Bewertung

Review: #5.16 Menschenwelt

#5.16 Menschenwelt beginnt an der Stelle, an der die vorige Folge endete. Eine Seltenheit bei "Angel", aber in diesem Falle durchaus angebracht. Bereits nach wenigen Worten realisiert Wesley, dass Fred nicht mehr existiert und er sich stattdessen dem Dämon Illyria gegenüber sieht. Beide scheinen für einen Moment mit der Gesamtsituation überfordert. Wesley fängt sich jedoch sehr schnell und scheint bereits akzeptiert zu haben, dass Fred für immer von ihm gegangen ist, als Illyria ihm erklärt, dass sie keinen Einfluss auf ihre neue "Hülle" hat. Erst als er sich mit Angel und Spike austauscht, scheint auch Wesley einen Hauch von Hoffnung zu entwickeln, der jedoch unmittelbar zerstört wird, als wir erfahren, dass Freds Seele zerstört wurde. Ziel ist es nun, Illyria aufzuhalten, bevor sie noch größeren Schaden anrichten kann.

Diese Folge dient weder dazu, zwischenmenschliche Beziehungen weiterzuentwickeln, noch dazu die Story an sich weiterzubringen. Vielmehr halte ich #5.16 Menschenwelt für eine ausgiebige Einführung des Charakters Illyria. Wir erfahren Dinge über ihr voriges Leben, die damalige Welt, ihre Pläne in der Gegenwart und wir erleben, wie mächtig sie ist. Sie schafft es ohne Probleme sowohl gegen die ganze Gruppe als auch gleichzeitig gegen Spike und Angel zu kämpfen – und zu siegen. Gleichzeitig erkennen wir jedoch auch, dass sie nicht ganz so unantastbar ist, wie es uns zu Anfang erschien. Die Tatsache, dass ihr Tempel zerstört und der Aufbau ihrer Armee nicht möglich ist, scheint sie "emotional" (sofern man bei Illyria von Emotionen sprechen kann) sehr mitzunehmen und aus der Bahn zu werfen. Ein gutes Zeichen für Angel und Co., da sie ansonsten nicht den Hauch einer Chance gegen Illyria (und ihre Armee) gehabt hätten. Bereits in dieser Folge – bzw. am Ende dieser Folge – lässt sich erkennen, dass für Illyria doch noch Hoffnung besteht und sie nicht das un"menschliche" und unnahbare Wesen ist, für das ich sie anfangs hielt. Dies lässt sich besonders in der letzten Szene erkennen, als Illyria in Freds Büro zurückkehrt, sich dies selber nicht erklären kann und Wes gegenüber gesteht, dass es für sie keinen Ort gibt, an den sie sonst gehen könnte.

Ich finde, dass Wesley inzwischen etwas zu viel Elend erlebt hat. Jeder der Charaktere hatte seine große "Leidensgeschichte" und im Falle von Wesley war diese bereits vor der fünften Staffel extremer als die der meisten. Die Entführung Connors, die Nahtoderfahrung, die Tatsache, dass er daraufhin von all seinen Freunden im Stich gelassen wurde und die beinahe Tötung durch Angel haben Wesley sehr geprägt und es hat sehr lange gedauert, bis er wieder als der (mehr oder weniger) "alte" Wes zum Team gehörte. Er war endlich auf dem Weg zu richtigem Glück mit Fred und dann passiert so was… Meiner Meinung nach vielleicht etwas zu viel.

Ich finde jedoch, dass Alexis Denisof die Rolle des Gequälten und Trauernden sehr, sehr gut spielt. Besonders gefallen hat mir eine der letzten Szenen dieser Folge, als Illyria ihn um Hilfe bittet, er einwilligt und sie ihn daraufhin fragt, ob er einwilligte, weil sie aussieht wie Fred, was Wesley natürlich bejahen muss. Denisof gelingt es, all den Schmerz, die Qual und Trauer in dieses eine einzige Wort ("yes") zu legen und wirkt dabei sehr überzeugen.

Auch Amy Ackers Leistung finde ich atemberaubend. Wie sie praktisch von dem einen auf den anderen Moment in der gleichen Serie eine so verschiedene Rolle spielen kann – unglaublich! Ihre Stimme, ihre Gestik, ihr Auftreten…alles so ganz anders als Winifred Burkle. Durchaus sehr beeindruckend. Vor allem der Moment, als sie Wesley die Erinnerung Freds zeigt. Grandios!

Für mich ist das Highlight dieser Folge der Moment, in dem Wesley Knox erschießt. Ohne Vorwarnung, ohne großes Gerede, einfach erschossen. Finde ich nachvollziehbar und verständlich und ich bin froh, dass Knox somit endlich von der Bildfläche verschwunden ist. Obwohl seine Anbetung und Zuneigung gegenüber Fred ehrlich und real waren, so hasse ich ihn natürlich dafür, was er getan hat und ich wünschte, er hätte eine andere Person als "würdig genug" erachtet.

An dieser Stelle möchte ich etwas genauer auf Cordelia und Fred bzw. die Tode der beiden eingehen, da es mir von Anfang an nicht gefallen hat, wie Cordelia in der fünfte Staffel behandelt wurde. Anfangs war es mir nicht wirklich bewusst, aber je mehr die fünfte Staffel voranschritt, desto unglaubwürdiger fand ich die ganze Koma-Geschichte. Ich mein, okay, es hatte einen Grund, dass Cordelia nicht gezeigt wurde, aber man hätte doch wenigstens mal über sie reden können! In den ganzen Folgen wird sie nicht ein einziges Mal erwähnt, keiner scheint sich wirklich zu kümmern und trauern tut erst recht keiner. Cordelia ist einfach weg und keinen stört's. Habe schon die Befürchtung gehabt, dass das ihr Ende ist und sie niemals einen würdigen Abschluss bekommt. Gott sei Dank hat sich das dann aber mit der zwölften Folge der fünften Staffel geändert und sie bekam ihr würdiges Ende. Was mich dann aber ab dieser Folge ärgerte: noch immer stört es keinen! Keiner trauert, keiner erwähnt es, keiner vergießt auch nur die kleinste Träne. Als wäre sie irgendeine unwichtige Person gewesen! Das hätte man wirklich irgendwie besser machen können. Vor allem jetzt, wo wir sehen, wie das Team auf Freds Tod reagiert. Ich bin mehr als froh, dass wenigstens ihr Tod anständig thematisiert und mit den nötigen Emotionen untermalt wurde. Gerade am Ende dieser Folge sieht man, wie Freds Tod jedem einzelnen zusetzt und Wesley ist ja sowieso außer sich. So gehört sich das. Angemessene Trauer um eine geliebte verstorbene Person. Für Cordelia gab es nicht einmal eine Beerdigung…

Fazit

Eine eher durchschnittliche Folge, die wir nach den ganzen Emotionen der letzten Folge aber auch durchaus gebrauchen können. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Einführung Illyrias und in den Nebenhandlungen wird die angemessene Trauer der Hauptcharaktere über Freds Lebensende thematisiert.

Jenny B. - myFanbase

Die Serie "Angel - Jäger der Finsternis" ansehen:


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