Bewertung

Review: #6.09 Die Bones-Identität

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit bis Brennan sich über ihre wahren Gefühle gegenüber Booth klar wird, genauso wie es voraussehbar war, dass sich Booth und Brennan nach Brennans Erkenntnis nicht glücklich in den Armen liegen werden, den schließlich gibt es in Boot'h Leben nun Hannah. Was für mich jedoch vollkommen überraschend kam, war die Fülle von Emotionen die sich in Brennan abspielten, sowie das Geständnis in der Schlussszene, welches einem die Tränen in die Augen trieb.

"The victim, did she remind you of anyone?"

Nicht das erste Mal in der Geschichte von "Bones" wird der Fall zu einer Nebensächlichkeit degradiert, während sich der Haupthandlungsstrang um einen oder mehrere Charaktere aus dem Team dreht. Doch ich würde behaupten, dass der Todesfall mit dem sich die Mitarbeiter des Jeffersonian Institut in dieser Episode beschäftigen müssen, in dieser Hinsicht sicherlich eine Besonderheit darstellt. Die Umstände unter denen die Frau zu Tode gekommen ist, werden für den Zuschauer schon ziemlich schnell uninteressant und zum Ende ist die Erwähnung dieser Umstände eigentlich nur noch reine Formsache.

Dies bedeutet aber nicht, dass das Opfer uninteressant war. Im Gegenteil sie war der wohl wichtigste Teil der ganzen Episode. Eine junge Frau, die brillant in ihrem Job ist, jedoch außerhalb ihrer Berufswelt nicht viele Freunde hat, sich vor jeder emotionalen Bindung zu einem anderen Menschen scheut und ihre Gefühle für einen Mann zu unterdrücken versucht. Ich glaube jeder der "Bones" schon eine Weile verfolgt, würde bei dieser Beschreibung sofort auf den Charakter von Brennan tippen. Es ist also keine Überraschung, dass Brennan die Parallelen zwischen dem Opfer und sich sofort erkennt und dadurch fast dazu gezwungen wird, ihr Leben zu analysieren und sich dadurch auch endlich einmal mit ihren wahren Gefühlen für Booth auseinandersetzen muss.

Trotz der Vernachlässigung des Falles und somit auch dem Teil, der bei "Bones" eigentlich immer für Spannung sorgt, ist es den Autoren gelungen die Folge geheimnisvoll und teilweise sogar etwas undurchsichtig zu gestalten. Da war einerseits Brennans völlig untypisches Verhalten, indem sie nicht wie sonst immer die Sicherheit der Beweise über alles andere stellte und anderseits ihre Wahnvorstellungen bei denen sie und das Opfer zu einer Person verschmolzen sind. Beides Dinge die für Brennan so vollkommen untypisch sind, dass ich sicher nicht die einzige Zuschauerin war, die sich gefragt hat, ob diese Folge auf einem Traum eines Charakters basiert oder ob Brennan einfach die einzige im Team ist, die bei diesem Fall den Überblick behält. Erst nach und nach wurde mir klar, dass Brennan diejenige ist, die dieses Mal den Bezug zur Realität verliert während ihre Mitarbeiter den Fall wie immer objektiv betrachteten und ihn so versuchten zu lösen.

Dann war da auch noch der Wachmann des Jeffersonian Instituts, der dieser Episode meines Erachtens etwas Geheimnisvolles verlieh. Lange war ich mir über seine Rolle absolut nicht im klaren und ich habe mich mehr als einmal gefragt, ob er irgendetwas mit dem Tod der jungen Frau zu tun hat und die Aufklärung der Todesumstände durch seine Anwesenheit und Einmischung irgendwie behindern will. Erst zum Schluss wurde mir klar, dass auch er ein Beweis dafür ist, dass Brennan sich von dem Opfer unterscheidet, denn sogar dem Wachmann scheint sie wichtig zu sein und auch ihm würde sie fehlen, wenn sie plötzlich nicht mehr da sein würde.

"We don't actually fear death, we fear that none will notice our absence."

In diesen Worten steckt wahrscheinlich mehr Wahrheit, als sich jeder von uns eingestehen würde. Aber sind wir mal ehrlich mit uns selber. Der Gedanke, dass nach dem Tod das Leben der Mitmenschen einfach weitergeht und die eigene Abwesenheit sicherlich bemerkt wird, es jedoch niemanden gibt, der darüber in tiefe Trauer versinkt, kann schon sehr beängstigend sein. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass Brennan bei diesem Gedanken leicht panisch reagiert und sich immer fester in den Fall verrent, vielleicht auch in der Hoffnung zu beweisen, dass die junge Frau doch nicht so alleine auf der Welt war, wie alle denken. Denn dies würde bedeuten, dass auch Brennan, deren Leben zweifellos Parallelen zu demjenigen des Opfers aufweist, doch nicht ganz so bedeutungslos für ihre Mitmenschen ist.

Natürlich sind diese Gedanken von Brennan absolut falsch, denn sie ist schon lange nicht mehr der Mensch, der sich vor jeder emotionalen Bindung fernhält und nur für den Beruf lebt. Brennan ist umgeben von Menschen, die sie lieben und ihre Abwesenheit würde sehr wohl bemerkt werden und nicht nur bezüglich ihres Wissens und Könnens in ihrer beruflichen Tätigkeit sondern auch in ihrer Rolle als Freundin, Partnerin, Schwester und Tochter. Doch diese Tatsache verschwindet völlig aus Brennans Gedächtnis und sie sieht sich nur noch in der Rolle der einsamen Frau, die unfähig ist jemanden nahe an sich heranzulassen und eine Beziehung über eine längere Zeit aufrechtzuerhalten.

Die Tatsache, dass Brennans Leben, vor allem im privaten Bereich, absolut nicht demjenigen des Opfers entspricht, erklärt auch weshalb Booth die Ähnlichkeit zwischen dem Opfer und seiner Partnerin teilweise entgeht. Denn für kurze Zeit habe ich tatsächlich an Booth Fähigkeiten gezweifelt, da es für mich wenigstens zu Beginn der Folge fast offensichtlich war, dass sich das Leben des Opfers mit demjenigen von Brennan nur zu gut vergleichen lässt. Doch für Booth, der Brennan so gut kennt wie kein anderer, ist es vollkommen klar, dass es Menschen in ihrem Umfeld gibt, denen sie unglaublich wichtig ist, schließlich ist er selber einer dieser Menschen. Natürlich entgeht Booth jedoch nicht, dass Brennan die Situation momentan vollkommen anders sieht und anfängt ihr Leben mit demjenigen des Opfers zu vergleichen. Ich hätte mir hier gewünscht, dass er sie darauf anspricht und ihr klarzumachen versucht, dass sie mit ihren Gedanken falsch liegt. Stattdessen bleibt Booth in der Situation eher passiv und gibt abgesehen von einigen Bemerkungen und Gesichtsaudrücken nicht zu erkennen, dass er Brennans verwirrten Zustand überhaupt zur Kenntnis nimmt.

"You're not alone in this world. It’s one of the many ways you diffrent from Dr. Eames."

Im Gegensatz zu Sweets, er ist der Einzige der ausspricht, was die anderen denken und er ist derjenige der Brennan damit konfrontiert und sie versucht in die Realität zurückzuholen, damit sie ihr Leben so sieht wie es wirklich ist. Nämlich, dass sie umgeben von Freunden und von Familie ist. Doch es scheint so, als würden Sweets Worte nicht zu Brennan durchdringen. Sie scheint schon viel zu fest davon überzeugt zu sein, dass sie irgendwann mal als einsame Frau enden wird, die nach ihrem Tod einzig und alleine im Zusammenhang mit ihren beruflichen Qualitäten vermisst wird. Wahrscheinlich hätten die Worte bei Brennan mehr Beachtung gefunden, wenn sie von Booth oder Angela gekommen wären. Nicht, dass Sweets sich in der Zwischenzeit nicht auch Brennans Respekt verdient und sich zu einem ihrer Freunde entwickelt hätte, aber in dieser Situation wäre es für sie wohl einfach wichtig gewesen etwas in dieser Art von den Menschen zu hören, die ihr am nächsten stehen und dabei handelt es sich zweifellos um Booth und Angela.

Doch genau wie Booth verhält sich auch Angela in dieser Episode eher passiv, beziehungsweise bei der wenigen Bildschirmpräsenz hatte sie gar nicht erst die Chance, aktiv zu agieren. Dass gerade in der Folge, in der sich Brennan über den Teil ihres Lebens klar wird, den Booth und Angela am meisten beeinflusst haben, diese zwei Charaktere auf der Strecke bleiben hat mich zu Anfang etwas gestört. Doch ich denke, dass dies nicht mit der Absicht geschehen ist, dass sich Booth und Angela in den Erkenntnisprozess von Brennan nicht einmischen sollten, sondern eher, dass vierzig Minuten einfach zu knapp sind um noch weitere Szenen einzubauen. Denn ehrlich gesagt, gibt es in dieser Folge keine langen Szenen oder Handlungsstränge auf die man meines Erachtens verzichten könnte.

"... and Hannah she's not a consolation price. I love her. The last thing I wanna do is hurt you but these art the facts." – "I understand I miss my chance."

Eigentlich war ich der Meinung mein Brennan/Booth-Shipper-Herz ist schon in der Folge #5.16 Weniger als die Summe aller Teile? gebrochen, doch ich habe mich geirrt. So emotional und traurig die zweiminütige Szene in der so wichtigen 100. Folge war, sie wurde durch die Schlussszene in dieser Folge meilenweit übertroffen. Auch wenn es natürlich total realitätsfremd gewesen wäre, dass Booth sobald Brennan sich ihrer Gefühl klar wird, Hannah fallen lässt und es endlich zu einem Happy-End zwischen Booth und Brennan kommen würde, so hat doch ein ganz kleiner Teil von mir an eine solche Szene geglaubt. Und auch wenn man die Hoffnung natürlich niemals aufgeben sollte, Booth' Erwiderung auf Brennans Geständnis war doch ein kleiner Schock und ich kann nicht leugnen, dass sich damit ein ziemlich großer Teil der Hoffnung, dass Booth und Brennan irgendwann einmal zusammenfinden, in Luft aufgelöst hat.

Man kann Booth sicherlich nicht vorwerfen wie er reagiert, genauso wenige wie man ihm vorwerfen kann, dass er die Gefühle für Brennan hinter sich gelassen und sich etwas neuem zugewendet hat. Seine Liebe zu Brennan war lange genug durch sie unbemerkt geblieben und als er sich schließlich dazu entschieden hat, sie ihr zu gestehen, wurde ihm das Herz gebrochen. So ist es nur allzu verständlich, dass er mit diesem Kapitel seines Lebens abgeschlossen und sich danach neu orientiert hat. Am Anfang sah Hannah wahrscheinlich wie ein Trostpreis aus und zwar für die Zuschauer, wie auch für Brennan und ihr Team. Doch ich denke, wir haben uns alle geirrt. So sehr Booth Brennan immer noch liebt, es ist nicht mehr die Liebe die für eine Beziehung ausreicht, diese Liebe hat er nun in Hannah gefunden und es sieht momentan nicht so aus, als würde daran ein Liebesgeständnis von Brennan etwas ändern.

Booth will Brennan nicht weh tun, aber er tut dies mit seiner Erwiderung auf ihr Geständnis natürlich trotzdem. Brennan ist eine starke Frau und sie wird sicherlich mit ihren Gefühlen gegenüber Booth fertig werden. Doch ich kann mir vorstellen, dass es nicht so einfach ist über jemanden hinwegzukommen, den man jeden Tag sieht, mit dem man zusammen arbeiten muss und der so etwas wie der beste Freund ist. Booth hat dies geschafft indem er und Brennan eine Zeit lang getrennte Wege gegangen sind, doch dies wird sich momentan nicht wiederholen, schließlich hat sich das Team erst vor kurzer Zeit wieder zusammengerauft und ich kann mir kaum vorstellen, dass Brennan ihre Mitarbeiter jetzt im Stich lassen wird. Doch die Erkenntnis der wahren Gefühle, die Brennan für Booth hegt, sowie ihr Geständnis ihm gegenüber wird zweifellos Einfluss auf ihre Freundschaft und Arbeitsbeziehung haben, so dass ich dieser Entwicklung in der zweiten Hälfte der sechsten Staffel mit Spannung entgegenblicke.

Fazit

Eine Folge, die durch viel Gefühl und eine großartige schauspielerische Leistung von Emily Deschanel absolut überzeugen konnte. Fraglich ist nun, was Brennans Erkenntnis über ihre wahren Gefühle für Booth, sowie über ihr restliches Leben für Auswirkungen auf ihre Partner- und Freundschaft mit Booth, sowie auf dessen Beziehung mit Hannah hat. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass Brennan durch diese Erkenntnis auch ihr restliches Leben in Frage stellt und sich Gedanken über einige Veränderungen macht. Dies sind alles Gründe, die für eine spannende zweite Hälfte der sechsten Staffel sprechen und die Chancen stehen damit sehr gut, dass "Bones" die bisher gute Qualität dieser Staffel weiterführen kann.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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