Bewertung

Review: #2.16 Selbstmordkommando

Foto: David Ramsey, Arrow - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
David Ramsey, Arrow
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In dieser Folge steht für einmal nicht Oliver und das Team Arrow im Mittelpunkt, sondern es dreht sich fast alles um John Diggle. So erfahren wir etwas aus seiner Vergangenheit, ein bisschen mehr über seine frühere und jetzige Beziehung zu Lyla Michaels und es gab, zu meiner großen Freude, auch ein Wiedersehen mit Diggles Erzfeind, Deadshot.

"When was the last time you actually slept?" – "Right before I found out, that Slade Wilson is still alive."

Obwohl diese Episode Diggle in den Fokus stellt, möchte ich mit dem Teil beginnen, welcher sich um Oliver und Starling City dreht. Da der wöchentliche Bösewicht dieses Mal nicht Olivers Problem ist, hat man sich bei seinem Handlungsstrang einerseits auf die Suche nach Slade und andererseits auf die Beziehung zwischen Oliver und Sara konzentriert, wobei mir vor allem letzteres sehr gut gefallen hat. Gab es hier doch schöne Charaktermomente und es wurde wieder einmal der innere Kampf zwischen Oliver und Arrow thematisiert. So ist Oliver regelrecht besessen davon, Slade zu finden, was natürlich auch mehr als verständlich ist, da dieser ihm versprochen hat, dass er ihm den gleichen Schmerz zufügen wird, wie Oliver ihm, indem er für Shados Tod verantwortlich ist. Da Slade nun auch bei Olivers Familie Zuhause aufgetaucht ist, macht sich dieser natürlich Sorgen um seine Mutter und seine Schwester. Doch auch Laurel, Sara und Felicity kommen für Slades Rache in Frage, so dass alle bestmöglichst beschützt werden müssen. Hier lässt Oliver zwar Hilfe zu, indem er Roy vertraut, Thea zu beschützen, Sara kann auf Laurel aufpassen und Diggle kümmert sich um Felicity, während Oliver alle seine Quellen ausschöpft, um festzustellen, wo sich Slade aufhält. So eine Quelle scheint auch Amanda Waller zu sein, bei der schon zu Anfang der Folge klar wird, dass sie genau weiß, was Diggle und Oliver in den Nächten treiben. Dass Oliver sie jedoch aufsucht und um Hilfe in Sachen Slade bittet, hat mich nun doch erstaunt, vor allem dass sie scheinbar auch die Geschichte dieser beiden Männer sehr gut kennt. Hier wurde also wieder einmal kurz vor Ende der Episode schön Spannung aufgebaut und der Zuschauer wurde mit einer Reihe von Fragezeichen zurückgelassen. Bei solchen Cliffhangers dürfen sich die Macher der Serie sicher sein, dass alle Zuschauer auch in der kommenden Woche den Fernseher einschalten werden.

Weiter als das geht jedoch Olivers Vertrauen nicht, was vor allem Sara schwer trifft, die ihrem Freund nicht nur als Beschützerin von Laurel zur Seite stehen möchte, sondern ihn physisch wie auch emotional in dem Kampf gegen Slade unterstützen will. Dass Oliver sich ihr überhaupt nicht öffnet, sich völlig von ihr zurückzieht und sie überhaupt nicht in sein Vorgehen einbezieht, verletzt Sara natürlich einerseits weil sie und Oliver eine Beziehung führen und sie möchte, dass er ihr auch in dieser Hinsicht vertraut und andererseits, weil sie sich sicherlich in gewisser Weise die Schuld an den Geschehnissen gibt, schließlich lebt sie noch, weil Oliver sich für sie und damit gegen Shado entschieden hat. Doch genau dieser Punkt ist es auch, der Oliver davon abhält, sich Sara mitzuteilen und sie auch im Kampf gegen Slade zu seiner Partnerin zu machen. Denn Oliver hat Angst, dass er Sara dadurch noch mehr in Gefahr bringen wird, dass er sie so Slade auf dem Silbertablett präsentieren wird und dieser ihm nun die Person wegnimmt, die ihm damals auf der Insel wichtiger gewesen ist, als Shado. Die Szene in der Oliver in gewisser Weise vor Sara einen Zusammenbruch erleidet und ihr gesteht, dass er nicht weiß, wie er Slade stoppen soll, gehört für mich zu den besten der ganzen Episode. Hier lässt Oliver seine Arrow Maske, aber auch den Schutz, welcher er sonst um sich herum aufgebaut hat, fallen und kehrt für Sara sein Innerstes gegen Außen. Hier zeigt sich, dass er ihr wirklich vertraut, vielleicht auch gerade deswegen weil sie so genau weiß, was er durchgemacht hat, da es ihr ähnlich ergangen ist und sie genau wie er, häufig eine Maske trägt.

"This is no Task Force, let's call it, like it is. Welcom to the Suicide Squad."

Der Fall als solches drehte sich um Diggle, Lyla und das sogenannte Suicide Squad, über welches es inzwischen sogar Spin-Off Gerüchte gibt, was ich nebenbei gesagt, ziemlich interessant und spannend fände. Die Idee Gefangene unter Kontrolle, hier ist es eine im Kopf eingebaute Bombe, inoffiziell für die Bekämpfung des Bösen einzusetzen, ist nicht neu, funktioniert hier aber sehr gut, was natürlich meiner Ansicht nach vor allem an Deadshot liegt, da die anderen Charaktere sehr nebensächlich behandelt wurden und zu wenig Tiefe erhalten haben. In einem Spin-Off , in welchem diese Charaktere im Mittelpunkt stehen würden, wäre diese Charakterarbeit sicherlich vorhanden und so wäre hier sicherlich Potential vorhanden. Denn wie in dieser Folge am Beispiel von Deadshot gezeigt wird, ist auch bei einem Auftragskiller wie ihm nicht alles schwarz und weiß, hat er doch eine Tochter, die er zu vergöttern scheint. Und auch bei den Leitern des Teams tun sich doch einige Grauzonen auf, denn plötzlich bekommt auch Lyla Skrupel, als sie merkt, dass Amanda Waller die Verbrecher nur benutzt und sie nach Beendigung ihres Auftrages umbringen wird.

Der Fall für sich alleine war mäßig spannend, im Zusammenhang mit Lyla und Diggles Beziehung, mit dem Auftauchen von Deadshot und mit den Flashbacks in Diggles Armeezeit konnte er jedoch voll überzeugen und ich denke genau darum ging es den Autoren auch. So hat man einen Bösewicht hervorgeholt, dem Diggle in Afghanistan einmal das Leben gerettet hat, bei dem Einsatz, bei welchem er auch seine zukünftige Frau kennengelernt hat. Hervorragend durchdacht und somit harmonierten die Szenen aus der Vergangenheit perfekt mit den Szenen aus der Gegenwart. Dass Diggle bei diesem Einsatz einem Waffenhändler das Leben gerettet hat, sagt viel über seine innere Einstellung gegenüber dem Töten aus, welche wir bereits im Zusammenhang mit Arrows Taten, sowie in dieser Folge im Zusammenhang mit Amandas Umgang mit dem Suicide Squad, kennenlernen durften. Diggle ist ein absoluter Gegner der Selbstjustiz und glaubt an das Rechtssystem und daran, dass jeder von diesem seine gerechte Strafe erhält, welche er verdient hat. Sicherlich steht diese Einstellung auch im Zusammenhang damit, dass er während dem Militär gezwungen war, Menschen zu töten und weiß, wie schwer man so etwa verarbeiten kann. Und auch das wird in dieser Episode thematisiert, nämlich rettet Diggle seinem Gefangen zwar das Leben, muss im Gefecht aber einen Aufständischen umbringen, welcher sich später noch als halbes Kind entpuppt, was Diggle schwer beschäftigt. So haben wir in diesem Fall unglaublich schöne Einblicke in Diggles Charakter erhalten, welche ihn umso sympathischer machen, welche aber auch zeigen, wie er zu dem Mann wie wir ihn heute kennen, geworden ist. Ein Mann mit einer enormen Charakterstärke, einer Einstellung, mit der er sich nicht zurückhält und vor allem einer enormen Loyalität seinen Freunden gegenüber.

"It's like I didn't know you anymore Lyla"

Über die Beziehung von Diggle und Lyla waren nicht nur Oliver und Felicity sondern auch der Zuschauer relativ lange im Unklaren. Erst in der Folge #2.06 Die Kunst des Kriegens erfährt man überraschenderweise, dass Diggle und Lyla verheiratet waren. Am Ende dieser Episode finden sie dann auch wieder zusammen und beginnen eine erneute Beziehung, viel mehr hat man von den beiden aber nicht erfahren. So war es natürlich jetzt umso schöner, zusätzlich zum Einblick in diese nicht ganz einfache Beziehung, auch gleich mitzubekommen, wie sie sich damals kennengelernt haben. Was in den Rückblicken klar wird, ist dass Lyla schon damals eine taffe, starke Frau war, die ihren Instinkten vertraut und sich in einer Welt, die von Männern dominiert wird, durchzusetzen vermag. Diese Eigenschaften haben ihr sicherlich geholfen sich in der Organisation A.R.G.U.S. so zu positionieren, dass sie auch wegen Wiederhandlungen gegen Amanda Waller, nicht gleich gefeuert wird. Denn wie schon in #2.06 Die Kunst des Krieges angedeutet, scheint Lyla für Amanda eine wichtige Rolle in der Organisation zu spielen, hätte sie sonst nicht alles in ihrer Macht stehende getan, um Lyla aus dem russischen Gefängnis zu befreien.

Die Beziehung zwischen Diggle und Lyla gefällt mir eigentlich ganz gut, merkt man doch wie sehr sich die zwei lieben und wie viel sie einander bedeuten, doch ist niemand von beiden bereit seine Prinzipien für den anderen einfach so über Bord zu werfen. Diese Eigenschaft macht beide in ihren jeweiligen Positionen viel glaubhafter, führt aber natürlich zu Meinungsverschiedenheiten, die sicherlich mit einer Liebesbeziehung nicht ganz einfach zu vereinbaren sind. Dies wird während dem Einsatz mit dem Suicid Squad mehrmals klar, als sich Lyla und Diggle über das Vorgehen von Amanda Waller streiten. Lyla verteidigt, verständlicherweise, ihren Arbeitgeber und damit ihre Vorgesetzte, da sie an das glaubt, was A.R.G.U.S. tut, würde sie sonst nicht für diese Organisation arbeitet. Diggle hingegen sieht als Außenstehender einiges anders und hält, auch verständlicherweise, dagegen, dass es falsch ist, Leute einfach so umzubringen, auch wenn es sich dabei um Verbrecher handelt. Am Schluss sieht aber dann auch Lyla ein, dass Amanda zu weit geht und ist dann auch sofort bereit, die Befehle ihrer Vorgesetzten nicht mehr auszuführen und einen anderen Plan zu verfolgen, was Charakterstärke zeigt und auch bedeutet, dass Lyla ganz sicher keine Mitarbeiterin von A.R.G.U.S. ist, die blind Befehle ausführt. So war es am Schluss schön zu sehen, dass sie und Diggle versuchen die Hindernisse zu umgehen und ihre Beziehung weiterverfolgen wollen. Ich denke nämlich Lyla könnte das ein oder andere Mal noch ganz hilfreich für Team Arrow werden, vor allem da sie so etwas wie ein Bindeglied, zu der doch noch eher undurchsichtigen und unsympathischen Amanda Waller, sein könnte.

"That girl needs a fahter." – "No not this father. The best thing I can do for her life: not be in it."

Die Highlights der Episode waren aber definitiv die Szenen zwischen Diggle und Deadshot, die man zeitweise sogar als Annährung bezeichnen könnte. So werden die zunächst giftigen und ironischen Bemerkungen von beiden Seiten plötzlich zu einem ernsthaften Gespräch, in welchem Diggle versucht mehr über den Mörder seines Bruders herauszufinden, indem er dessen Tochter zur Sprache bringt. Und anstatt völlig dicht zu machen, öffnet sich Deadshot sogar ein kleines bisschen, indem er Diggle antwortet, dass seine Tochter ganz sicher keinen Vater wie ihn in ihrem Leben braucht. Etwas was sich fast wie Reue für seine grausamen Taten anhört. Später als Diggle Deadshot rettet, ist dies sicherlich zum Teil berechnend weil er noch Informationen zum Tod seines Bruders von ihm haben möchte, zum anderen Teil geht es um Diggles Prinzipien und zu einem dritten Teil hatte ich aber auch das Gefühl, dass Deadshots Schmerz aus dem vorigen Gespräch zu Diggle durchgedrungen sind und er ihm in gewisser Weise helfen will.

Verwundert hat mich hier eigentlich nur, dass der Tod von Diggles Bruder zwischen den beiden so gar kein Thema war. Nach der Aussage von Deadshot in #2.06 Die Kunst des Kriegens war ja Andy nun kein Opfer, weil Deadshot sein eigentliches Ziel verfehlt hatte, sondern er war das Ziel und er gibt Diggle sogar den Namen des Auftraggebers: H.I.V.E. Eigentlich habe ich gedacht, dass Diggle Deadshot bei der nächsten Gelegenheit dazu zwingen wird, mehr Informationen über den Auftragsmord von Andy preiszugeben, doch dem war nicht der Fall und hier frage ich mich, ob dies ein Versäumnis der Autoren war, ob das zu einem späteren Zeitpunkt thematisiert wird oder ob Diggle sich einfach sicher ist, dass Deadshot nicht mehr weiß, als er ihm bereits gesagt hat. Auf jeden Fall hoffe ich, dass wir, als Zuschauer, hier in Zukunft doch noch die eine oder andere Informationen bekommen werden. Natürlich darf Deadshot auch gerne noch vermehrt auftauchen, denn er und Diggle zusammen funktionieren für mich einfach hervorragend.

Randbemerkungen und persönliche Notizen

  • Irgendwie habe ich mich gefragt, von wo die Videoaufnahmen von Shado stammen, die Oliver von Slade vorgesetzt bekommt. Ich kann mich an keine Videokamera auf der Insel erinnern und wenn da irgendwo eine war, finde ich es komisch, dass ein solch glückliches Video gedreht wurde, da sich Slade, Shado und auch Oliver doch die meiste Zeit in Lebensgefahr befanden.
  • Was ich mich auch gefragt habe, war wie Diggle so lange wegbleiben konnte, ohne dass Felicity und Oliver ihn vermisst haben. Wahrscheinlich hat er sie informiert, doch wäre es schön solche Kleinigkeiten als Zuschauer auch mitzukriegen
  • Das Verhalten von Laurel im Bezug auf Saras und Olivers Beziehung finde ich sehr erwachsen, was ich überhaupt nicht erwartet hätte, was mir aber positiv auffällt und mir Laurel ein Stück weit sympathischer und zugänglicher macht.

Fazit

Obwohl die Folge für einmal nicht Oliver beziehungsweise Arrow in den Mittelpunkt stellt, hat sie sehr gut funktioniert. Denn mit dem Fokus auf Diggle konnte dieser Charakter noch vermehrt an Tiefe gewinnen, man hat sich mit seiner Beziehung zu Lyla und seiner Vergangenheit bei der Armee auseinandergesetzt, was einen schönen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart gespannt hat. Und natürlich konnte das Auftauchen von Deadshot, sowie das ins Leben gerufene Suicide Squad enorm überzeugen und hat damit der Episode geholfen, das Maximum an Punkten zu erreichen.

Maria Schoch - myFanbase

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