Bewertung

Review: #5.19 Der Informant

In der letzten Folge, #5.18 Ghosts, wurden die Ermittlungen gegen Alvin Olinsky entgegen der Andeutung im entsprechenden Episodenteaser sehr stiefmütterlich behandelt. In dieser Episode wird nun wieder ein größerer Fokus darauf gelegt und das ist auch bitter nötig, da das Staffelfinale nur noch fünf Folgen entfernt ist und ein großer Knall, wie ich es erwarte, zwischen Hank Voight und Denny Woods noch mehr aufgebaut werden muss.

Hank hat nun den Zeugen ausfindig gemacht, der Alvin und Erin Lindsay dabei gesehen haben will, wie sie die Leiche von Kevin Bingham an einem anderen Ort vergraben haben. Da Alvin den Zeugen Ruben Gilbright tatsächlich in der Nacht gesehen hat, fällt zumindest die Theorie weg, dass Woods jemanden bestochen hat, der dann eine falsche Aussage tätigt. Ruben wird Alvin und Erin tatsächlich gesehen haben, so dass sich Hank und Alvin darauf konzentrieren, dass sie Rubens Glaubwürdigkeit untergraben wollen. Beziehungsweise muss man ja sagen, dass nur Hank sich darauf konzentriert, da er Alvin immer wieder inständig darauf hinweist, sich von Ruben fernzuhalten, denn schließlich sähe es vor einem Geschworenengericht nicht gut aus, wenn er im Vorfeld mit dem Zeugen gesichtet worden ist.

Doch man merkt inzwischen deutlich, dass Alvin auf Hanks Versprechungen, sich um alles zu kümmern, nicht mehr viel gibt. Das kann ich gut nachvollziehen, da Hank solche Parolen seit mehreren Wochen ausgibt, aber tatsächlich kaum mit entscheidenden Ergebnissen vorangekommen ist. Dies ist insofern auffällig, da Hank normalerweise bekannt dafür ist, schnell Ergebnisse liefern zu können. In dieser Folge wird Hank nun tatsächlich mal intensiver aktiv. Doch er wird ausgebremst, als er erfährt, dass Ruben seit fast einem Jahr keinen Alkohol und keine Drogen mehr angefasst hat und dadurch wieder in Kontakt zu seiner Familie treten durfte. Vollkommen überraschend ist Hank von dieser Tatsache so gerührt, dass er Gewissensbisse bekommt und Ruben in Ruhe lassen will.

Diesen Schritt kann man nur als Überraschung bezeichnen, da Hank für seine Familie, zu der Alvin zu 100% gehört, buchstäblich über Leichen geht. Warum nun also das Mitgefühl für einen Mann, den er gar nicht kennt, gerade dann, wenn er und Alvin immer mehr die Felle wegschwimmen sehen? Ich kann mir das nur so erklären, dass die Autoren den Konflikt zwischen den beiden weiter intensivieren wollten, denn Alvin hat eben diese Gewissensbisse nicht und gibt der Abteilung für Drogenkriminalität einen anonymen Hinweis, nachdem er in Rubens Auto ein Drogenpäckchen deponiert hat. Hank macht seinem Freund zwar am Ende der Folge keinen direkten Vorwurf, aber sein Hinweis, dass man seinen Dämonen nicht ewig weglaufen kann, ist sicherlich auch kritisch zu sehen. Gleichzeitig aber auch lächerlich, denn eigentlich ist es ja Hank, der die Dämonen überhaupt erst heraufbeschwört hat.

Da Alvin bei seinem Rentenanspruch nachhakt und so erfährt, dass die interne Ermittlung ihm diese aktuell nicht gewähren würde, bekommt dies auch die neugierige Trudy Platt mit, die sich prompt bei Hank erkundigt, was vor sich geht. Dieser rückt nicht mit der Sprache heraus, was ich sehr schade finde. Trudy ist auch eine treue Seele und wenn sie mehr involviert wird, ist "Chicago PD" automatisch besser. Aber vielleicht will Hank sie auch nur schützen, da Woods ja auch durchaus sie in den Fokus nehmen könnte, dies wäre natürlich ehrenvoll, aber auf Trudys Spürsinn, ihre Instinkte und vor allem ihre Respektlosigkeit bei den entscheidenden Gegnern, kann man eigentlich nicht verzichten.

Die aktuelle Folge bietet natürlich auch wieder einen Fall der Woche, den ich leider als wenig unterhaltsam und logisch löchrig bezeichnen würde. Im Zentrum steht eine gemeinsame Vergangenheit zwischen Adam Ruzek und seinem Informanten Ray, der mal als Polizist tätig war und nach einer Schießerei suspendiert wurde. Sein Opfer hatte damals an seine Tasche gegriffen, um eine vermeintliche Waffe hervorzuholen, woraufhin Ray die tödlichen Schüsse abgab. Adam, der mit ihm ermittelt hat, hat diesen Moment aber nie gesehen, so dass er nicht für Ray aussagen konnte. Aus Schuldgefühlen heraus, hat er daraufhin Ray schon mehrfach als Informanten engagiert.

So weit die Grundlage, die sich aber für mich wenig schlüssig erweist. Alvin hat Adam damals direkt von der Polizeiakademie in die Intelligence Unit beordert, in der er seitdem ist. Er hat zwar zwischendurch auch einmal undercover für eine andere Abteilung gearbeitet, um Abstand zu Kim Burgess zu gewinnen, aber in dieser Folge wird konkret nicht geklärt, ob diese Begegnung zwischen Ray und Adam genau in dieser Zeit stattgefunden hat oder ob sie einfach keinen Sinn ergibt. Da diese Geschichte immer nur häppchenweise dem Zuschauer gefüttert wurde, hat sich der Zusammenhang für mich zu lange gezogen und die Gefühle, die Adam Ray gegenüber empfindet, waren für mich nicht eindeutig nachzuempfinden.

Zudem war der Fall zu offensichtlich konstruiert. Als Sergeant Kenny Marino und Detective Rojas von der Abteilung für Drogenkriminalität am Tatort einer leergeräumten Drogenbude auftauchten, war bereits klar, dass sie später noch eine größere Rolle spielen würde. Als nach drei Viertel der Folge schon Rojas als korrupte Polizistin ausgemacht war, war mir wiederum klar, dass sie gar nicht die Verantwortliche war und da blieb nur Ray. "Chicago PD" ist sicherlich keine Cop-Serie, die regelmäßig mit krassen Überraschungen in den Auflösungen der Kriminalfälle aufwarten kann, aber diese Entwicklung war viel zu offensichtlich. Zudem hat es der Geschichte rund um Adam und Ray einen bitteren Beigeschmack gegeben. Vielleicht hat Ray damals wirklich nur geschossen, weil er seinen Gegner bewaffnet glaubte, aber die kriminellen Geschäfte nach seiner Suspendierung kommen nicht von ungefähr. Wäre er mit Leib und Seele Polizist gewesen, hätte er sich darauf niemals eingelassen. So erweist sich Adams Vertrauen in ihn als fatal.

Fazit

Nach der nahezu perfekten letzten Folge, versetzt mir die aktuelle "Chicago PD"-Folge wieder einen erheblichen Dämpfer. Bei den Ermittlungen gegen Alvin kommen wir zwar wieder ein großes Stückchen vorwärts, aber das wird auf Kosten von unüblichen Charakterzügen geboten. Der Fall der Woche hat für mich überhaupt nicht funktioniert, da er logisch nicht einwandfrei präsentiert wurde und weil Adams persönliche Involviertheit mich nie erreichen konnte.

Lena Donth - myFanbase

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