Bewertung

Review: #6.08 Kapitel 8

Foto: Cuba Gooding Jr., American Horror Story: Roanoke - Copyright: 2016 Fox and its related entities. All rights reserved.
Cuba Gooding Jr., American Horror Story: Roanoke
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Nachdem Shelby und Dominic zum x-ten Mal einer ganzen Armee übernatürlicher Kreaturen davongekommen und ins Bad geflüchtet sind, konstatiert Shelby hilflos-verzweifelt: "We're back where we started." Damit spricht sie aus, was sich der Zuschauer fast während der gesamten Episode über denkt: Wir sind da, wo wir schon einmal waren. Alles schon mal gesehen. Und leider ist es das zweite Mal auch nicht besser. Episode #6.08 Chapter Eight setzt ihren erzählerischen Fokus leider genau auf die größte Schwäche der Staffel, nämlich die kannibalistischen Polks, und tut sich damit keinen Gefallen. Über weite Teile der Folge hinweg ist man mehr gelangweilt als gespannt und ist am Ende froh, als endlich die Credits über den Bildschirm flimmern.

"We're just actors. We play pretend. Nothing we do is real!"

Bereits in der Review zu #6.05 Chapter Five erklärte ich, dass die Polks im Endeffekt überhaupt keinen erzählerischen Mehrwert für die Story haben und das ändert sich auch diesmal nicht. Mama Polk, Jether und der Rest der Sippe sind vollkommen uninteressante Charaktere, die einzig und allein dazu dienen, Ekelmomente und Horrorszenarien zu kreieren. Audrey, Monet und Lee in den Händen der Polks, das ist ein einziger Kreislauf von Drohungen und Schreien, Menschenfleisch und Zähne ziehen. Viele der Szenen fühlen sich schlichtweg an wie Füllermaterial, um die Laufzeit voll zu bekommen. Einzig Audreys Hysterie und Sprüche ("I paid good money for these teeth!") regen hier das ein oder andere Mal zum Lachen an, aber das war's auch schon.

Wer das Polk-Segment quasi im Alleingang trägt, ist jedoch eine andere: Adina Porter aka Lee. Porter bewältigt die recht einförmigen Dialogzeilen mit Bravour, holt alles raus, was es rauszuholen gibt und porträtiert die berechnende, manipulative und zu allem entschlossene Powerfrau Lee sehr überzeugend. In einem klassischen Geiselszenario versucht Lee irgendwie, an Jether (fast unerkennbar: Finn Wittrock) heranzukommen – zuerst mit mütterlichen Ambitionen, dann mit dem Appell an seine Ruhmsucht und letztlich sexuell. In ihrem einzigen Moment der Schwäche gesteht sie dabei den Mord an Mason, was hier tatsächlich als überraschende Wende kommt. Doch dass Lee ihren Ex-Mann umgebracht hat, passt letztlich zu ihrer resoluten Art und ihrer Unerschrockenheit, bis zum letzten zu gehen.

Und Lee geht bis zum letzten: Sie überwältigt Jether und killt ihn eiskalt, dann befreit sie Audrey (die zuvor mehr oder weniger von Monet im Stich gelassen wurde), die wiederum in einem Anfall der Rage Mama Polk den Schädel einschlägt. Die beiden Frauen retten sich in die Shaker Mansion, doch da sieht es bisweilen auch düster aus…

"How are we gonna go up against that 'Paranormal Activity' shit, there's no way!"

Düster, denn: Das geradezu absurde Sammelsurium an übernatürlichen Kreaturen, das im Anwesen wohnt, jagt Shelby und Dominic durchs Haus, während Mama Butcher und ihre Leute von draußen mit ihren Fackeln kommen. Spätestens als der Schweinemann, die "MURDE"-Schwestern UND das "Ring"-Mädchen alle AUF EINMAL auf die beiden losgehen, ist es wirklich unfreiwillig komisch. Zum Glück werden Cuba Gooding Jr. aka Dominic wenigstens noch ein paar witzige Oneliner in den Mund gelegt, die zeigen, dass die Autoren sich hier wahrscheinlich (hoffentlich) selbst nicht ganz ernst nehmen und eine Prise Humor an den Tag legen können ("All I wanted is my own show." Armer Dom).

Doch mit dem Humor ist Schluss, als Shelby am Ende ihrer Kräfte steht. Sie wurde gejagt, malträtiert, ihr Herz einmal durch den Fleischwolf gedreht, ist zur Mörderin geworden, und letztlich zum Opfer ihrer selbst. Shelby ist vollkommen verzweifelt ob der Tatsache, dass sie Matt getötet hat und sie besitzt nicht mehr die Kraft, sich gegen die schier unüberwindbaren äußeren Umstände ein zweites Mal aufzulehnen. Denn sie weiß bereits, dass sie, selbst wenn sie den Blutmond überleben sollte, danach kein richtiges Leben mehr führen könnte. Nicht nach ihrer Tat, nicht ohne Matt. Ihr Selbstmord ist daher der einzige Ausweg für sie.

"Let me in! Let me in! Let me in!"

So sind es am Ende nur noch drei: Dominic, der sich resigniert im Bad eingesperrt hat, und Audrey und Lee, die sich aus den Händen der Polks befreien konnten – und die mit Entsetzen das Blutbad in der Shaker Mansion entdecken. Dominic kann letztlich noch so sehr versuchen, zu erklären, was passiert ist – er findet kein Gehör bei Audrey und Lee. Die Frauen wenden sich eiskalt gegen ihn und sperren ihn aus, liefern ihn somit direkt dem Schweinemann ans Messer. Tja, und da sind es nur noch zwei (plus Monet, die irgendwo im Wald herumstackst). Doch so sehr das Duo Audrey/Lee in dieser Episode auch funktioniert, eines ist klar: Lee ist Audrey haushoch voraus. Und wenn eine diesen ganzen Wahnsinn überlebt, dann setze ich mein Geld auf Lee.

Mit Wes Bentley an der Haustür entlässt uns diese sehr langatmige Episode letztendlich in die Credits. Leider sieht es so aus, als würde der Höhepunkt in Episode #6.06 Chapter Six ein vereinzelter bleiben. Nachdem bereits #6.07 Chapter Seven im Vergleich dazu qualitativ abfiel, sinkt diese Episode nochmal um einiges ab und liefert wenig bis kaum Spannendes und viele sinnfreie Ekelszenen. Zu loben sind Adina Porter, die schauspielerisch viel trägt, sowie der vereinzelt gesäte Humor, der all diese sinnlosen Ekelszenen ein wenig aufzulockern vermag. Das ist dringend nötig, denn die Aussicht auf ein weiteres Wiedersehen mit den Polks schürt nicht gerade die Hoffnung auf das nächste Kapitel.

Maria Gruber - myFanbase

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