at the Hilton" proklamiert, ist das zwar ziemlich lustig, doch ansonsten fällt "American Horror Story" hier wieder in alte Muster zurück: Es will mal wieder schockieren, um zu schockieren. Ansonsten fehlt dieser Sequenz jegliche Daseinsberechtigung.

"Bitch, do you honestly think I would lift a finger to help you with your wedding after what you did?"

Derweil findet im Hotel Cortez ein anderes (Non-)Event statt: die Hochzeit der Countess mit einem der dümmlichsten Seriencharaktere, die die Welt je gesehen hat, Will Drake. Drake, der extravagante Modemacher, lässt sich von der Countess in Sekunden dazu überreden, eine völlig unspektakuläre Zeremonie aus der Eheschließung zu machen (kurz zuvor wollte er noch Calvin Harris einfliegen) und unterschreibt damit sein Todesurteil. Es ist geradezu eklatant, zu was für einer Marionette diese Figur degradiert wurde, die im Endeffekt nur dazu diente, um Ryan Murphy mal wieder ein (völlig unsubtiles) Sprechrohr zu geben, durch das er ein paar zusammenhanglose, völlig inhaltsleere Aussagen über Hetero-/Homo-/Bisexualität machen kann. Doch Will Drake ist als Figur einfach nur ein weißes Blatt Papier. Cheyenne Jackson wurde in dieser Rolle völlig verschwendet, sodass man nur hoffen kann, dass er wenigstens als Geist ein wenig mehr zu tun bekommt.

Ein kleines Highlight ist dagegen Liz Taylor, die den Tod von Tristan erstmal nur mit Sarkasmus und innerer Wut verarbeiten kann und womöglich – hoffentlich! – erst zu einem späteren Zeitpunkt wirklich dazu bereit ist, Rache an der Countess zu üben. Diese behandelt Liz mit geradezu unverschämter Gutmütigkeit und überreicht ihr den Brautstrauß mit dem unsäglichen Wunsch, Liz möge ihre wahre Liebe finden – nachdem sie deren wahrer Liebe den Hals aufgeschlitzt hat.

Vielleicht kann sich Liz ja mit Ms. Evers zusammentun, um sich an der Countess zu rächen. Denn auch diese, so erfahren wir, hat einen sehr guten Grund, um die Countess zu hassen. Denn wäre die Countess nicht gewesen, so hätte James Patrick March Ms. Evers beinahe geheiratet. Doch mit dem Auftauchen der Countess war für March klar, wen er heiraten musste und Ms. Evers war passée. Ihre Warnung an Will Drake ist sicherlich sowohl ein Versuch, die Pläne der Countess zu durchkreuzen, als auch – zumindest ein bisschen – eine Mitleidsgeste gegenüber diesem Mann, dessen Leben genauso von der Countess zerstört zu werden droht, wie einst ihr eigenes. Umso schockierender ist Will Drakes letzter Moment, als er von Ramona zerfleischt wird, während Ms. Evers mit süffisantem Lächeln über ihm steht, so wie sie es ihm prophezeite.

Wie wird es jetzt weitergehen? Ramona ist erstmal außer Gefecht gesetzt, doch sicherlich nicht lange. Donovan ist wieder an der Seite der frisch verwitweten Countess, diese jedoch will ihr Leben mit Valentino verbringen – und muss dazu erstmal Natacha aus dem Weg räumen. Liz, Ms. Evers und Iris schwirren ebenfalls im Cortez herum und hegen alle einen Groll gegen die Countess – wie wäre es, wenn sich die drei Bediensteten zusammenschließen? Ach ja, und irgendwo in einem völlig uninteressanten Eck wird auch noch die Storyline rund um Alex' Vampirkids weitergetrieben, die bisweilen jedoch völlig irrelevant wirkt.

"The last 100 years of my immortal life have been a lie. The illusion of control. In truth, I have controlled nothing. I have surrounded myself with fools and flatterers, put my trust in those who could not be trusted."

Rache ist das große Motiv dieser Folge – doch so richtig schmackhaft wird sie einem nicht gemacht. Die Episode verheddert sich in vielen kleinen Nebenplots und schafft es nicht, ein kohärentes Ganzes zu bilden, ja ist stellenweise sogar ziemlich langatmig. Vielleicht geht es wieder bergauf, wenn die Protagonisten in #5.10 She Gets Revenge besagte Rache dann auch tatsächlich ausüben. So aber ist das alles sehr unspektakulär.

Maria Gruber - myFanbase

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