Bewertung

Review: #6.10 Die Tote mit dem Taschengeld

Foto: Mark Famiglietti, David Boreanaz & Emily Deschanel, Bones - Die Knochenjägerin - Copyright: Fox and its related entities. All rights reserved.; 2011 Fox Broadcasting Co.; Richard Foreman/FOX
Mark Famiglietti, David Boreanaz & Emily Deschanel, Bones - Die Knochenjägerin
© Fox and its related entities. All rights reserved.; 2011 Fox Broadcasting Co.; Richard Foreman/FOX

Mit Spannung habe ich den Start der zweiten Hälfte der sechsten Staffel "Bones" erwartet und ich wurde nicht enttäuscht. Nach Brennans Liebesgeständnis merkt man, dass zwischen den beiden Hauptcharakteren eine etwas distanzierte Haltung entstanden ist und Booth muss sich nun der für ihn wohl eher unangenehmen Aufgabe stellen und Hannah über Brennans Gefühle ihm gegenüber aufklären.

"Hey Mister swiss cheese here."

Der Fund der Leiche sowie die ersten Tatortuntersuchungen waren in dieser Folge einerseits ekelerregend und andererseits witzig. Normalerweise würde man diese zwei Adjektive nicht gleichzeitig im Zusammenhang mit einem Todesfall verwenden, doch bei "Bones" ist diese Konstellation sicherlich keine Seltenheit und mir ist dadurch wieder einmal klargeworden, wie sehr ich das Zusammenspiel von ekligen, ernsten und witzigen Szenen, die diese Serie zu bieten hat, mag.

Der Leichenfund fällt sicherlich unter die Kategorie eklig, vor allem da die Leiche, um es mit Booth Worten auszudrücken, wirklich aussah wie ein löcheriger Schweizer Käse. Die ersten Tatortuntersuchungen durch Booth, Brennan, Cam und Hodgins verwandeln die eklige Szene jedoch sofort in eine Witzige. In den paar letzten Folgen hat mir oft gefehlt, dass Booth Kommentare über die Blinzler zum Besten gibt oder sich mit ihnen in irgendwelche Diskussionen verstrickt. Auch in dieser Folge ist von diesen früheren oft ironischen Bemerkungen nicht viel zu spüren, aber da Booth Hodgins Monolog einfach unterbricht, indem er das Funkgerät abschaltet, war doch etwas von diesem alten Geplänkel zwischen den Mitarbeitern des Jeffersonian Instituts und dem FBI-Agent zu spüren. Dass Booth' Verhalten sofort bestraft wird, fand ich sehr gelungen und die Szene wurde dadurch endgültig zu einem Lacher.

Der Rest des Falles war meiner Ansicht nach eher mittelmäßig. Mir hat die Spannung etwas gefehlt, was jedoch auch daran liegen könnte, dass ich mich mehr auf den Handlungsstrang zwischen Booth, Brennan und Hannah konzentriert habe und somit immer sehnsüchtig auf die Szenen, die diese Storyline weitererzählen, gewartet habe. Ich kann mir vorstellen, dass dies nicht nur mir so ging und somit die Autoren in dieser Episode absichtlich auf einen spannenderen und komplizierten Fall verzichtet haben.

"Hodgins this is the craziest, sweetest thing that anybody ever done for me. Thank you. I love you."

So traurig und enttäuschend die erhoffte Booth/Brennan-Liebesbeziehung zur Zeit ist, so schön ist die Beziehung von Angela und Hodgins. Bei den Beiden sieht es wirklich so aus, als hätten sie alle ihre Schwierigkeiten hinter sich gelassen und könnten momentan unbeschwert in eine gemeinsame Zukunft blicken. Mir gefällt, dass die Autoren der Beziehung zwischen Angela und Hodgins nicht noch weitere Stolpersteine in den Weg gelegt haben und die Beiden sich gemeinsam auf ihren Familienzuwachs freuen können. So ist es jedes Mal wieder eine gelungene Abwechslung, von den ekligen Mordfällen, von den witzigen Bemerkungen und Szenen, sowie von dem eher dramatischen Handlungsstrang zwischen Booth und Brennan, wenn man die Zwei bei der Planung ihrer Zukunft sieht.

Auch in dieser Folge wurde der kleine Handlungsstrang, den Hodgins und Angela zusammen hatten, sehr gut gewählt. Es hätte nicht gepasst, wenn die Beiden sich über die Wohnsituation gestritten oder sich diese Storyline nun über mehrere Folgen hingezogen hätte. Doch Angelas Wunsch nach einem neuen Haus und Hodgins Überraschung zum Schluss war genau richtig und hat zusammen mit den Ultraschallbildern des Babys zu einer unglaublich schönen und gefühlvollen Schlussszene geführt. So sehr ich hoffe, dass vor allem Hodgins wieder einmal etwas vermehrte Bildschirmpräsenz erhält, so sehr wünsche ich mir auch, dass die Beziehung von Angela und Hodgins momentan nicht durch irgendwelche Streitigkeiten oder Hindernisse belastet wird, denn dies würde bedeuten, dass immer weniger auf die Kriminalfälle sowie auf die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und FBI wert gelegt wird und man sich vermehrt mit den Liebesbeziehungen der verschiedenen Charaktere beschäftigt. Etwas, was der Serie ihre Besonderheit sicherlich nehmen würde.

"Thank you... wow that’s really sweet." – "Yes and weird. What is going on?"

Was ist bloß mit Clark Edison los? Diese Frage hat man sich die ganze Folge über gestellt, erhielt aber bis zum Schluss keine Antwort. Tatsache ist, dass Clark sich plötzlich viel mehr für die privaten Angelegenheiten seiner Kollegen interessiert als für die Untersuchungen am Mordopfer. Dies wäre bei den Ereignissen, die sich zur Zeit im Leben der Charaktere bei "Bones" abspielen auch nicht wirklich verwunderlich, wäre nicht Clark bis jetzt immer derjenige gewesen, der auf strikte Professionalität im Labor gepocht hat und den man mit jeder Bemerkung, die nicht im Zusammenhang mit der Arbeit stand, auf die Palme bringen konnte.

Schon in der Folge #6.02 The Couple in the Cave war zu erkennen, dass Dr. Edison im Gegensatz zu dem was man erwartet, genau über das Privatleben der einzelnen Charaktere Bescheid weiß, und dass er, wenn er gewillt ist auch seine Meinung dazu loswerden kann. Doch bis jetzt hat er sich bis auf einige kleine "Ausrutscher" zurückgehalten und sich absolut gar nicht in die Angelegenheiten der Mitarbeiter des Jeffersonian Instituts eingemischt. Doch diese Verhaltensweise fand in dieser Episode ein rapides Ende. Dieses Mal musste Clark Edison fast dazu gezwungen werden, dass er sich einmal nicht mit den Beziehungen und Gerüchten der Charaktere abgab, sondern sich auf die Arbeit konzentrierte. Selbst für Cam und Hodgins, welche oft für private Scherze und Gespräche zu haben sind, ging Clarks Interesse an ihrem Privatleben etwas zu weit.

Normalerweise stehe ich einer so grundlegenden Veränderung eines Charakters sehr skeptisch gegenüber, doch bei Dr. Clark Edison war dieser Wandel alles andere als negativ. Gerade weil er früher so auf Professionalität bedacht war, sorgten seine Bemerkungen über Booth und Brennan, die Frage nach Cams Liebesleben oder seine Umarmung von Hodgins und Angela für einen unglaublichen Spaßfaktor. Warum sich Clark auf einmal so verhält, abgesehen von seiner neuen Freundin, bleibt ein Rätsel. Vielleicht hat er sich wirklich unter dem Einfluss einer Frau, um es mit Angelas Worten auszudrücken, zu einem normalen Menschen entwickelt. Vielleicht hat er einfach genug davon, dass er der Einzige ist, der sich immer vollkommen Professionell verhält oder vielleicht wollte er den anderen bloß einmal zeigen, wie mühsam es sein kann, wenn sich jemand dauernd in das eigene Privatleben einmischt. Egal woran es liegt und egal ob Clark Edison in der nächsten Folge wieder in sein altes Ich zurückfällt, seine Auftritte sind für mich immer wieder ein Highlight und ich kann die nächste Episode mit ihm in der Assistentenrolle kaum erwarten.

"Or perhaps this is difficult because you still have feelings for Dr. Brennan" – "Why? No, no you know what? This is a bad idea I talk to Hannah myself okay?"

Schon zu Anfang der sechsten Staffel ließ sich erahnen, dass es vermehrt Szenen zwischen Booth und Sweets geben wird und grundsätzlich wurde der Zuschauer in dieser Beziehung nicht enttäuscht. Denn auch in dieser Folge waren Sweets-Szenen hauptsächlich mit denjenigen von Booth verbunden. Ich kann es nicht zu oft erwähnen, wie hervorragend ich diese Entwicklung bei "Bones" finde. So gegensätzlich einem die zwei Charaktere Booth und Sweets auch erscheinen, bei genauerem Hinsehen entdeckt man doch die eine oder andere Parallele. Und je länger die zwei zusammenarbeiten, je enger ihre Freundschaft wird, je deutlicher werden diese Parallelen und desto besser gefallen mir die gemeinsamen Szenen.

Von der Unterwürfigkeit, die Sweets zu Anfang gegenüber Booth gezeigt hat, ist nun überhaupt nichts mehr übrig geblieben, genauso wenig wie von der Überheblichkeit, die Booth so oft gegenüber Sweets an den Tag gelegt hat. Die beiden Charaktere sind jetzt auf der gleichen Ebene angelangt und deswegen war es für mich absolut nicht überraschend, dass Booth Sweets aufsucht um bei ihm Rat einzuholen, wie er mit Brennans Geständnis umgehen soll. Doch wie so oft erteilt Sweets nicht einfach einen guten Ratschlag, welchen man problemlos in die Tat umsetzen kann. Nein, er konfrontiert seinen Gesprächspartner, indem er weitere Fragen aufwirft.

So auch bei Booth, der auf die Bemerkung von Sweets, dass er vielleicht doch noch Gefühle für Brennan hat, natürlich leicht verstimmt reagiert. Dies zeigt bei Booth eine gewisse Unsicherheit, die absolut verständlich ist. Denn seine Gefühle für Brennan sind sicherlich nicht ganz erloschen, sie haben sich einfach verändert. Doch so etwas der neuen Freundin zu erklären, stelle ich mir nicht ganz einfach vor. Doch ist es Sweets Aufgabe als Freund und auch als Psychologe, dass er Booth dazu bringt, sich über seine Gefühlslage Gedanken zu machen und sich damit auseinanderzusetzen und meiner Ansicht nach tut Booth genau dies, indem er anschließend ein vollkommen offenes Gespräch mit Hannah führt.

"Oh what I gonna say to Brennan?" – "Nothing, you have to say anything all." – "She's my friend. She’s gonna know I know."

Das Schockierendste an der ganzen Folge war für mich, die Erkenntnis wie sehr ich Hannah mag. Von ihrem ersten Auftritt an, war sie mir sympathisch und, gäbe es Brennan nicht, hätte ich gegen sie als Booth' Freundin absolut nichts einzuwenden. Inzwischen ist sie mir jedoch weit mehr als nur sympathisch. Ich mag sie richtig gern und ihre Verhaltensweise in dieser Episode hat dieses Gefühl nur noch verstärkt.

Als bekannt wurde, dass Booth in der sechsten Staffel eine Beziehung mit einer anderen Frau als Brennan eingehen wird, habe ich mich darauf eingestellt, dass ich von dieser Frau sicherlich nicht begeistert sein und ich mir wünschen werde, dass sie so schnell wie möglich wieder von der Bildfläche verschwindet. Natürlich habe ich mir auch vorgestellt, dass sie Booth wegen Brennan irgendwelche Eifersuchtsszenen machen, sich mit Brennan nicht verstehen oder sich in die Partner- und Freundschaft von Brennan und Booth hineindrängen wird. Doch Hannah macht überhaupt nichts in dieser Richtung. Im Gegenteil, sie reagiert absolut großartig auf Booth' Geständnis über seine und Brennans Gefühle und macht sich hauptsächlich Sorgen, wie sich diese Gefühle auf ihre und Brennans Freundschaft auswirken wird. Auch merkt man sofort, wie wichtig ihr Brennans Freundschaft ist und zwar nicht nur deswegen, weil Booth und Brennan Partner und Freunde sind, sondern weil Hannah Brennan wirklich zu mögen scheint. Und zu guter Letzt, sagt Hannah selber, dass sie nichts tun will, dass Brennans und Booth' Beziehung gefährdet. Wie kann man eine solche Frau nicht mögen?

Diese Charaktereigenschaften von Hannah komplizieren eine eventuelle Liebesbeziehung zwischen Brennan und Booth nur noch mehr. Denn abgesehen davon, dass Booth Hannah wirklich zu lieben scheint, gibt es für ihn absolut keinen Grund an ihrer Liebe zu ihm zu zweifeln und auch sonst gibt sie ihm absolut keinen Anlass für Streitigkeiten, welche die Beziehung momentan belasten könnten. Genauso aus der Sichtweise von Brennan. Hannah reagiert nach ihrem Gespräch mit Booth gegenüber Brennan zwar etwas verunsichert, aber das ist sicherlich vollkommen normal. Doch nach einer Aussprache zwischen ihr und Brennan verhält sie sich sofort wieder als gute Freundin und dadurch wird auch Brennan klar, wie sehr Hannah Booth liebt und wie wichtig ihr sein Glück ist. Da auch Brennan Booth liebt, wird sie nichts unternehmen, was dieses Glück zerstören könnte und somit wird sie ihre eigenen Gefühle zurückstellen und versuchen über Booth hinwegzukommen.

"A while back Bones ähm... she kind of ähm... you know she kind of said that she kind had still this feelings for... you know..." – "Wait did she said that she loves you? Is that correct?"

Die Szenen zwischen Brennan und Booth kamen mir eher seltsam vor, doch ich wäre ehrlich gesagt überrascht und auch etwas enttäuscht gewesen, wäre man nach der Folge #6.09 The Doctor in the Photo einfach zur Tagesordnung zurückgekehrt. Eigentlich hätte ich erwartet, dass das Geständnis über ihre wahren Gefühle noch einmal Thema eines Gespräches zwischen Booth und Brennan wird, doch dies wurde nicht mit einem Wort erwähnt. Stattdessen beschränkte sich ihre Konservation auf den zu untersuchenden Mordfall.

Natürlich vermisse ich all das, was Brennan und Booth ausmacht. Ihre Sticheleien, ihre kleinen Streitigkeiten, ihre ernsten Gespräche, die freundschaftlichen Aufmunterungen und Gesten sowie der gemeinsame Drink nach dem gelösten Fall. Alles Dinge, welche die Freundschaft der Beiden sowie die Serie "Bones" ausmachen. Ich erwarte nicht, dass diese Freundschaft so wie sie wahr sofort wieder zurückkehrt, aber ich erwarte, dass der Zuschauer weiterhin Szenen zwischen Booth und Brennan zu sehen bekommt, die sie als Team und als Charaktere zeigen, die an ihrer Freundschaft und an ihrer Partnerschaft arbeiten und alles daran setzen, dass sie das, was sie sich in den letzten Jahren aufgebaut haben, nicht verlieren.

Fazit

Eine Folge, die meine Erwartungen nach der Sendepause absolut erfüllen konnte, die Hoffnung auf eine zukünftige Liebesbeziehung zwischen Brennan und Booth jedoch, durch Hannahs verständnisvolle Reaktion, noch etwas mehr zunichte machte. Einziger Kritikpunkt meinerseits ist die mangelnde Kommunikation zwischen Brennan und Booth. Doch wenn sich diese nicht noch über die zukünftigen Folgen der sechsten Staffel hinzieht, ist es meines Erachtens nicht schlimm, dass eine Aussprache über Brennans Gefühlswelt noch nicht in dieser Folge Thema war.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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