Bewertung

Review: #6.04 Kapitel 4

Storytechnisches Durcheinander, schwache Charakterprofilierung und ein enorm hoher Ekelfaktor zeichnen diese vierte Episode der sechsten Staffel von "American Horror Story" aus. Dem "Horror"-Teil ihres Titels macht die Serie mit abgetrennten Schweineköpfen, der grausamen Zerreißung/Enthauptung der MURDE-Krankenschwestern sowie der brutalen Ausweidung von Cricket alle Ehre; der "Story"-Teil hingegen wird eher konfus mit ineinander verschachtelten Flashbacks abgehandelt, die wieder zahlreiche Storylines aufwerfen, für die man als Zuschauer aber nur schwerlich großes Interesse aufbringen kann.

"Croatoan. That's the third time I've heard that word."

Die Folge startet mit ehelichem Drama im Hause der Millers. Wieder ist das eingeblendete "Dramatic Re-Enactment" ein geradezu perfekter ironischer Metakommentar für das Ehedrama, das Sarah Paulson und Cuba Gooding Jr. uns hier mit (wahrscheinlich gewolltem) Overacting darbieten (schließlich spielen sie Schauspieler, die schauspielern). Es ist die erste und einzige Szene dieser Episode, in der die Millers sich halbwegs aktiv präsentieren – den Rest der Episode verhalten sie sich auffallend passiv, ja geradezu lethargisch, und lassen sich von Deux-Ex-Machina-Charakteren in Form von Elias Cunningham und Cricket hin und her schubsen.

Es ist Elias, der Shelby und Matt vor einer Attacke des fiesen Schweinemanns beschützt und praktischerweise zur richtigen Zeit am richtigen Ort auftaucht. Sein Auftauchen gibt erste Antworten zur Geschichte des Hauses, das ihm gehörte, bevor die Behörden es zur Versteigerung freigaben und Shelby und Matt es unglücklicherweise erwarben. Er erzählt davon, dass der gesamte Grund von einem Urbösen heimgesucht wird, gegen das selbst die MURDE-Schwestern blass aussehen. Und er erzählt ihnen davon, dass der Blutmond bevorsteht: sechs Tage und sechs Nächte, in denen die Geister die Macht haben, zu töten. Er selbst darf dies am eigenen Leib spüren, als er kurz darauf von einem der Siedlergeister mit Pfeilen getroffen wird und zu Boden fällt (etwas merkwürdig ist ja, dass der Geisterpfeil schon tödlich ist, bevor die Nacht hereingebrochen und der Blutmond aufgegangen ist, aber was soll's). Elias haben wir aber sicherlich noch nicht das letzte Mal gesehen.

"They are all children in need of discipline. Bend them to thy will. Shed their blood. Release the power of the Blood Moon. Thou shalt have their souls enslaved to thee... Thy servants for eternity."

Kaum ist Elias weg, taucht auch schon Cricket auf. So ermüdend die passive Art von Shelby und Matt auch ist, so erfreulich ist das Wiedersehen mit Cricket, der den mit Abstand unterhaltsamsten Teil der Episode darstellt (göttlich: "Oh, that’s my Uber!"). Crickets Vertrauenswürdigkeit ist natürlich zweifelhaft, denn wir Zuschauer, genauso wie Shelby und Matt, sind vollkommen auf ihn und seine Version der Dinge angewiesen. Doch sollte diese stimmen, erfahren wir diesmal in Form eines Flashbacks, dass Mama Butcher aka Kathy Bates vor Jahrhunderten dafür verantwortlich war, dass die Roanoke-Kolonie auf mysteriöse Art und Weise verschwand. Sie vergiftete die Siedler, um sie zu bestrafen und auf ewig Herrin der Kolonie zu werden, und tötete dann sich selbst.

Schließlich überschlagen sich die Ereignisse: Cricket trifft unverhofft auf Flora, die sich aus den Händen der Geister befreien konnte und folgt ihr in den Wald, wo er von Mama Butcher und ihrer Gefolgschaft gefangen genommen wird. Unterdessen warten Shelby und Matt in ihrem Haus bis die Nacht hereinbricht (Stichwort: passiv). Während Shelby auf dem Sofa schläft, wird Matt von Lady Gaga aka Scáthach zu sich gerufen und verführt. Hier ist der Wechsel zur Dokumentarfilm-Ebene interessant, in der wir deutlich sehen, wie André Hollands Matt förmlich leuchtet, als er von seiner erotischen Begegnung mit Scáthach erzählt, obwohl er kurz zuvor behauptet, er sei unter einer Art Bann gestanden. Wir erfahren, dass Scáthach von den keltischen Druiden und römischen Besetzern abstammte und als blinde Passagierin in die Neue Welt kam. Als die Soldaten sie fanden, wollten sie sie als Hexe verbrennen in dem Glauben, sie sei daran schuld, dass es so viele Probleme während der Schiffsreise gab. Doch Scáthach machte ihnen den Garaus und floh in die Wildnis und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Was genau sie nun ist, ist unklar: eine unsterbliche Druidin oder Hexe? Eine Dienerin der Alten Götter? Oder auch ein Geist?

"The old magic and New World created something new. Something original.

In der Gegenwart sind Matt und Lady Gaga wild bei der Sache, als plötzlich Hilfeschreie ertönen und Matt klar wird: Stimmt, Shelby gibt's ja auch noch. Und während Scáthach frustriert zurückbleibt, stellen sich Matt und Shelby Mama Butcher und ihren Leuten und erhalten dank Priscillas beherztem Eingreifen Flora wieder. Dafür wird Cricket auf die ekligste und brutalste Art und Weise ausgeweidet (RIP)… und der Blutmond hat gerade erst begonnen.

Episode #6.04 Chapter Four etabliert diverse Hintergrundstories zur Roanoke-Kolonie, Scáthach und den früheren Bewohnern des Landhauses, doch mit diesen Abschweifungen kehrt die Serie wieder zum Hauptproblem zurück, dass sie zahlreiche Geschichten zu erzählen beginnt, keine aber so richtig konsequent verfolgt. Und als Zuschauer, der schon fünf Jahre "American Horror Story" hinter sich hat, weiß man, dass es sich einfach nicht lohnt, in irgendwelche Charaktere wirklich zu investieren – sie werden an einem Punkt eh links liegen gelassen oder sterben. So werden Shelby und Matt zu passiven Nebenspielern reduziert, von Lee hört man bis auf eine kurze Erwähnung gar nichts mehr, und Cricket muss den Löffel abgeben (schnief). Dieses Tohuwabohu kann allenfalls als durchschnittliche Folge bezeichnet werden, nicht mehr, nicht weniger. Für mehr muss die Serie möglichst bald mehr liefern.

Maria Gruber - myFanbase

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