Bewertung

Review: #5.18 Alte Wunden

Die Episode #5.06 Fallen war die erste nach Hailey Uptons Einstieg in "Chicago PD", die sich etwas mit ihrem Privatleben und ihrer Vergangenheit auseinandergesetzt hat, so dass den Zuschauern die Möglichkeit geboten wurde, sie besser kennenzulernen. Dieses Vorhaben ist in der angesprochenen Folge gescheitert, aber danach konnte sich Hailey immerhin als tolle Partnerin für Jay Halstead beweisen und auch für Kim Burgess hat sie sich als vertrauensvolle Freundin gezeigt. Mit #5.18 Ghosts wagen die Autoren nun den zweiten Versuch, Hailey in den Fokus einer Folge zu nehmen. Klappt dieses Anliegen diesmal besser?

In dieser Folge wird vor allem die bisherige berufliche Karriere von Hailey näher beleuchtet. Seit ihrem Einstieg in der vierten Staffel wissen wir, dass sie wegen Trudy Platt Polizistin geworden ist und recht schnell den Detective-Rang erhalten hat, weil sie sich in einem Undercover-Einsatz hervortun konnte. Dieser Einsatz wurde seitdem nie mehr thematisiert. Zwar wird auch diesmal nicht konkret benannt, dass Haileys Einsatz beim Verhaften eines Meths-Dealers ihre Karriere so beschleunigt hat, aber wenn man reflektiert, wie dieser Fall sie heute noch beeinflusst, dann kann man schon guten Gewissens resultieren, dass das ihr großer Karriereschritt war.

Vor drei Jahren hat Hailey von ihrer Einheit das Alias Kelly erhalten, mit dem sie sich bei Ronald Booth, einem Mann, der flüssiges Meth herstellt und anschließend an seine Dealer weitergibt, eingeschlichen hat. Diese Mission hat sie jedoch nicht alleine, sondern mit ihrem Kollegen Garrett gewagt, der ihr als Partner den Rücken freigehalten hat. Als Kelly hat sie so viele Informationen gegen Booth sammeln können, dass dieser hinter Gittern gebracht werden konnte, ohne dass Hailey aussagen musste. Da Booth nun wieder freigelassen wurde und offensichtlich da weitermacht, wo er aufgehört hat, nimmt Hailey ihre Kelly-Identität wieder auf, um ihn erneut seiner Straftaten zu überführen

Man merkt direkt, dass Hailey mit Booth viele negativen Gedanken verbindet, doch erst nach und nach wird in der Folge aufgedeckt, worin die Gründe dafür liegen. Zum einen hat Booth ihren Partner Garrett getötet und die Leiche so gut versteckt, dass man dessen eigentlichen Einsatz im Polizeidienst nie hervorheben konnte und zum anderen hat er sie an Silvester verprügelt und beinahe vergewaltigt, was nur verhindert werden konnte, weil Garrett eingeschritten ist. Diese Aspekte sind verantwortlich dafür, dass Hailey Booth sowohl abgrundtiefen Hass, aber auch Angst entgegenbringt. Der Hass treibt sie an, ihre Undercover-Identität wieder anzunehmen, obwohl Hank Voight und Jay Halstead Zweifel ausdrücken und ihre Angst bestimmen die tatsächlichen Begegnungen mit Booth.

Mit Titus Welliver konnte ein Schauspieler für Booth gecastet werden, dem man den bedrohlichen, gewaltbereiten und auch wahnsinnigen Meth-Hersteller problemlos abkaufen konnte. Daher waren die Szenen zwischen ihm und Tracy Spiridakos auch so unheimlich intensiv gespielt. Einerseits war die Bedrohung durch ihn so eminent, dass man eine ständige Katastrophe befürchten musste und gleichzeitig konnte Spiridakos so viele Emotionen zwischen Angst, Hass und Leidenschaft auf ihrem Gesicht widerspiegeln, dass man für diese Szenen alleine schon am Bildschirm klebte. Insgesamt ist diese Folge ein Geschenk an Spiridakos, da ihr viel Raum gegeben wird, ihr schauspielerisches Talent unter Beweis zu stellen. Glänzen kann sie auch in ihrem Endkampf mit Booth, wo sie zunächst unterlegen ist und dann mit aller Macht doch noch die Oberhand gewinnt und dann all ihre aufgestauten Gefühle ihm gegenüber loslässt. Diese Art von Szene haben wir in "Chicago PD" schon öfters mit anderen Figuren präsentiert bekommen, aber genau diese hat durchaus einen der Spitzenplätze verdient, da sie so emotional einnehmend war.

Da Hailey im Fokus dieser Episode stand, ist unweigerlich auch Jay mehr involviert, da eben seine Partnerin sich auf eine gewagte Mission und einen eigentlichen Rachefeldzug begibt. Als er vor wenigen Monaten als Ryan undercover gegangen ist, hat Hailey ihm bereits den Rücken freigehalten, nur war es also an ihm, ihr beizustehen. Nur merkt Jay schnell, dass seine Partnerin ihm entscheidende Hinweise – wie die Ereignisse in der Silvesternacht – verheimlicht. Daher hakt er nach und kommt schnell in einen Gewissenskonflikt, ob er zu Hailey hält, wie sie es für ihn getan hat, oder ob er Hank informiert, damit sie gemeinsam die Situation bewältigen können. Er entscheidet sich für Hailey und dadurch erhält diese Partnerschaft einen weiteren Schritt hin zu einer tieferen Beziehung. Gerade die letzte Szene der beiden in dieser Folge, wo Jay ihr entgegen ihres Wunsches doch Gesellschaft leistet und so feststellt, dass Garrett nicht nur ihr Partner in beruflicher, sondern auch in privater Hinsicht war, hat eine tolle Chemie zwischen den beiden offenbart. Trotzdem hoffe ich, dass bei ihnen die Liebesgeschichte ausbleibt.

Als Resümee dieser Storyline bleibt mir zu sagen, dass man zwar Haileys Privatleben nicht tiefer ergründet, aber immerhin wird ihre bisherige berufliche Karriere in den Blick genommen und diese zeigt auf, mit welcher Leidenschaft sie ihrem Beruf nachgeht und welche Opfer sie dafür gebracht hat und auch immer noch bringt. Dadurch bewundere ich Hailey nun und bin auch froh, dass Spiridakos sie so intensiv porträtieren kann. Insgesamt ist die ganze Mission, Booth erneut zu schnappen, unheimlich spannend gestaltet. Es gibt die eher ruhigen Momente, wo Haileys Seelenleben ergründet wird oder die von der unterschwelligen Bedrohung durch Booth geprägt sind und es gibt die tatsächlichen Actionszenen, die mitreißend sind, so dass eine Episode präsentiert wird, die einen an den Bildschirm fesselt.

Ein Manko hat die Folge aber dann doch aufzuweisen. Dafür, dass der Teaser zu dieser Episode ein weiteres Vorankommen rund um die Ermittlungen gegen Alvin Olinsky versprach, war es mir wirklich zu wenig, dass Hank ihm nur mitgeteilt hat, dass er sich höchstwahrscheinlich einem Geschworenengericht stellen muss. Es war dann aber ein netter Zug von Hank, anzudeuten, dass er sich bei dieser Entwicklung selbst stellen wird. Da das Thema aber nicht weiterverfolgt wird, schweben diese Worte etwas hohl in der Luft herum.

Fazit

Es wird eine starke Charakterfolge geboten, die Hailey in den Fokus nimmt und ihr endlich tiefgründiges Profil verleiht. Zudem ist diese Folge von einem tollen Grundtempo geprägt, es gibt mitreißende Actionszenen und vor allem wird das Schauspiel sehr intensiv betrieben, so dass man sich dem Sog nicht entziehen kann. Einziger kleiner Wermutstropfen ist, dass die angekündigte Handlung rund um Hank und Alvin so knapp ausfällt, dass man sie auch hätte sein lassen können.

Lena Donth - myFanbase

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