Review: #6.09 Zwillinge
Der Fall der Woche, welcher sich immer weiter zu verstricken scheint, steht auch in dieser Episode im Fokus, rückt aber dadurch, dass die gefundenen Leichen Esposito und Lanie zum verwechseln ähnlich sehen, für einmal zwei andere Hauptcharaktere in den Mittelpunkt, was für den Zuschauer eine willkommene Abwechslung bietet.
"This killer, for reasons unknown has clearly selected two victims who bear deliberate resemblance to members of our own police family."
Der Fall dieser Woche überzeugt nicht nur durch Spannung, sondern auch durch die unheimliche Note, die den Morden dadurch verliehen wird, dass die Opfer Zweien aus dem Team, nämlich Esposito und Lanie, zum Verwechseln ähnlich sehen. Was zuerst, beim Fund der Leiche von Pam Hodges, noch wie ein Zufall aussieht, so wird spätestens als Lanie feststellt, dass die Tote alle, auch sehr private Merkmale, von ihr aufweist klar, dass Pam von irgendjemandem dazu angestiftet wurde, so auszusehen wie Lanie. Als dann auch noch einer Toter auftaucht, der Esposito wie aus dem Gesicht geschnitten ist, könnte man schon fast das Wort Verschwörung in den Mund nehmen.
Lange bleibt der Zuschauer über das Motiv der Morde im Dunklen, beziehungsweise fragt sich genau wie die Ermittler, was dies alles zu bedeuten hat und auch wenn Castle die Idee, dass es sich hier um den 3KX Killer handeln könnte, wohl schon früher im Kopf rumschwirrt, so ist es doch vorteilhaft, dass er dies erst gegen Ende der Episode preisgibt. Denn so bleibt nicht nur die Spannung, wer der mögliche Täter ist, hoch, sondern der Zuschauer versucht auch immer wieder nach Hinweisen zu suchen, was genau dies alles zu bedeuten hat. Trotzdem ist es natürlich immer von Vorteil, wenn man irgendjemanden hat, den man auch als Zuschauer verdächtigen kann, deshalb haben die Autoren mit Dr. Kelly Nieman eigentlich einen perfekten Täter gefunden und es ist schließlich kein Wunder, dass sie mit dem 3XK Killer zusammenarbeitet, ist sie doch genau wie er, clever, selbstsicher und skrupellos.
"Don't chase ghosts, Castle. It's not worth it. Trust me."
Schön, dass das Muster der letzten drei Staffeln beibehalten wird und sich auch in der sechsten Staffel eine Episode oder ein Teil davon um den 3XK Killer alias Jerry Tyson dreht. Neben der Cleverness und der manipulativen Art, welche Tyson nun schon so oft und auch in dieser Folge wieder unter Beweis stellt, finde ich es vor allem toll, dass er mit den Schuldgefühlen seiner "Opfer" spielt. So wurden wir in #4.04 Dem Dreifachmörder auf der Spur Zeuge wie sich Kevin wegen seiner gestohlenen Waffe schuldigt fühlte, in #5.05 Unter Verdacht konnten wir Castles Schuldgefühle spüren, weil er es nicht geschafft hat, Terry zur Strecke zu bringen und nun hat es der 3XK Killer wohl auf Esposito und Lanie abgesehen. Auch wenn er diese zwei Identitäten braucht um die Beweise gegen ihn ganz zu vernichten, so schafft er es ganz nebenbei den beiden eine Art von Schuldgefühlen einzutrichtern. Denn wie Lanie so schön anmerkt, wäre sie nicht auf die Feier ihrer Arbeitskollegin gegangen, hätte ihr niemand etwas ins Getränk gemischt und so auch nicht all ihre Merkmale ausfindig machen können. Natürlich sind diese Schuldgefühle vollkommen irrational, hätte der 3XK doch sicher, wenn nicht auf der Party, sonst irgendwo einen Weg gefunden sich Lanies Merkmale anzueignen. Doch gerade, dass diese Schuldgefühle so irrational sind, machen Tyson zu einem gefährlichen und fast übermächtigen Gegner. Denn anstatt sich hundertprozentig auf die Suche nach dem Täter zu konzentrieren, sind die Ermittler, wenn es um Tyson geht immer auch noch ein kleines bisschen mit sich selbst und mit dem "Was wäre wenn…" und "Was hätte ich anders machen sollen…" beschäftigt.
Manchmal ist es mir ehrlich gesagt etwas schleierhaft wie Beckett ihre Mordfälle gelöst hat, bevor Castle in ihr Leben getreten ist. Klar ist sie eine gute Polizistin, mit einem Gespür für die Menschen und mit einer guten Verhörtaktik und trotzdem scheint sie mir manchmal fast blind, was Teile der Lösung des Falles betrifft. Nicht nur, dass Castle eigentlich immer den entscheidenden Hinweis zur Aufklärung des Falles gibt, nein in dieser Episode verwirft sie Castles Hinweis auf den 3XK sogar sofort wieder. Es ist ja nichts daran auszusetzen zu glauben oder sich einzureden, dass Tyson beim Sturz von der Brücke gestorben ist, aber die Tatsache, dass keine Leiche gefunden wurde, und dass Tyson bis jetzt immer einen speziellen Plan verfolgt hat, sollten Beckett doch wenigstens ein bisschen zu denken geben und sie sollte doch Castles Einwand, dass Tyson dies alles geplant hat, wenigstens etwas ernst nehmen. Und gerade dieses Mal, da wieder ein Fall gelöst werden muss, der verwirrt, bei dem sich nach und nach herausstellt, dass ein genialer Plan dahintersteckt, müsste Kate doch wenigstens in Betracht ziehen, dass der 3XK Killer dahinterstecken könnte und nicht noch Castle vorwerfen, dass er Geister jage. Doch dies ist nur ein kleiner Schönheitsfehler in einer sonst wirklich tollen Episode, und dass Castle im Bezug auf die Auslösung der Fälle das Masterhirn im Team ist, gehört wohl einfach schon zum guten Ton der Serie.
"I went throw every case we worked on, nothing jumped out." – "Yeah not for me either. It must gotta be something personal. It's gotta be someone, who knows about our relationship."
Dass sich die Folge jedoch nicht die volle Punktzahl verdient hat, liegt vor allem an Lanie und Esposito und zwar sowohl als Individuen als auch als Paar. Ihre einzelnen Charaktere sowie die Beziehung zueinander wurden in dieser Episode für meinen Geschmack einfach zu wenig thematisiert, obwohl dies eigentlich bitter nötig gewesen wäre. Auf den ersten Blick ist diese Kritik sicherlich lächerlich, da sich ja eigentlich die ganze Episode inklusive dem Fall um Lanie und Esposito dreht. Wenn man jedoch etwas besser hinsieht, sind die beiden zwar in den Fall involviert, da ihre Doppelgänger umgebracht wurden, doch spielt man viel zu wenig mit Lanie und Espositos Gefühlen, beziehungsweise die Szenen, in welchen die Angst, die Unsicherheit, die Schuld zum Vorschein kommen, werden viel zu schnell abgehandelt und man wechselt wieder zu einer anderen Einstellung. Ich denke hier beispielsweise an die eine Szene in der Lanie Kate von dem Tattoo erzählt. Hier hätte es meiner Ansicht nach unbedingt wieder einmal eine Szene geben müssen, in der gezeigt wird wie nahe sich Kate und Lanie eigentlich stehen und wie gute Freundinnen die Zwei sind. Kate hätte hier Lanies Verzweiflung und Angst besser wahrnehmen, ihr Trost zusprechen oder sie einfach mal in den Arm nehmen müssen.
Anders bei Esposito und Lanie. Hier gibt es doch den einen oder anderen Moment, in dem bei beiden die Verzweiflung über das Geschehene spürbar ist und in dem sie einander gegenüber ihre Sorge ausdrücken und einander Trost spenden möchten. Vor allem die Szene, in welcher Esposito Lanie mitteilt, dass er nicht zulassen wird, dass ihr etwas passiert und sie dann ängstlich anfügt, was wäre, wenn ihm etwas passieren würde, fand ich hervorragend und äußerst herzerwärmend. Trotzdem hätten auch hier die Autoren etwas mehr auf die Beziehung der beiden eingehen können. Wo stehen sie mit ihrer Beziehung, ist es wirklich nur eine Affäre ohne Verpflichtungen oder will einer der beiden oder sogar beide doch wieder mehr? Wir erfahren sonst kaum etwas über die Beiden und dann gibt es einmal eine Episode in der sich alles um die Zwei dreht und trotzdem sind wir nicht viel schlauer als vorher.
Doch neben all der Kritik, die im Großen und Ganzen ja nicht überwogen hat, muss ich hier natürlich festhalten, dass ich mich unheimlich gefreut habe, dass eine Episode lang Lanie und Esposito im Fokus standen und so auch wieder einmal einem anderen Hauptcharakter Zeit gewidmet wird. Nicht falsch verstehen, ich liebe Castle und Beckett, als Paar wie auch als Individuum, doch darf man nicht vergessen, dass noch andere Charaktere in dieser Serie mitspielen, die den Zuschauer nun auch schon über fünf Staffeln lang begleiten und die einem ans Herz gewachsen sind. So ist es überhaupt nicht verkehrt, Caste und Beckett einmal etwas Screentime wegzunehmen und dafür die Charakterentwicklung von jemand anderem etwas zu fördern. Von daher bitte mehr davon und vor allem bitte mehr Lanie und Esposito.
"I was hoping for something more romantic and less Hobbity." – "Why does everyone always think those two are mutually exclusive?"
Obwohl die Episode eher zu den ernsteren von "Castle" gehört, gab es doch auch einige witzige Szenen, wie beispielsweise diejenige, in welcher sich Castle und Beckett über das Ziel ihrer Flitterwochen unterhalten. Es ist immer wieder schön, dass sogar bei solchen Dingen Castles kindliche Begeisterung zum Vorschein kommt und auch immer wieder toll, wie Beckett locker damit umzugehen weiß. Solche Szenen sind immer wieder herrlich und lockern eine Folge enorm auf.
Sonst durfte man Castle für einmal, eigentlich eher untypischerweise, in dieser Episode sehr ernst erleben. Auch wenn die Entdeckung einer Leiche, welche genauso aussieht wie sonst jemandem, in Castle eigentlich die mystische Ader hätte wecken sollen und ihn zu übersinnlichen Spekulationen hätte hinreißen müssen, lässt er dies mit Respekt auf Esposito und Lanie sein und zeigt somit, dass er eben auch eine sehr einfühlsame Seite hat.
Randnotizen
- Im Gegensatz zur Lanie/Beckett Freundschaft konnte die Esposito/Kevin Freundschaft mit nur einer kurzen Szene punkten. Und zwar als Kevin die Leiche von Daniel Santos entdeckt und Esposito mitteilt, dass er sich dies nicht ansehen soll. Natürlich tut er es doch, doch rein die Sorge, welche Kevin mit dieser Aussage ausdrückt, hat mich mehr berührt als alle längeren Szenen zwischen Lanie und Beckett.
- Die Schlussszene sollte hier nicht unerwähnt bleiben, denn sie hat nicht nur Castle und Beckett, sondern auch mich erschauern lassen. Gleichzeitig ist aber auch die Vorfreude auf eine erneute Episode des 3XK Killers gestiegen und wenn ich ehrlich bin, hoffe ich, dass wir dafür nicht wieder eine ganze Staffel lang warten müssen. Es wäre doch schön, wenn die Storyline um diesen Serienkiller etwas intensiviert würde.
Fazit
Eine geniale Folge, die nicht nur einen spannenden Fall mit einer überraschenden Wende zu bieten hat, sondern auch für einmal Lanie und Esposito etwas ins Zentrum rückt. So ist fast darüber hinwegzusehen, dass die Autoren die Charakterarbeit bei Lanie und Esposito etwas vernachlässigt und ihre Beziehung für mich etwas zu nebensächlich behandelt haben. Auch die manchmal auftretende Blindheit von Beckett, wenn es um das entscheidende Puzzleteil des Falles geht, kann in dieser guten Episode getrost vernachlässigt werden.
Maria Schoch - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: DiscipleErstausstrahlung (US): 18.11.2013
Erstausstrahlung (DE): 28.02.2014
Regie: Rob Bowman
Drehbuch: David Amann
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