Review: #1.02 Der letzte Wille
Vorweg muss ich erstmal sagen, dass mir diese Folge schon weitaus besser gefallen hat als die vorangegangene. Viel mehr Witz, viel mehr Emotion und vor allem viel mehr Konstanz.
Die Serie zeigt, dass das Familienleben zum Großteil geprägt ist von Erwartungen und Enttäuschungen. Die Erwartungen, die man an andere stellt, und noch viel wichtiger jene, die andere an einen haben, was direkt zu den Enttäuschungen führt. Oder vielmehr die Angst, jemanden enttäuschen zu müssen oder selbst enttäuscht zu werden. Das wird besonders in dieser Folge deutlich.
Relativ zu Beginn wird das Testament des Vaters verlesen. Sarah, die ihrerseits noch enttäuscht von der Misere ist, die ihr Vater ihr und ihrem Bruder Tom in der Firma hinterlassen hat, wird die neue Präsidentin, sehr zur Enttäuschung von Tom, der nur Vize- Präsident wird. Noch schlimmer trifft es jedoch Justin, der nur durch Kitty als sein finanzieller Vormund an das geerbte Vermögen kommen soll. Während Tom weiterhin eher eine Nebenrolle in der Serie einnimmt, bekommt man Justins Reaktion intensiver mit. Ihn scheint das fehlende Vertrauen seines Vaters in ihn erheblich mitzunehmen, was dazu führt, dass er seinen gerade erhaltenen Job verliert und sogar festgenommen wird. Obwohl ich mich persönlich mit keinem der Charaktere identifizieren kann, was natürlich auch daran liegt, dass ich um einiges jünger als sie alle bin, kann ich mich jedoch sehr gut mit ihren Empfindungen und Emotionen identifizieren, was eine Serie für mich ohnehin ausmacht.
Kevin, von dem wir nun lernen, dass er Anwalt ist, bleibt weiterhin mein Lieblingscharakter der Serie. Sein subtiler und trockener Humor hat es mir angetan und jede Szene mit ihm hat mich sehr amüsiert. Besonders die zu Beginn, als er bei einem Gespräch mit einem Zeugen darauf angesprochen wird, dass er schwul ist, was darin endet, dass der Zeuge (offenbar selbst schwul) mit einem Blick auf ein Foto von Kevin mit seinem Exfreund sagt: "You looked much happier when you were younger… and gayer…"
Besonders eindringlich in dieser Folge war wieder die Mutter Nora, die (ich kann es nicht oft genug betonen) von Sally Field einfach grandios verkörpert wird. Ich muss jedoch sagen, dass mich der gesamte Cast sehr beeindruckt hat in dieser Folge, besonders in dem emotionalen Höhepunkt, der in dieser Folge stattfindet, kurz nachdem Nora, Kitty und Kevin Justin von der Polizei abgeholt haben und Nora und Justin sich anschreien.
In einigen Szenen aus den ersten zwei Folgen wird deutlich, dass alle Walker- Kinder große Probleme mit ihren Beziehungen zu haben scheinen, weil ihre Eltern ein so "perfektes" Paar abgegeben haben (z.B. Kitty: "The problem with me and him? It doesn’t feel like you and dad..."). Nur Justin weiß bisher, dass der Vater eine Affäre mit Holly Harper hatte, die bereits in der Pilotfolge erwähnt wurde. Ich fand es gut, dass er das der Mutter im Streit nicht an den Kopf geworfen hat. Allerdings ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis das schließlich herauskommen wird, und es wird sicher interessant, zu sehen, wie jedes einzelne der Familienmitglieder damit umgehen wird.
Ebenso interessant ist die Entscheidung, das Familienunternehmen doch noch retten zu wollen, wenn auch vorhersehbar. Immerhin ist es eine Drama- Serie und es wird sicher irgendwann zum großen Showdown kommen, der nach dieser Entscheidung nun nicht mehr glimpflich ausgehen kann. Die Entscheidung kann ich trotzdem auch nachvollziehen, nicht nur in Hinblick auf die eigene Familie, sondern insbesondere auf die Familien der vielen Angestellten. Sarahs Story fand ich in dieser Folge auch insgesamt interessanter. Sehr schön war der Familienmoment, als die kleine Tochter in ihrem Hawaiikostüm gesungen hat.
Besonders amüsant fand ich in dieser Folge noch Nora, so z.B. in den Szenen, als sie auf Kitty und ihren Gegner in der Politsendung trifft und dem sagt, was für ein großer Fan sie von ihm ist, ebenso wie die Szene, in der sie Justins Freundin in dessen Apartment zu einem gesünderen Lebensstil bekehren will. Großartig! Interessant jedoch, wie sie gerne allen anderen die Schuld daran zuschieben will, dass Justin solche Probleme hat. Das zeigt doch sehr deutlich, dass sie sich selbst Vorwürfe macht, sonst müsste sie ja keinen anderen Schuldigen suchen. Es liegt immerhin an Justin selbst, welche Entscheidungen er trifft. Es wird interessant werden, herauszufinden, weshalb genau sie so große Schuldgefühle hat.
Wirklich eine sehr schöne Folge mit einer sehr schönen Schlussszene und wieder einigen Höhepunkten. Ich bin gespannt, ob da noch mehr geht, aber ich glaube es schon, deshalb vorerst verhaltene 7 Punkte. Die Serie hat jedenfalls einen neuen Fan.
Nadine Watz – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: An Act of WillErstausstrahlung (US): 01.10.2006
Erstausstrahlung (DE): 12.09.2007
Regie: Matt Shakman
Drehbuch: Marti Noxon
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