Review: #1.11 Verdacht
In dieser Episode dreht sich eigentlich alles um das Wort Vertrauen. So kann Oliver gar niemandem Vertrauen und gerät deswegen in Streit mit Diggle und auch Thea hat schon länger das Vertrauen in ihre Mutter verloren und konfrontiert diese nun auch damit.
"I can be wrong, the list isn't. Now I gonna have a appointed conversation with Mr. Gaynor tonight, we'll see, was he has to say about it."
Der Fall der Woche ist dieses Mal vor allem deswegen spektakulär, weil Diggles ehemaliger Kommandant und Mentor darin verwickelt ist und Diggle ihm fast blindlings vertraut, was unter dem Umstand, dass Gaynor ihm in Afghanistan das Leben gerettet hat, auch absolut verständlich ist. So kommt es fast zwangsläufig zu einem Bruch zwischen Oliver und Diggle, doch dazu später mehr. Der Fall an sich war spannend aufgebaut, hat aber vor allem durch den Einblick in den Charakter Diggle, sowie den daraus entstehenden Konflikt mit Oliver überzeugt, was jedoch aber sicher auch Absicht der Autoren war.
Gut gefallen hat mir das Zusammenspiel zwischen Diggle und Gaynor, vor allem deswegen weil man auch von Seiten Gaynors merkt, dass er Diggle doch sehr gut kennt und er ihm in gewisser Weise auch am Herzen liegt. Dies kommt vor allem in einer Szene zum Ausdruck. Nämlich als Diggle und Gaynor zusammen einen Kaffee trinken und Carly sie bedient. So fällt Gaynor sofort auf, dass Diggle und Carly mehr verbindet als nur Verwandtschaft und Freundschaft und auf Diggles Einwand, dass Carly seine Schwägerin ist, versucht Gaynor ihm klarzumachen, dass sein Bruder tot ist und Diggle, wenn er Gefühle für Carly hat, diese nicht verstecken muss. Diese Gefühle helfen Ted Gaynor schließlich auch Diggle zu überzeugen bei seinem Vorhaben mitzumachen. Auch hier wird klar, dass Gaynor Diggle kennt, denn er weiß, dass dieser nie freiwillig bei einem Überfall mitmachen würde, also benutzt er Carly als Druckmittel. Auch Diggle kennt Gaynor sehr gut, denn auch wenn er zu Anfang vehement bestreitet, dass dieser etwas mit den Überfällen zu tun hat, merkt er doch relativ schnell, dass irgendetwas in dieser Firma nicht stimmt und sein alter Freund sicherlich etwas damit zu tun hat. Klar wird dies vor allem, als Diggle zu Oliver sagt, dass er nächstes Mal doch bitte vorsichtiger sein soll, wenn er jemandem eine Wanze zusteckt. Diggle war sich also vollkommen im Klaren, dass er durch Oliver überwacht wird und hat nichts dagegen getan. Das spricht dafür, dass er Gaynor durchschaut hat und sich so bewusst die Rückendeckung durch Oliver gesichert hat. Dass Diggle jedoch anfänglich für die Unschuld Gaynors einsteht ist absolut verständlich, schließlich haben die beiden eine gemeinsame Vergangenheit, die auf Vertrauen basiert und Gaynor hat Diggle sogar das Leben gerettet. Da wäre es höchst unrealistisch wenn Diggle Olivers Verdächtigungen einfach so hingenommen hätte, ohne sich zumindest selber zu versichern, ob sein alter Freund schuldig ist oder nicht.
Etwas undurchsichtig jedoch nicht uninteressant war für mich Olivers grenzenloses Vertrauen in die Liste seines Vaters. Eigentlich wurde in den letzten Folgen schon klar, dass Oliver keineswegs an der Richtigkeit der Liste zweifelt, denn wie er in dieser Folge so schön betont, lügt er seine Familie und Freunde wegen dieser an und aus diesem Grund muss er sich schon sehr sicher sein, dass die Liste korrekt ist. In dieser Episode stellt Oliver die Liste jedoch so dar, als stehe sie über allem, als könnte sie sich unmöglich irren. Das heißt alle, inklusive Oliver, können sich irren, die Liste aber nicht. Damit er sich so sicher sein kann, muss zweifelsohne noch etwas vorgefallen sein, von dem der Zuschauer noch keine Kenntnis hat. Und Oliver bestätigt dies ja auch mit der Aussage an Diggle, dass er eine Nachricht von seinem Vater erhalten hat, die die Liste genauer erklärt. Dass er diese Nachricht nicht auf der Insel erhalten hat, lässt neue Frage aufkommen. War Oliver in den letzten fünf Jahren nicht immer auf der Insel? Hat er die Nachricht schon vor dem Schiffsunglück gekriegt und wusste nur nicht was sie bedeutet oder hat er sie womöglich kurz nach seiner Rettung gekriegt? Ich bin gespannt auf die Erklärung dieser Aussage und hoffe auch hier wieder, dass sich die Autoren mit so kleinen Aussagen nicht selber ein Ei legen und sich mit der Inselgeschichte zu sehr verstricken, so dass sie die zum Schluss nicht mehr richtig und für den Zuschauer verständlich auflösen können.
"Diggle the truth is after what happend to me on the island, it's difficult for me to trust anything. But you do and that remind me why I choose you as my partner, it's because you see the best in people."
Der beste Teil der Episode war ganz klar die Beziehung zwischen Oliver und Diggle. Die zwei harmonisieren perfekt miteinander, was sicherlich auch an der guten Chemie zwischen Stephen Amell und David Ramsey liegt. So hat es mir gefallen, dass nun klar wurde, dass sich Oliver Diggle als Partner ausgesucht hat und es nicht einfach eine Folge davon war, dass Oliver Diggle auf Grund seiner von Deadshot zugeführten Verletzung mit in sein Versteck genommen hat. Hier macht sofort auch einer meiner Fragen aus der Episode #1.05 Der Doppelgänger Sinn, denn somit wird klar, dass Oliver die Partnerschaft mit Diggle geplant hat und somit auch seine Verhaftung und das anschließende Auftreten von Diggle als Arrow zum Plan gehörte. Hier haben die Autoren also alles richtig gemacht und mit einer Aussage Olivers die Fragen von damals aufgeklärt.
Schön fand ich auch, dass die beiden einander vertrauen, auch wenn diese Tatsache zu Beginn nicht wirklich klar wird. Doch damit, dass Diggle in Gaynors Gegenwart die Augen offen hält und nach Hinweisen für die Tat sucht, zeigt eigentlich schon, dass er Oliver irgendwie vertraut, wenn dieser der festen Überzeugung ist, dass die Liste sich als korrekt erweist. Trotzdem war es vollkommen natürlich, dass Diggle sich anfangs gegen Oliver stellt, denn schließlich denkt er Gaynor zu kennen, hat mit ihm viel erlebt und hat mich ihm Situationen durchlitten, welche sicherlich das gegenseitige Vertrauen voraussetzen. So kann man es ihm nicht verübeln, dass er mit eigenen Augen sehen will, dass sein Mentor und Freund die Seiten gewechselt hat. Dass er dann jedoch Gaynors Firma unter die Lupe nimmt und nicht einfach weiter behauptet, dass dieser nichts mit den Überfällen auf die Geldtransporter zu tun hat, sagt viel über sein Verhältnis zu Oliver aus.
Von Olivers Seite aus sieht die ganze Sache etwas anders aus. Er kann niemandem vertrauen, was, wenn man seine Erlebnisse in den letzten fünf Jahren betrachtet, auch verständlich ist. Trotzdem hat er Diggle soweit vertraut, dass er ihn in sein Geheimnis eingeweiht hat. Nein mehr noch, er hat ihn zu seinem Partner gemacht und dieser Schritt ist meines Erachtens einer, der ein gewisses Vertrauen für Diggle aufzeigt. Außerdem finde ich, dass es viel über Oliver aussagt, dass er einen Partner möchte, der das Beste in den Menschen sieht. Für mich bedeutet dies, dass Oliver nicht in allem das Schlechte sehen will, dass er grundsätzlich den Menschen im Allgemeinen wieder vertrauen möchte, dies jedoch nach seinem Erlebten nicht oder noch nicht kann und deswegen jemand anderen braucht, der dies für ihn übernimmt. So stellt er in gewisser Weise sicher, dass der menschliche Faktor bei seiner Mission nicht außer Acht gelassen wird und hat vielleicht auch die Hoffnung, dass durch Menschen wie Diggle auch er wieder lernen kann, dass die Welt nicht nur böses zu bieten hat.
"You risk everything to save your friend, someone I warned you about, yet you trusted him, but that trust was misplaced."
Die Inselrückblicke standen auch in dieser Episode im Zusammenhang mit der Gegenwart und der Zuschauer durfte einer der Gründe für Olivers mangelndes Vertrauen erfahren. So hat ihn auf dieser Insel die einzige Person, welcher er ein gewisses Maß an Vertrauen entgegengebracht und für dessen Rettung er ziemlich viel riskiert hat, verraten. Warum Yao Fei so gehandelt hat, macht für mich momentan noch überhaupt keinen Sinn, vor allem da es nicht so aussieht als sei er ein Gefangener von Edward Fyers sondern eher so als handle er aus eigenem Willen. Dies macht jedoch soweit keinen Sinn, dass Fei Oliver schon mehrmals vor Fyers gerettet hat und er somit schon mehrfach die Gelegenheit gehabt hätte, ihn auszuliefern. Man kann über den weiteren Handlungsstrang auf der Insel momentan nur spekulieren, denn die Autoren haben es geschafft, mit dem Cliffhanger in dieser Folge den Zuschauer leicht sprachlos zurückzulassen und ich denke nicht nur ich hoffe, dass wir in der nächsten Folge über den oder die Beweggründe Feis Oliver zu verraten, aufgeklärt werden.
"Remember last week, when I ask you if you thought Mam was acting weird?" – "Yeah" – "I found out why. She's hooking up with Tommys Dad."
Der Handlungsstrang um Moira und Thea führt nicht nur zu einem Bruch in der sehr fragilen Beziehung zwischen Mutter und Tochter, sondern erklärt auch, weswegen Thea schon in der Vergangenheit oft so abweisend gegen ihre Mutter reagiert hat. Denn Thea glaubt nicht nur, dass ihre Mutter in der Gegenwart eine Affäre mit Malcolm Merlyn hat, sondern dass diese Affäre schon in der Vergangenheit einmal Thema war. Eigentlich eine sehr gute Erklärung für Theas Abneigung ihrer Mutter gegenüber, doch führt der Grund meines Erachtens auch dazu, dass Theas Verhalten so sehr oberflächlich wirkt. Bis jetzt bin ich immer davon ausgegangen, dass Thea und Moira so eine angespannte Beziehung führen, weil Thea einfach ein "Papakind" war und so mit ihrer Mutter eigentlich nie wirklich klargekommen ist. Auch ist Thea natürlich ein pubertierender Teenager und in dieser Phase des Lebens tun sich ja bekanntlich Mütter und Töchter oft schwer zusammen. Jetzt stellt sich jedoch heraus, dass Thea ihre Mutter als Lügnerin sieht und das nicht erst seit der Entdeckung, dass Moira und Malcolm momentan irgendetwas verbindet. Wenn also Thea die ganze Zeit geglaubt hat, dass Moira ihren Ehemann und Theas heißgeliebten Vater betrogen hat, hätte meines Erachtens die Beziehung von Mutter und Tochter viel angespannter sein müssen, vor allem nach Robert Queens Tod. So jedoch wirkt Thea eigentlich immer nur wütend, wenn Moira ihr etwas verbietet, kauft sie ihr jedoch ein neues Auto und geht mit ihr einkaufen, kommen die Zwei ganz gut klar. Das alles zeichnet Theas Gefühlswelt sehr oberflächlich. Ich glaube jedoch, nachdem was sie alles bereits durchgemacht hat, darf man sie nicht einfach als normaler, verwöhnter, reicher Teenager abtun, sondern sollte ihr hier schon ein bisschen mehr Kredit zollen.
Moira dagegen handelt, als Oliver sie mit Theas Verdacht konfrontiert, wie eine Mutter und wird damit sehr realistisch dargestellt. Sie weiß um die enge Beziehung, die zwischen Thea und ihrem Vater herrschte und weiß, dass Thea ihn sehr geliebt hat. Dieses Andenken will Moira keinesfalls beschmutzen und nimmt somit die Schuld auf sich und sagt Thea nicht die Wahrheit über Robert und seine Affären. Gleichzeitig lügt sie jedoch Oliver offen ins Gesicht, doch so wie Moira sich in dieser Episode und auch in den vergangenen verhalten hat, tut sie das wahrscheinlich um ihre Familie zu beschützen oder sie denkt wenigstens, dass sie das tut. Und genau diese Liebe zur Familie nützt Malcolm Merlyn gnadenlos aus um Moira für seine Zwecke einzuspannen.
Randnotizen
- Der Handlungsstrang, der die Beziehung zwischen Tommy und Malcolm behandelt, war meiner Meinung langweilig und schon fast überflüssig. Weder Tommy noch Malcolm haben damit mein Interesse geweckt und auch Laurels Eingreifen in die Storyline hat es nicht besser gemacht. Ich hoffe hier werden sich die Autoren noch etwas überlegen, da der Handlungsstrang doch eigentlich ziemliches Potential aufweist.
- Die Chemie, welche dafür umso besser stimmt, ist diejenige zwischen Felicity und Oliver. Wenn auch die Szenen zwischen den beiden immer viel zu kurz sind, so zählen sie doch immer zu den süßesten und witzigsten der ganzen Episode.
Fazit
Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Beziehung zwischen Diggle und Oliver näher beleuchtet wird, und dass sich herausstellt, dass Oliver Diggle nicht einfach zufälligerweise als seinen Partner ausgesucht hat. Auch die gute Chemie der beiden Männer, der spannende Plot im Fall der Woche sowie ein kurzer Einblick in Diggles Vergangenheit können als weitere positive Punkte aufgeführt werden. Einzig der Handlungsstrang um Moira und Thea warf, vor allem wenn man Theas Person betrachtet, einen negativen Schatten auf die Episode. Trotzdem konnte diese im Großen und Ganzen überzeugen und lässt weitere Fragen offen, so dass ich wieder ungeduldig auf die Fortsetzung warte.
Maria Schoch - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Trust But VerifyErstausstrahlung (US): 23.01.2013
Erstausstrahlung (DE): 25.11.2013
Regie: Nick Copus
Drehbuch: Gabrielle Stanton
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