Bewertung

Review: #8.01 Frische Wunden

"Chicago Fire" ist bekannt dafür, seine Staffeln mit brandgefährlichen Einsätzen und Cliffhangern zu beenden, damit man sich über die elendig lange Sommerpause hinweg quälen muss, ob auch wirklich alle geliebten Charaktere überlebt haben. Aber tatsächlich hat es den Tod einer Hauptfigur zu einer neuen Staffel hin zuletzt mit der dritten Staffel gegeben, als wir uns damals in #3.01 Harte Zeiten von Leslie Shay verabschieden mussten. Hiernach hat es viele brenzlige Situationen gegeben, zuletzt in #6.01 Spiel mit dem Feuer, bei der ich wirklich überzeugt war, dass es Randall 'Mouch' McHolland nicht überleben würde. Aber er hat es überlebt und seitdem ist wirklich der Eindruck entstanden, dass die Serienmacher die großen Tode möglicherweise scheuen. Natürlich verabschiedet sich niemand gerne von Hauptcharakteren, die einem über einen so langen Zeitraum hinweg lieb geworden sind, aber gerade der Job der Feuerwehrleute ist immer lebensgefährlich, so dass es einfach unrealistisch ist, dass bei solch gefährlichen Einsätzen alle immer wie durch ein Wunder überleben. Diesmal gibt es aber wieder einen Toten zu verzeichnen und auch wenn es realistisch ist, ist der Schmerz darüber nicht weniger gering.

Hätte ich vorher Wetten abschließen müssen, wer den Auftakt von Staffel 8 nicht überleben wird, hätte ich vor allem auf Darren Ritter oder auf Sylvie Brett bzw. Emily Foster gesetzt, die ja in die Fabrik gebeten wurden, was schon höchst ungewöhnlich ist, wenn dort die Gefahr noch tobt, weil sie nicht über die entsprechende Schutzausrüstung verfügen. Mit Brian 'Otis' Zvonecek als Todesopfer hätte ich aber wahrlich nicht gerechnet. Er war zwar mittendrin, aber doch nicht vorne vor bei einem Krisenherd. Sein Tod kommt daher so überraschend, dass es mich wie eine Wucht getroffen hat. Nach sieben gemeinsamen Jahren mit den (meisten) Figuren, will ich mich wirklich von keiner trennen, von daher gibt es kein "mit dessen Tod hätte ich besser leben können", denn jede Figur hat durch ihren individuellen Charakter einen Mehrwert für die Serie. Daher schmerzt der Abschied von Otis und damit Yuri Sardarov, denn mit ihm haben wir eine wirkliche Reise durchgemacht. Er war zu Beginn der Serie der gern veräppelte Anwärter, der sich seine Anerkennung hart erkämpfen musste, bis er dann endlich die Drehleiter fahren durfte. Seine Liebesgeschichten waren oft unglücklich, bis er mit Lily eine stabile Beziehung erhalten hat. Seine Freundschaft mit Joe Cruz ist für die Ewigkeit und durch seine kindliche Seite war er oft für die humoristische Storyline der Woche verantwortlich.

Aufgrund dieser langen gemeinsamen Geschichte mit Otis war ich doch etwas enttäuscht, dass sich die volle Trauer doch nicht entfalten konnte, da ein Zeitsprung von drei Monaten gemacht wird. Die Momente im Krankenhaus waren noch unheimlich ergreifend, als durch einen bloßen Blick von Chief Wallace Boden allen Anwesenden klar wurde, dass es Otis nicht schaffen würde. Das war purer Schmerz bei allen involvierten Schauspielern und das sind eben die gemeinsamen Momente mit den Fans, in denen etwas entsteht, was Verbundenheit erzeugt. Durch den Zeitsprung kommt aber ein harter Schnitt, der diese Trauer etwas ausbremst. Zwar kann ich die Gründe für den Zeitsprung bei den anderen Handlungen sehr gut nachvollziehen, aber bei Otis hat es mir etwas genommen. Es wird zwar schon deutlich, dass wir durch Cruz, der seinen besten Freund verloren hat (übrigens grandiose schauspielerische Leistung von Joe Minoso in dieser Episode) und durch Matt Casey, der sich als sein Captain verantwortlich fühlt, noch mitten in einem Trauerprozess sind, der uns wohl auch noch über weitere Episoden hinweg begleiten wird, aber die dramatischsten Momente der Trauer wurden uns genommen. Nur gut, dass es die Abschlussszene dieser Episode gab, denn hier kamen alle noch einmal für Otis zusammen. Wo Shay damals auf dem Rettungswagen verewigt wurde, hat er nun ein Denkmal. Seine letzten Worte wurden übersetzt und so schließt sich ein Kreis, der noch einmal die benötigte emotionale Wucht entfaltet hat.

An sich wirkte die Episode sehr kurzweilig, weil es durch den Zeitsprung eher Fragmente gab, die uns zeigen, was mit den anderen Figuren in der Zwischenzeit passiert ist. So erleben wir, dass Stella Kidd und Kelly Severide glücklicher denn je sind. Das Molly’s North wurde aufgegeben, weil Lily es nicht ohne Otis führen möchte. Sylvie ist an Kyle Sheffields Seite in Minneapolis nicht glücklich und trifft auch noch auf die verhasste Hope Jacquinot. Emily leidet unter einem neuen Partner. Ritter arbeitet aushilfsweise auf der Drehleiter, da sich Matt schwer tut, einen Ersatz für Otis einzustellen, befürchtet aber, dass Christopher Herrmann ihn auch gar nicht wiederhaben will und Matt muss sich mit einer Untersuchung auseinandersetzen, bei dem ihm angelastet werden soll, dass er Sylvie und Emily in ein Gebäude gebeten hat, das später eingestürzt ist. All das sind Handlungen, die neben dem Verlust um Otis etwas banal wirken, aber sie schließen auch die Erlebnisse aus dem Einsatz ab und stoßen gleichzeitig Türen für neue Storylines auf, die für die neue Staffel nun einmal gebraucht werden.

Fazit

"Chicago Fire" ist nach einigen Jahren Pause wieder den harten Weg gegangen und hat einen Hauptcharakter sterben lassen. Der Abschied von Otis ist schmerzvoll und wird durch den Zeitsprung etwas emotional ausgebremst. Gleichzeitig entstehen aber auch neue Möglichkeiten für die Staffel, denen ich absolut freudig entgegensehe!

Lena Donth – myFanbase

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