Review: #4.07 Die Perückenparty

Wow, eine tolle Folge, die es schafft, konstant gute Storys abzuliefern. Hier bündeln sich die guten Ideen und werden hervorragend umgesetzt. Ein paar Kleinigkeiten sind da zwar noch, aber so gefällt mir die Serie durchaus!

Why Can't I Understand This? Why Did This Happen to Me?

Auch in dieser Episode bestimmt Kitty die Episode, jedoch weniger penetrant als zuvor. War ich am Anfang der Episode von ihrem plötzlichen Sinneswandel noch überrascht und kurz davor sie für verrückt zu halten, wurde gegen Ende klar, wie es in Kitty aussieht und dass sie deutlich mehr Angst hat als sie zugibt. Ihr Rückzug von der Chemotherapie war für alle anderen genauso unverständlich wie für mich, was mir Noras und Sarahs Reaktionen sehr plausibel erscheinen ließ. Die quälende Frage, warum es gerade sie traf und ob sie gar durch ihre Lebensweise oder ihr Verhalten dazu beitrug an Krebs zu erkranken, bestimmen Kittys Gedanken und bringen sie dazu, für andere unverständliche Entscheidungen zu treffen. So wird aus dem Ausfallen ihrer Haare die Erkenntnis, nichts weiter tun zu können als zu kämpfen ohne zu hinterfragen, warum. Schließlich bringt sie die Antwort auf diese Frage auch keinen Schritt weiter in ihrem Kampf gegen den Krebs.

Wie Sarah und Nora in diese Story eingebunden werden, gefiel mir außerdem auch gut. Sie sind besorgt und extrem verärgert über Kitty und versuchen doch die ganze Zeit über, sie zu verstehen und nicht zu hart mit ihr ins Gericht zu gehen. Das muss man den Walkers lassen: Wenn es ans Eingemachte geht, dann sind alle zur Stelle und helfen, wo sie können. Auch Robert versucht seine Frau zu unterstützen, wo er nur kann. Doch in dieser Woche hat er selbst genug zu tun, sodass er dies nicht im von ihm selbst gewünschten Ausmaß tun kann.

Wieder einmal landet ein Streit eines (im weitesten Sinne) Walkers auf unser aller Lieblings-Video-Plattform und verlangt nicht nur Roberts Aufmerksamkeit, sondern auch die von Kevin. Endlich wird nicht mehr nur von der Kampagne gesprochen, sondern sie wird durch die Auseinandersetzung mit einem Konkurrenten Realität. Das wurde Zeit und zeigte mir, warum mir Robert in diesem Setting so gut gefiel: Er ist engagiert und schlagfertig. Ich muss sagen, dass gerade Robert in Staffel Vier bisher gute Momente hatte und mich mehr und mehr davon überzeugt, dass er berechtigt im Hauptcast der Serie ist.

I Feel Like I'm Getting to Know My Dad All Over Again, Without My Mom He's Allowed to Have an Actual Personality

Nach den etwas schwächeren Storys meines Lieblingspaares um irgendwie immer dasselbe Thema, geht es in dieser Woche deutlich besser weiter. Überraschend taucht Scottys Vater auf und langsam aber sicher werden die Hintergründe dessen klarer. Schön war, dass meine Eindrücke aus #2.16 Prior Commitments bestätigt wurden: Es war Scottys Mutter, die ihre Haltung gegenüber Scotty durchsetzte. Ebenso gefiel mir, dass nach den befremdlichen Szenen in der letzten Staffel diesmal deutlich mehr Gefühl zwischen Scotty und seinem Vater vermittelt wird. Es wird deutlich, dass beide eine enge Beziehung führen, die durch Scottys Mutter etwas unterdrückt wurde.

Als dann klar wird, dass Wallie Wandell ("There's a Wallie Wandell? WOW!") eine Affäre hatte und deshalb die Ehe zu seiner frau in die Brüche ging, ist Scotty natürlich geschockt. Schließlich liebt er auch seine Mutter, wenngleich er die Beweggründe seines Vaters wohl tief im Inneren versteht. Die Reaktion seines Vaters war eigentlich fast zu schön um wahr zu sein: Er hinterlässt seinem Sohn nicht nur einen Brief, in dem er ihm Zeit gibt, über alles nachzudenken, sondern auch ein wertvolles Comicbuch. Wirklich eine schöne Geste.

Toll an dieser Story war, dass diesmal Scotty im Mittelpunkt stand und ich zum ersten Mal vor Augen geführt bekam, dass er auch allein prima funktioniert. Auch die kleine Szene mit Kevin in der Hotellobby fand ich großartig: Der neugierige Kevin stellt allerlei Vermutungen über die Begleitung von Scottys Vater an. Eine sehr schöne Erinnerung an die Anfangszeit der Beziehung der beiden.

Was mich persönlich zu nerven beginnt, ist Kevins übermäßiger Fokus auf seine Arbeit. Kitty war in der selben Position in der Präsidentschaftskampagne beschäftigt und hatte trotzdem mehr Zeit. Ich bewundere Scotty für seine Ausdauer und sein andauerndes Verständnis, das kann wirklich nicht jeder.

I Could Not Imagine Having a Baby with Work and School and Planing a Wedding and Kitty Being Sick

Sehr gut hat man in dieser Woche auch die Story um Rebecca und Justin gelöst. Zunächst fängt alles harmlos an und scheint zu nichts Großem zu führen, was manchmal auch recht angenehm ist und einem nur die Beziehung zweier Charaktere näher bringen soll. Erst als Justin auf die Idee kommt, Rebecca könnte schwanger sein, wurde mir bewusst, in welche Richtung diese Story geht. Nun hatte ich allerdings eher gedacht, dass Rebecca nicht schwanger ist und man eher in die Richtung geht, dass einer der beiden gern ein Baby hätte. Nun scheint das nicht der Fall zu sein und an der sonst recht schönen Story (vor allem weil sie so schön unscheinbar war) gibt es doch ein paar Punkte zu bemängeln. So gefiel mir überhaupt nicht, wie Rebecca Justin erzählen wollte, dass sie möglicherweise schwanger ist und Justin noch vorher die 0815-Rede "Wir jetzt ein Baby? Kann ich mir gar nicht vorstellen!" vom Stapel lässt, sodass Rebecca ihr Vorhaben abbricht und am Ende allein mit positivem Testergebnis da steht. Interessant dürfte allerdings werden, wie das ganze zu Justin vordringt, da hoffe ich nämlich auf gute alte Walker-Action. Ansonsten gibt es zu dem Plot recht wenig zu sagen, da er eben so schön im Hintergrund lief.

No Kids, No Wife – Just a Motorcycle

Ich hatte es schon in den Spoilermeldungen gelesen und doch kam es für mich angenehm überraschend, dass Nora einen neuen Verehrer bekommt. Mir gefällt, dass man immer andere Wege findet, diese Storys anzugehen: Mal kann sie ihn anfangs nicht leiden (Roger), mal geht alles von ihr aus (Isaac), mal passiert es einfach so (David) und nun wird Nora etwas überrumpelt vom Interesse eines deutlich jüngeren Mannes. Auf den ersten Blick schien "Der Doktor" recht sympathisch und half Nora direkt mit ihrer Unsicherheit Kitty betreffend. Das gibt immer Pluspunkte. Auch sonst gefiel die Story, da sie nicht ganz so stark heraufbeschworen war, wie manch andere, gerade in Staffel drei. Sie war (besonders am Ende) extrem gut in den Plot um Kitty eingebettet und funktionierte wahrscheinlich deshalb noch ein wenig besser.

Nun habe ich in jenen Spoilern jedoch auch gelesen, dass der Auftritt des Charakters Simon auf (zunächst?) vier Episoden beschränkt ist. Und das dämpft meine Euphorie leider deutlich. Denn "Brothers & Sisters" schafft es auch mehr als dreieinhalb Jahre nach William Walkers Tod nicht, eine etwas längere Beziehung für Nora zu finden. Schade, denn ich finde, dass Nora dadurch wieder enorm gewinnen könnte, wenn sie sich nicht nur um ihre Kinder kümmert und nicht immer ihr "loving, but intrusive Self" ist.

Randnotizen

Eigentlich gibt es festzustellen, dass es keine Randnotizen gibt. Warum dann dieser Unterpunkt? Ganz einfach: Es ist unheimlich auffällig, dass die bisher beste Folge seit langem (dieser Staffel sowieso, vielleicht sogar seit der 2. Staffel) völlig ohne Ryan, Ojai oder Tommy (ja, der war in der Folge zuvor auch kurz da) auskommt. Das zeigt mir, dass es richtig war (und bleiben sollte!) Balthazar Getty zu feuern. Und dass es richtig war, Ryan auf ein Minimum zu reduzieren. Und dass es, so leid es mir tut, vielleicht sogar nötig ist, Ojai irgendwie aus der Serie zu verbannen oder zumindest interessante Storys dafür zu finden.

Fazit

Ich hätte nicht gedacht, dass es mich wieder einmal so trifft. Schon #4.21 S3X. war eine Oase in der Wüste, doch diesmal scheint es mir, als ob es sich schon länger ankündigte. Ich hege nun (ich hoffe berechtigt) Hoffnungen, dass sich das gute Niveau halten könnte, da schon die Folgen zuvor recht gute Ansätze hatten. Diese Folge zumindest schafft es vor allem, mich durch die gut herausgearbeiteten Emotionen zu überzeugen. Ein paar Walker-Witze dürften es gern noch sein, dann gibts vielleicht auch mal wieder die volle Punktzahl. Aber für satte 8 Punkte reicht es in dieser Woche allemal!

Christian Bönisch - myFanbase

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