Bewertung

Review: #5.04 Es geschah an einem schönen Tag in der Vorstadt

Foto: John Francis Daley, Emily Deschanel & David Boreanaz, Bones - Die Knochenjägerin - Copyright: Fox and its related entities. All rights reserved.
John Francis Daley, Emily Deschanel & David Boreanaz, Bones - Die Knochenjägerin
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Die Kulisse des Tatortes erinnert einen sofort an die Wisteria Lane aus "Desperate Housewives" und auch die Menschen, sowie deren Geheimnisse, würden durchaus in diese andere Erfolgsserie passen. Schliesslich geht es auch dort um eine ruhige Vorstadtgegend, die jedoch lange nicht so entzückend, heimelig und ruhig ist, wie sie den Anschein macht. Im Gegenteil, hinter den Fassenden der schönen Häusern gibt es eine Menge Skandale, Affären und Todesfälle und genau einen solchen gilt es für das Team des Jeffersonian Institut zu untersuchen.

"Dead body in the barbecue place."

Durch den Tod eines Vorstadtbewohners werden in einer Gegend, in welcher nach Aussen hin Ruhe und Frieden herrscht und in der alle Nachbarn Freunde sind, plötzlich Geheimnisse und Skandale aufgedeckt und es scheint als hätte mehr als einer der Bewohner ein Motiv gehabt, das Opfer, Kurt Bessette umzubringen. An Verdächtigen hat es also in dieser Episode von "Bones" nicht gemangelt, im Gegenteil. Jeder Verdächtige hat während dem Verhör mit einer Aussage wieder einen anderen Nachbarn belastet und es scheint fast so, als hätte das Opfer mit diversen Handlungen den Zorn der ganzen Nachbarschaft auf sich gezogen.

Mir hat der Schluss des Falles am besten gefallen. Gerade weil es so viele Verdächtige gab und man bei jedem von ihnen auch ein schon fast bilderbuchhaftes Motiv feststellen konnte, fand ich es genial, dass sich eben gerade nicht einer der Hauptverdächtigen als Täter herausstellte und auch das Motiv zum Mord keines derer war, die so zahlreich vorhanden gewesen waren. Denn der Täter war weder die Ehefrau des Opfers, welche eifersüchtig gewesen war und alles versucht hatte um ihren Mann zurückzugewinnen, noch der Mann, dessen Tochter und Ehefrau eine Affäre mit dem Verstorbenen hatten, noch der Inhaber des vergifteten Hundes, der sich beim ersten Gespräch mit Booth sehr verdächtig verhalten hatte.

Nein, der beziehungsweise die Täter, stellten sich als die Personen heraus, die auf Booth und Brennan, und sind wir mal ehrlich auch auf uns Zuschauern, wohl während der ganzen Episode am wenigsten verdächtig gewirkt haben und das Motiv wäre uns erst recht nicht eingefallen. Somit jagt beim Abschluss des Falles eine Überraschung die nächste. Es beginnt damit, dass es nicht nur ein Täter, sondern drei waren, dann war nicht der Mann, dessen Tochter und Ehefrau eine Affäre mit Kurt hatten, einer der Täter, sondern die Ehefrau und auch nicht der Inhaber des Hundes, welcher sich zu Anfang so verdächtigt verhalten hatte, war an dem Mord beteiligt, nein es war vielmehr sein schwuler Partner. Und ganz zum Schluss sorgt noch das Motiv für eine letzte Überraschung, denn nicht der vergiftete Hund oder die Eifersucht war der Grund für den Mord, es war viel mehr etwas, was schon länger in all den Dreien brodelte, etwas was ihnen gemeinsam war: Ein Windrad und dessen störendes Geräusch im Garten des Toten.

"How about my dad?" - "I don't think he has a boyfriend either." - "No he really, really needs a girlfriend. Really." - "Why?" - "To sex up."

Es ist nicht so, dass ich die Auftritte von Parker herbeisehne, schliesslich spielt er keine tragende Rolle bei "Bones" und seine gelegentlichen Besuche bei seinem Vater sind zwar süss, können mich jedoch meistens nicht in wahnsinnige Begeisterung versetzen. Deswegen mag ich es eigentlich, wie Parker in die Serie eingebaut wird. Er taucht ab und zu auf und wird dann meistens in einen kleinen Handlungsstrang eingebaut. So auch in dieser Episode und weil sein Anliegen Booth fast zur Verzweiflung bringt, hat er dieses Mal wesentlich zum witzigen Teil der Folge beigetragen.

Ich denke, ich spreche für die meisten der "Bones" Fans, wenn ich sage, dass wir mit Parker einer Meinung sind. Booth braucht eine Freundin. Doch diese Freundin soll keine andere als Brennan sein. Parker sieht dies ein bisschen anderes, für ihn spielt es keine Rolle, wer die Freundin seines Vaters wird, einzige Bedingung ist, dass sie einen Pool besitzt, eine Anforderung die Brennan ja erfüllen würde. Das Witzigste an dem Handlungsstrang rund um Parker ist jedoch, dass niemand ausser Brennan auf die Idee kommt, Parker ernsthaft zu fragen, weshalb er so unbedingt eine Frau für Booth sucht. Denn alle gehen vom Offensichtlichen aus. Booth ist schon zu lange Single und braucht deswegen wieder eine Partnerin und zwar vor allem fürs Bett. Dass ein Kind in Parkers Alter sich noch keine solchen Gedanken macht, und dass das "to sex up", welches er im Gespräch mit Angela als Grund angibt, wohl eher eine Redewendung ist, welche er irgendwo aufgeschnappt hat, fällt niemandem auf. Also kann man auch hier von einer Überraschung sprechen, wenn man bedenkt, dass die Person, welche mit Abstand die geringste Sozialkompetenz der Gruppe besitzt, auf die Idee kommt, Parker nach seinen Gründen zu fragen.

"I'm a scientist, okay? Just like the rest of you. I can deal with it, so please just back off and let me do my job like anyone else." – "Wow"

Arastoo Vaziri ist für mich der langweiligste aus der Gruppe der Assistenten von Brennan. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht leiden kann, aber seine Macke, wenn man in diesem Zusammenhang von einer Macke sprechen kann, fand ich bis jetzt weder lustig noch so gestaltet, dass sie auf die sicherlich vorhandenen Probleme zwischen Wissenschaft und Religion, genügend aufmerksam macht. Denn um dieses kontroverses Thema Wissenschaft vs. Religion anzuschneiden und hier einen Bezug zur Realität zu schaffen, hat Arastoo Vaziri definitiv viel zu wenig Auftritte bei "Bones" und um es ab und zu am Rande anzusprechen ist das Thema viel zu komplex. Daran konnte auch diese Episode nichts ändern, ausser das endlich der nervige Akzent weg ist und mir Arastoo Vaziri als Person nicht unsympathischer geworden ist.

Ein Muslim, der seinen Glauben so wie Arastoo lebt und gleichzeitig in einem wissenschaftlichen Bereich arbeitet, hat sicherlich in der Realität oft mit Vorurteilen und Vorwürfen zu kämpfen und wie schon erwähnt, finde ich diesen Konflikt alles andere als uninteressant, nur fehlt es dem Handlungsstrang, aufgrund mangelnder Zeit, an Tiefe. So wird zwar in dieser Episode klar, dass es für Arastoo absolut unproblematisch ist, gleichzeitig Moslem und Wissenschaftler zu sein, doch fallen meiner Meinung nach seine Erklärungsversuche, weswegen er nun einen Akzent vorgetäuscht hat, relativ dürftig aus. Einziger Lichtpunkt an der Sache mit dem gefälschten Akzent waren für mich die Rollen, beziehungsweise die Reaktionen der anderen Charaktere.

Cam, die typischerweise versucht Arastoo die Konflikte, die zwischen seinem Glauben und der Arbeit im Labor entstehen abzunehmen, und ihm deswegen anbietet, die Untersuchung der Leiche, welche zusammen mit einem Schwein in der Feuerstelle gelegen hat, alleine durchzuführen, bekommt Arastoos Zorn zu spüren. Und dieser Zorn führt dazu, dass er plötzlich seinen Akzent ablegt und Cam in perfektem Englisch anschreit. Cam, die diese Veränderung kaum fassen kann, rennt zu Sweets, da die Verrücktheiten des Teams nicht ihr, sondern sein Spezialgebiet sind. Hodgins und Angela sind fast schon geschockt als Arastoo beim nächsten Zusammentreffen in einwandfreiem Englisch spricht und vor allem Hodgins Gesichtsausdruck hat bei mir einen Lachanfall ausgelöst. Brennan hingegen berühren diese Vorkommnisse überhaupt nicht, kein Wunder, hat sie als einzige ja auch schon gewusst, dass Arastoo nicht wirklich mit Akzent spricht und wie es typisch für Brennan ist, fand sie diese Tatsache absolut nicht störend. Denn für sie ist es weder wichtig, von wo jemand kommt oder an was er glaubt. Was für sie zählt, sind die Leistungen dieser Person und die hat Arastoo zweifellos erbracht.

"Is that crazy or just weird? Weird I can deal, but crazy..." - "Wait what do you want me to do?" - "Oh, crazy is your department."

Die nach meiner Meinung eher negative Storyline um den Charakter von Arastoo hat Sweets mit seinen Auftritten in dieser Episode wieder wettgemacht und so hat es mich natürlich um so mehr gefreut, dass Sweets gleich in drei Handlungssträngen seine Fähigkeit als Psychologe unter Beweis stellten durfte.

Als erstes ist es wohl vor allem ihm zu verdanken, dass Arastoo seinen nervigen Akzent abgelegt hat. Denn nach Cams Besuch in Sweets Büro, während dem sie ihm klar macht, dass Arastoos vorgetäuschter Akzent nicht komisch sondern verrückt ist und dies in seine Abteilung fällt, macht Sweets dem Assistenten in einem kurzen Gespräch klar, dass es nicht nötig sei, seine Identität so zu verleugnen und er sich seiner Meinung betreffend Wissenschaft und Religion sicherlich nicht schämen müsse.

Als zweites wird Sweets von Booth betreffend Parkers Neugierde über Booth Liebesleben um Rat gefragt. Und obwohl Booth Sweets Ratschlag, nämlich, dass er Parker zeigen soll, wie er mit den Frauen in seinem Leben umgeht, nicht gefällt, beherzigt er diesen doch, indem er Brennan fragt, ob sie mit ihm und seinem Sohn essen gehen will. Natürlich würde Booth gegenüber Sweets nie zugeben, dass er an seine Ratschläge glaubt und diese auch noch in die Tat umsetzt, vielmehr gibt er Sweets immer wieder zu verstehen, dass er ihn nicht als vollwertiges Teammitglied ansieht und der Psychologe sowieso viel zu jung ist und viel zu wenig Lebenserfahrung hat, um ihm bei seinen Probleme zu helfen. Natürlich fühlt sich Sweets dadurch immer wieder ausgeschlossen. Doch wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass Booth Sweets schon längst akzeptiert hat und ihn in gewisser

Hinsicht auch respektiert, denn wieso würde Booth sonst den Rat des Psychologen überhaupt einholen?

Drittens ist Sweets natürlich auch an der Lösung des Falles beteiligt und dieses Mal zwar maßgeblich, indem er zum Schluss sogar am Tatort auftaucht um das Motiv der Mörder herauszufinden. Seine Rolle während der Aufklärung des Falles besteht vor allem darin, dass er sich mit Brennan duelliert. Beide wollen Booth klarmachen, dass ihre Ansichten, Theorien und Ideen die Richtigen sind, erreichen damit jedoch nur, dass Booth verwirrter ist als zuvor und dieser das einzige logische macht, nämlich selbst nach Motiven sucht, die den oder die Täter überführen könnten. Denn schliesslich ist Booth doch derjenige, der die Fähigkeit besitzt, aus Aussagen und Gesten von Menschen die Wahrheit herauszulesen und somit sofort erkennt, wenn jemand etwas zu verbergen hat.

Tatsacht ist jedoch, dass zum Schluss Sweets derjenige ist, der sich nicht damit zufrieden gibt, dass die drei Täter zwar den Akt des Mordes zusammen ausgeführt, doch unterschiedliche Tatmotive besessen haben. Ich bin der Meinung, dass diese Hartnäckigkeit, die Sweets in dieser Folge an den Tag legt, sicherlich dazu beitragen wird, dass das ganze Team und vor allem Booth ihn über kurz oder lang als vollwertiges Mitglied akzeptieren werden und ihm den nötigen Respekt, den er auf alle Fälle verdient, entgegenbringen.

"No, Parker is right, you're awesome Bones. - "Yeah, I'm awesome."

Wie in den Folgen #5.02 Ein Agent im Kofferraum und #5.03 Das Einfache im Wunderkind fehlt bis auf die Schlussszene die zwischenmenschliche Ebene zwischen Brennan und Booth. Okay, vielleicht ist fehlen etwas zu heftig ausgedrückt, aber sie bleibt sicherlich etwas auf der Strecke. In der Episode #5.02 Ein Agent im Kofferraum fand ich die Lockerheit zwischen den Beiden ziemlich angenehm und passend. In Folge #5.03 Das Einfache im Wunderkind war das Zwischenmenschliche für jeden Charakter isoliert vom anderen ein Thema. Man sieht wie Booth wieder zu sich selber findet und wie Brennan einen grossen Schritt betreffend Sozialkompetenz gemacht hat. Meiner Meinung nach sollte jedoch die Beziehung zwischen Brennan und Booth endlich wieder einmal vermehrt thematisiert werden, vor allem nachdem Booth sich Anfangs dieser Staffel mehr oder weniger seine Gefühle für Brennan eingestanden hat.

Leider hat dies, bis auf ein paar Sekunden in der Schlusssequenz, auch in dieser Folge gefehlt. Und vielleicht sind sogar diese paar Sekunden reine Interpretation von mir. Doch als Parker während des Essens wieder auf seinen Vater und dessen nicht vorhandene Freundin zu sprechen kommt, hatte ich den Eindruck, dass sich Booth nicht nur wegen Parkers Fragen, sondern auch wegen seinen unerwiderten Gefühlen für Brennan unwohl in seiner Haut fühlt. Normal wäre es auf jeden Fall, vor allem da Parker ja direkt fragt, ob nicht Brennan die Freundin seines Dads werden will.

Fazit

Eine Folge, die mit dem Fall sowie mit Sweets Anwesenheit Punkten konnte. Natürlich waren auch Brennan und Booth als Individuen wie so oft grossartig. Doch ich wünsche mir, dass wir in Zukunft wieder vermehrt Szenen zu sehen bekommen, die die Beziehung der Beiden beleuchten und sie dort einen Schritt weiterkommen lassen und zwar egal, ob sich eine Liebesbeziehung zwischen den zwei Hauptcharakteren entwickelt oder ob es bei dieser großartigen Freundschaft bleibt.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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