Bewertung

Review: #2.01 Feindliche Übernahme

Foto: Stephen Amell, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Stephen Amell, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Oliver Queen ist endlich zurück und hängt mit diesem Staffelauftakt sogleich seinen Ruf als mordender Selbstjustizler "The Hood" an den Nagel. Nach allem was er durchmachen musste, ist es seine Freundschaft zu Tommy, Diggle und Felicity, die ihn zu dem namensgebenden Helden dieser Serie machen, den wir nun in dieser zweiten Staffel zu Gesicht bekommen werden: Welcome Green Arrow!

"The city still needs saving, but not by The Hood. Not by some vigilante who's just crossing names off a list. It needs something more."

Es ist nicht einfach nach einem so fulminanten Finale wie #1.23 Sacrifice einen Staffelauftakt zu kreieren, der an die Qualität, die Spannungselemente und die emotionalen Charaktermomente anschließen kann. Doch #2.01 City of Heroes kann nicht nur daran anschließen, sondern schafft es gleichermaßen einen stimmigen neuen Ton zu etablieren, von dem man in den kommenden Episoden unbedingt mehr sehen will. Dies ist vor allem der unglaublich grandiosen Dynamik zwischen Oliver, Diggle und Felicity zu verschulden, die bereits in der ersten Staffel unglaublichen Spaß gemacht hat und hier nun perfekt etabliert erscheint, sodass jede gemeinsame Szene ein absolutes Highlight darstellt. Umso schöner ist es natürlich, dass es Diggle und Felicity sind, die Oliver zurück holen und ihm seine (neue) Bestimmung aufs Auge drücken.

Die zweite Staffel knüpft zunächst nicht direkt an die Ereignisse aus dem Staffelfinale an, sondern macht einen Zeitsprung von mehreren Monaten, in welchen ein Großteil der Charaktere aufgrund der letzten Ereignisse (drastische) Veränderungen in ihrem Leben erfahren mussten. Oliver kann den Verlust von seinem besten Freund und seine Verfehlung bei der Rettung der Glades nur damit kompensieren, indem er alles hinter sich lässt und sich zurück auf die Insel begibt. Fernab von der Zivilisation sucht er den Ort auf, der ihn einst zu dem Menschen gemacht hat, der er nun nicht mehr sein will. Tommys Worte, dass Oliver ein Mörder sei, sitzen tief und Oliver kommt nicht darüber hinweg, dass sein bester Freund mit genau dieser negativen Ansicht über ihn gestorben ist. Die letztliche Wandlung vom Selbstjustizler "The Hood", der durch die Brutalität der Insel Mord als bestmögliche Methode ansah, um die Namen von der Liste seines Vaters zu streichen, zu "Green Arrow", der nun für Recht und Ordnung sorgen und dabei auf Mord verzichten will, ist nicht nur nachvollziehbar umgesetzt worden, sondern zeugt, angesichts der Tatsache, dass die Sinneswandlung von Oliver durch Tommys Tod ausgelöst und mit Felicitys und Diggles Hilfe bestärkt wurde, auch von fantastischen Storytelling.

Ebenfalls mehr als positiv zu erwähnen ist die Tatsache, dass Oliver hier von niemandem ein Strick daraus gedreht wurde, dass er einfach verschwunden ist, sondern alle ihm nahstehenden Personen glücklich sind, dass er wieder zurück ist. Alles andere wäre eine schiere Wiederholung der Ereignisse aus Staffel 1 und das hat die Serie – wie uns hier bewiesen wurde – absolut nicht nötig. Somit wird man sicherlich auch nicht mehr allzu sehr den Fokus auf Olivers Doppelleben legen, sondern eher seinen inneren Kampf – Mord oder Gnade - bei der Verbrechensbekämpfung ins Zentrum rücken, was ich persönlich als sehr positiv bewerte.

Und genau aus diesem Grund empfinde ich die letzten Sekunden der Episode als perfekte Inszenierung. Oliver will passend zu dem selbst auferlegten neuen Image seines Alter Egos auch einen neuen Namen finden. Auf Diggles Frage hin, was dieser sein soll, betrachtet Oliver seinen grünen Pfeil. Uns Zuschauern wird daraufhin das Logo der Serie gezeigt, doch Oliver spricht den Namen nicht aus. Noch nicht. Denn so ganz ist er immer noch nicht angekommen. Er wird erst in den kommenden Episoden beweisen müssen, dass er der Superheld "Green Arrow" sein kann und ich bin gespannt, wann er zum ersten Mal diesen Namen selbst aussprechen wird.

"However long I am in this place, you have freed me."

Auch bei der Charakterzeichnung von Thea hat der Zeitsprung ausschließlich positive Auswirkungen. War sie in der ersten Staffel an manchen Stellen noch zu sehr die verzogene Göre, die ihre Grenzen immer wieder austesten wollte, hat sie nun durch das Verbrechen ihrer Mutter und ihre Beziehung zu Roy an Ernsthaftigkeit gewonnen. Und erneut gelingt es den Autoren dabei diese nahezu 180 Grad-Wendung nachvollziehbar zu gestalten, da diese direkt mit den Ereignissen aus der ersten Staffel verknüpft ist. Wunderbar in diesem Zusammenhang ist, dass Roy eben eine solche Wandlung nicht durchgemacht hat, sondern sein altes Verhalten vielmehr verstärkt wurde, was ebenso nachvollziehbar ist. Schon in der ersten Staffel strebte er danach den Verbrechern in den Glades den Kampf anzusagen. Nun, da dort das absolute Chaos ausgebrochen ist, sieht er sein Handeln als noch wichtiger an und setzt dafür sogar seine Beziehung zu Thea aufs Spiel. Dennoch muss die Rolle von Roy hier noch deutlich ausgearbeitet werden, damit für die "Teen Wolf"-Zuschauer unter uns sein dortiger Ausstieg auch gerechtfertigt ist.

Ob man eine solche Sinneswandlung auch bei Moira zu Gesicht bekommen wird, bzw. wie es mit ihrem Charakter überhaupt weitergehen wird, lässt sich nach diesem Auftakt noch nicht genau bestimmen. Sie bereut ihre Taten und aufgrund ihres Geständnisses ist man fast schon gewillt den Weg ihrer Kinder einzuschlagen und ihr alles zu verzeihen. Die Einwohner von Starling City scheinen jedoch nicht so nachsichtig zu sein, sondern brauchen sie vielmehr als Sündenbock. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass wir Susanna Thompson die nächsten Episoden ausschließlich in Gefängniskluft sehen werden, sodass sie sicherlich höchstens der Beihilfe schuldig gesprochen wird und bald schon wieder im Hause Queen residiert. Man darf also gespannt sein, welchen Sinn Moira nun noch erfüllen wird, wenn sie nicht mehr als Antagonistin dient.

Eher randständig wurden in dieser Episode die beiden verbliebenen Mitglieder der Familie Lance gezeigt, deren Leben jedoch auch durch die jüngsten Ereignisse eine ziemliche Wandlung erfahren haben. Laurel rüstet sich für eine persönliche Vendetta gegen "The Hood", da sie nicht allein Malcom Merlyn die Schuld an Tommys Tod gibt, sondern generell dem Kampf zwischen ihm und "The Hood". Dafür hat sie zur Staatsanwaltschaft gewechselt und uns wurde auch sogleich ihr neuer Chef Adam Donner präsentiert. Derzeit hoffe ich, dass er einfach nur als neuer Love-Interest für Laurel fungieren soll - Oliver ist ja glücklicherweise vorerst abgehakt! -, denn die Überführung von Oliver als "The Hood" brauche ich vorerst in der zweiten Staffel nicht. Zu schade, dass genau Laurel die Handlung aufgebrummt bekommt, die mich am wenigsten anspricht, denn gerade mit ihr bin ich immer noch nicht warm geworden. Ganz anders ergeht es mir bei ihrem Vater, der nun wieder zu einem einfachen Polizisten degradiert wurde. Ich wünsche Paul Blackthorne, dass er so schnell wie möglich aus dieser Uniform wieder rauskommt (!!!) und baue dabei auf Oliver, der ihm einen Verbrecher nach dem nächsten liefert, um diese ins Gefängnis zu bringen.

"You've come very far in a few months. Don't beat yourself up."

Die Ereignisse auf der Insel sollten genau die entgegengestellte Wandlung von Oliver Queen zeigen, die er vor Jahren durchgemacht hat, indem er den ersten Menschen, der eine von ihm geliebte Person bedrohte, auf brutale Art ermordete. Ab diesem Zeitpunkt und eigentlich während der gesamten ersten Staffel war Oliver weit entfernt von dem Image eines Superhelden. Er war lediglich ein Soldat, der einen Auftrag erfüllt hat. Die Rückblicke hier zeigen dies noch einmal deutlich, es geht darum zu töten oder getötet zu werden, während Oliver nun bei seiner Rückkehr nach Starling City alles daran setzt dieses Verhalten endlich von sich zu streifen. Doch so schön diese Idee in der Theorie auch sein mag, funktionierte sie in der Umsetzung für mich leider gar nicht. Vielmehr wirkten die Insel-Szenen in dieser Episode gar als störend auf mich. Sie durchbrachen den Erzählfluss zwar nicht wirklich, jedoch reihten sie sich auch nicht reibungslos in den heutigen Handlungsbogen ein.

Entsprechend bin ich eine Person, die der Beförderung von Manu Bennett zum Hauptdarsteller auch eher skeptisch gegenüber steht. Zwar freue ich mich weiterhin mehr aus der Vergangenheit von Oliver Queen auf der Insel zu erfahren und somit die einzelnen Puzzlesteile Stück für Stück zusammen setzen zu können. Aber ich erwarte von den folgenden Rückblicken mehr, als wir hier zu Gesicht bekommen haben.

Persönliche Eindrücke und Randnotizen

  • Katie Cassidy bleibt leider auch in der zweiten Staffel die größte Schwachstelle der Serie, was angesichts der Comic-Vorlage und ihrer Stellung darin natürlich umso dramatischer ist. Aber jeder Blick zwischen Stephen Amell und Emily Bett Rickards besitzt mehr Chemie, als alle eigentlich schön geschriebenen Szenen zwischen Katie Cassidy und ihm. Aus meiner Sicht wäre es ein großer Vorteil ihre Screentime auf ein Minimum zu senken oder sich gar gänzlich des Charakters zu entledigen.
  • Ich plädiere dafür, dass Oliver ab jetzt in jeder Episode mindestens zwei Mal das Leben von Felicity rettet!
  • Auch wenn Oliver die Liste seines Vaters vorerst ad acta legen will, hoffe ich inständig, dass diese noch weiter Bestandteil der Serie bleiben wird. Die Bedeutung der Liste ist für mich mit der Sprengung der Glades noch längst nicht vollkommen und es gibt von meiner Seite einfach noch zu viele offene Fragen dazu.
  • Summer Glaus erster Auftritt war schon mal vielversprechend und ich liebe sie jetzt schon als potenzielle neue Antagonistin der Staffel. Ebenso verspreche ich mir einiges von der "Rückkehr" von Walter Steele und seiner Zusammenarbeit bei Oliver.
  • DC-Anspielungen: Wir bekommen einen ersten Blick auf die Superheldin Black Canary, die in der Comic-Vorlage sowohl das Alter Ego von Dinah Drake Lance, als auch von Dinah Laurel Lance ist. Laurel vermute ich hinter ihr jedoch nicht, sondern würde eher auf ihre vermeintlich tote Schwester und oder einen ganz anderen Charakter tippen, der nicht in Verbindung mit der Familie Lance steht. Ich bin gespannt, ob Roy Harper sich nun zunächst erst mal an sie, anstatt an Oliver halten wird. Außerdem wurde in den Nachrichten von S.T.A.R. Labs gesprochen, eine Forschungseinrichtung, welche in den Comics ohne Verbindungen zur Regierung oder zur Wirtschaft agiert.
  • Diggles bester Spruch: " I would have emailed, but this isn't exactly an wifi hot spot."
  • Felicitys bester Fangirl-Moment: Ihr Blick auf die "salmon ladder" mit dem Ausspruch "I like watching you do that." – Oh ja! Das tun wir alle!

Fazit

Ein wunderbarer Auftakt, der die Weichen für die sicherlich etwas neuausgerichtete zweite Staffel mit Rückbezug auf die Entwicklungen in der ersten Staffel fantastisch gestellt hat. Vor allem das Dreier-Gespann aus Oliver, Diggle und Felicity trumpft mit gewohntem Spaß auf und bekommt zusätzlich noch einen ganz neuen Charme, da die Beziehung zwischen ihnen noch enger, vertrauter und ehrlicher wirkt! Sollte es so weitergehen, erwartet uns erneut eine grandiose Staffel voller Spannung und vor allem auch Spaß!

Annika Leichner - myFanbase

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