Bewertung

Review: #6.02 Vergiftet

Foto: Nathan Fillion & Stana Katic, Castle - Copyright: 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico
Nathan Fillion & Stana Katic, Castle
© 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico

Nach dem Cliffhanger des ersten Teils der Doppelfolge zum Staffelauftakt der sechsten Staffel der Serie "Castle" wurde der zweite Teil mit Spannung erwartet. Und so ist es eigentlich klar, dass der Fokus der Folge auf die Suche nach dem Täter und die damit verbundene Rettung von Richard gelegt wird. Dabei wird jedoch zwangsläufig auch die Beziehung von Beckett und Castle, sowie Becketts neue Aufgabe beim FBI näher beleuchtet.

"Maybe he wants do do, what Reed did to him, take away the person he loves the most." – "His wife."

Der Fall also solches konnte mich immer noch nicht in Begeisterungsstürme versetzten, fehlte ihm doch das sonst so typische, was die Serie "Castle" ausmacht. Dies liegt jedoch sicher auch daran, dass der Fall sehr seriös ist, keine mystischen oder komischen Dinge darin verwickelt sind und Castle selber in seinem Zustand natürlich auch nicht wilde Vermutungen oder witzige Theorien aufstellt. Eine Verbesserung, beziehungsweise eine Spannungserhöhung im Vergleich zum ersten Teil der Doppelfolge wurde jedoch herbeigeführt und auch die Auflösung war für mich eher unerwartet, was ich positiv werten muss.

Eigentlich hätte mir das Aufzeigen des Konflikts in dem Reed bei der Ausübung der Mission Dreamworld steckte, auch sehr gut gefallen. Geht es hier doch um die Vernichtung eines Terroristen, die jedoch in diesem Moment nur unter opfern eines weiteren Menschenlebens, eines Unschuldigen aus dem eigenen Land, herbeigeführt werden kann. Um die Tragweite dieser Entscheidung von Reed, sein innerer Konflikt, sowie die positiven und negativen Punkte dieses Entscheides genauer zu beleuchten, hätte man aber mehr Zeit gebraucht und eigentlich hätte man diese Zeit auch gehabt, hätte man nicht die erste Episode mit einem, für mich sinnlosen und sprunghaften hin- und her zwischen verschiedenen Verdächtigen verbracht. Hier hat man meiner Meinung das Potential einer interessanten und vielschichtigen Storyline schon in der ersten Episode verschenkt. Dies im zweiten Teil, in rund 40 Minuten aufzuholen, war ein Ding der Unmöglichkeit.

Dass die Tat schließlich jedoch gar nicht mit der Vertuschung der Operation Dreamworld zusammenhing, sondern ein Racheakt für den Tod der Unschuldigen war, fand ich ein cleverer Schachzug der Autoren, weil so einer der Täter, nämlich Reed eigentlich ungeschoren davonkommt. Dies kann und will Beckett, die ein so ausgeprägtes Gerechtigkeitsbedürfnis hat, nicht akzeptieren und dies wiederum lässt einen interessanten Handlungsbogen auf ihre Arbeit beim FBI zu. Erste Anzeichen für ihre Unzufriedenheit mit dem Ausgang des Falles konnte man am Ende der Episode schon feststellen, doch dazu später mehr. Abgesehen davon, fand ich es schön, dass der Fall, der meines Erachtens nicht zu den spannendsten und gelungensten der Serie gehörte, wenigstens mit einem unerwarteten Ende aufwarten konnte, bei dem man den Mord sowie den versuchten Mord zwar nicht gutheißen, man aber doch irgendwie mit dem Täter und seiner Verzweiflung mitfühlen konnte. Letzteres wäre wohl auch durch eine ausgedehntere Befassung mit dem Thema: "Unschuldiger für Schadensbegrenzung opfern" noch etwas mehr zum Tragen gekommen.

Wie schon in meiner Review zum ersten Teil vermutet, kamen die entscheidenden Hinweise zum Täter sowie auch der Gedanke, dass nicht Reed sondern seine Ehefrau das Opfer sein soll, nicht von Beckett sondern von Castle. Wie schon öfter erwähnt, gehört es zu der Serie, dass Castle meistens die entscheidenden Hinweise oder Überlegungen liefert, doch in dieser Doppelfolge hätte ich mir doch sehr gewünscht, dass hier Beckett mal quasi einen Fall im Alleingang, beziehungsweise zusammen mit ihrer neuen Partnerin löst und Castle einfach mal etwas im Hintergrund bleibt. Mit der Vergiftung und seinem nahenden Tod hätte sich da auch eine Storyline für ihn angeboten, die meiner Meinung nach viel zu wenig ausgereizt wurde. Doch leider sind die Autoren ihrem Schema, welches sonst wirklich hervorragend funktioniert, auch in dieser speziellen Situation, in der Beckett und Castle nicht als Partner agieren, treu geblieben, was sich auf die Folge sowie auf Becketts Stellung beim FBI leider eher negativ ausgewirkt hat.

"You backed me up without even knowing my play." – "That's what partners do"

Sehr gut gefallen hat mir erneut die Zusammenarbeit zwischen Beckett und McCord und irgendwie bin ich schon etwas wehmütig, wenn ich daran denke, dass dieses Gespann zeitlich begrenzt ist, da ich immer noch der Meinung bin, dass Beckett über kurz oder lang wieder zum NYPD zurückkehren wird. Diese Rückkehr kann jedoch sicher nicht mit der Partnerschaft von Beckett und McCord begründet werden, denn diese funktioniert hervorragend. Nicht nur, dass die beiden zusammen wirklich gut harmonieren, nein Beckett kann auch jederzeit auf McCords Rückendeckung zählen. Dies hat diese im ersten sowie auch in diesem zweiten Teil der Doppelfolge mehrfach bewiesen.

Und auch sonst funktioniert Beckett beim FBI wirklich gut. Sie wird akzeptiert und ich wage auch zu behaupten, dass ihr diese Herausforderung gut tut und sie sich durch das Lob ihres Vorgesetzten bestätigt fühlt. Womit sie aber sicher zu kämpfen haben wird, sind die politischen Spiele, die beim FBI, als Bundesbehörde, sicherlich noch viel ausgeprägter vorhanden sind, als beim NYPD. Dass sich Beckett damit nicht wirklich anfreunden will oder kann und sie im Zusammenhang damit auch nicht sehr diplomatisch vorgeht, zeigt sich schon bei ihrem ersten Treffen mit Reed. Dass sie nachher eine Beschwerde auf sich nimmt, ist natürlich einerseits verständlich, da sie ja nichts anderes will, als Castles Leben zu retten, andererseits zeigt es auch, dass ihr Gerechtigkeitssinn so ausgeprägt ist, dass sie deswegen auf keinen Fall auf politische Spielchen einlässt oder sich aufgrund eines Befehles von den Ermittlungen zurückzieht. Ich kann mir vorstellen, dass ihr dieses Verhalten noch das eine oder andere Problem beim FBI verschafft und es ist natürlich fraglich, wie lange sie da auf die Unterstützung ihres Vorgesetzten zählen kann. Grundsätzlich ist dieses Verhalten natürlich positiv zu werten, etwas anderes hätte ich von Beckett weder erwartet noch "akzeptiert", denn dieser Gerechtigkeitssinn gehört zu ihrem Charakter, ist mit Grund weswegen sie Polizistin geworden ist und weswegen wir, als Fans, sie alle so mögen.

"So then, apart from the fact that I'm dying, I'm fine."

Castle selber hat mir, wie fast immer, auch in dieser Folge wahnsinnig gut gefallen. Leider wurde jedoch der Schwerpunkt seines Charakters etwas falsch gelegt. Hätte ich doch sehr gut darauf verzichten können, dass Castle sich in die Ermittlungen einmischt, wenn man dafür mehrere Szenen wie diejenige, in welcher er mit seiner Mutter und seiner Tochter telefoniert, gesehen hätte. Klar, kann man hier jetzt entgegenhalten, dass es nicht Castles Art ist, sich von den Ermittlungen fernzuhalten, doch da er noch nie in so einer Situation gesteckt hat und es auch zu seinen Eigenschaften gehört, dass er sich um seine Familie kümmert und sorgt, hätte ich es mehr als realistisch gefunden, wenn Castle die Ermittlungen Beckett überlassen und sich in seinen letzten Stunden seiner Familie gewidmet hätte. Ob er bei ihnen gewesen wäre oder sich alleine für sich Gedanken darüber gemacht hätte, was mit Alexis und Martha passiert, wenn er nicht mehr da sein wird, hätte eigentlich gar keine so große Rolle gespielt. Ich hätte mir einfach in so einer Episode noch ein paar gefühlvolle Momente zwischen Castle und seiner Familie gewünscht.

Sehr gut gefallen hat mir auch Castles Kampf, sich gegen Außen stark und furchtlos zu zeigen, um Beckett und seiner Familie die Angst zu nehmen. Trotzdem hat man aber immer wieder gesehen wie schwer es ihm fällt, sich mit dieser Situation abzugeben und wie fest er Angst hat, vor dem was kommt. Sehr deutlich kamen diese Gefühle in den Szenen mit dem Arzt zum Ausdruck. Und trotz diesem Leid und dieser Angst hat Castle seinen Humor noch nicht ganz verloren und konnte so mit dem einen oder anderen Spruch dem Zuschauer ein Schmunzeln entlocken. Zusammengefasst war der Handlungsstrang um Castles Vergiftung ein positives Element der Folge, was natürlich vor allem an Nathan Fillion und seiner Darstellung von Richard Castle lag. Und obwohl man, wenn man ehrlich ist, schon gewusst hat, dass Castle nicht sterben wird, gab es doch den einen oder anderen Moment bei dem einem etwas mulmig wurde und genau deswegen hätte man meiner Meinung nach die Familie mehr einbeziehen und diese Reaktionen für gefühlvolle Szenen nützen sollen.

"Is he always such a character?" – " Yeah, that's one of the things that I love about him."

Die Beziehung zwischen Castle und Beckett wird vor allem zwischen den Zeilen thematisiert. So gibt es eher wenige Szenen, in der die Zwei alleine sind und ihre Sorgen in einem Gespräch oder in Gesten teilen. Doch wird von Becketts wie auch von Castles Seite aus deutlich, wie sehr die Zwei einander lieben und ich mache mir nun gar keine Sorgen mehr, dass ihre Beziehung die Distanz überstehen wird. Und zwar egal wie lange diese Fernbeziehung noch dauert.

Neben dem offensichtlichen, dass Beckett in Sorge und Angst um ihren Verlobten und Partner ist, alles daran setzt ihn zu retten und schlussendlich unglaublich erleichtert ist, als ihm das Gegenmittel gespritzt werden kann, haben mir die nicht ganz so offensichtlichen Szenen sehr gut gefallen. Da gibt es einerseits diejenigen von Beckett, in der sie ihrem neuen Partner gegenüber gesteht, was sie an Castle liebt oder die fast schon flehenden Blicke, welche sie ihrem Chef zuwirft, als dieser überlegt, ob es nun richtig oder falsch ist, Castle an dem Fall mitarbeiten zu lassen. Und dann ist da Castles kurzes Gespräch mit McCord in dem er sich versichert, dass Beckett ihren Weg gehen wird, und dass sie beim FBI gut aufgehoben ist. Diese Kleinigkeiten zeigen mehr als deutlich, dass Castle und Beckett von jetzt an gemeinsam ihren Lebensweg bestreiten, komme was wolle.

Fazit

Die zweite Episode der Doppelfolge zum Staffelauftakt konnte sich gegenüber der ersten etwas steigern, konnte mich jedoch in Punkto Fall immer noch nicht wirklich begeistern. Castle selber war wie immer hervorragend, man hätte jedoch auf der Gefühlsebene noch etwas mehr Potential ausschöpfen können. Gut funktioniert hingegen hat die Partnerschaft von Beckett und McCord und ich bin nun gespannt wie Becketts Laufbahn beim FBI sich weiterentwickelt und wie die Autoren diesen Handlungsstrang zu einem Abschluss bringen werden.

Maria Schoch - myFanbase

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