Bewertung

Review: #5.22 Ein letzter Zug

Die Episode #5.21 Allegiance hat bereits die Dramaturgie eines Finales geboten, aber das eigentliche Staffelfinale der fünften Staffel von "Chicago PD" wird uns mit #5.22 Homecoming geboten, wo es galt in Erfahrung zu bringen, wie Alvin Olinskys Schicksal ausgeht und ob es der Intelligence Unit ein für allemal gelingt Denny Woods endgültig loszuwerden.

Die ersten Minuten dieser Folge knüpfen nahtlos an die ebenso intensiven letzten Minuten der vorangegangenen Episode an und haben mich regelrecht an den Bildschirm gefesselt. Bereits in meiner letzten Review habe ich die Prognose gewagt, dass Alvin das Finale nicht überleben wird, aber trotzdem gab es dafür in meinen Augen keine Garantie, so dass ich regelrecht mitgefiebert habe, wie es für ihn enden wird. Spätestens im Krankenhaus, wo Hank Voight seinen besten Freund anfleht durchzuhalten, Alvin ihm das versichert und dann ihre Hände auseinandergerissen wurden, war mir klar, dass war es für unseren guten, treuen Partner von Hank. Es war ein bedeutungsvoller letzter Moment zwischen ihnen beiden, der in der Tragik seines Todes gipfelt, so dass ich die Entscheidung der Autoren, ihn zu opfern, in diesem Moment absolut verstehen konnte, auch wenn es mir um den Charakterdarsteller Elias Koteas unheimlich leid tut. Alvin war nicht nur Hank ein treuer Freund, sondern auch für seine anderen Kollegen stets ein wichtiger Mentor und Antreiber, der Job und Familie immer 100% Leidenschaft hat zukommen lassen. Daher sage ich mit blutendem Herzen: RIP Alvin Olinsky!

Auch die Minuten nach seinem Tod waren unheimlich einnehmend, weil die Trauer um ihn nur durch Bilder transportiert wurde und man dadurch im besonderen Maße von der Trauer der Kollegen gefangen genommen wurde. Doch dann gab es einen Bruch in der Folge. Mit einem Mal wurde von Hank die Trauer beiseite geschoben und er hielt eine Ansprache an seine Leute, dass sie Alvins Tod rächen müssen. Das ist zwar typisch für Hank, der immer Gerechtigkeit für alles will, hat den Fokus der Folge aber insofern verändert, als dass man als Zuschauer in seiner eigenen Trauer um Alvin ausgebremst wurde, weil man niemanden mehr trauern sah. Die Kollegen haben tapfer weitergemacht, Meredith und Michelle Sovana wurden nicht gezeigt oder gar erwähnt und es gab noch nicht mal eine abschließende Gedenkszene für Alvin, da wir am Ende der Folge ganz alleine bei Hank waren und Zeugen davon werden, wie er verbittert und wütend realisiert, dass auch er Alvins Tod mitverschuldet hat, weil er damals unbedingt Rache an dem Mörder seines Sohnes Justin nehmen musste.

Dass die Trauer um Alvin auch nicht den Raum erhalten hat, die sie verdient hätte, liegt in meinen Augen ganz klar darin, dass die Folge direkt mit gleich zwei so großen Themenblöcken vollgestopft wurde. Auf der einen Seite eben die Rache an Alvins Mörder und auf der anderen Seite, endlich Woods loszuwerden. Daher war meine Vermutung eigentlich gewesen, dass beide Blöcke geschickt miteinander verknüpft werden, auf welche Art und Weise auch immer, aber das wäre sicherlich der clevere Schachzug gewesen. Denn dass nun über fünf Ecken herausgefunden werden musste, dass mal aus einem ganz alten Fall noch jemand Rache übt, war Verschwendung von wichtigen Sendeminuten.

Auch der erneut aufflammende Konflikt zwischen Hank und Antonio Dawson hätte in der Verbindung der Themen seinen Platz finden können, aber hier muss ich wenigstens gestehen, dass dieser Aspekt ganz klar zu den Stärken der Finalfolge gehört. Bereits in der letzten Folge war Antonio aufsässig, in dieser nun kommen wir wieder an den Punkt, wo er die brutalen Methoden seines Chefs nicht ertragen kann. Ich finde es immer noch gut, dass Antonio so ein gutes Herz hat und stets den legalen Weg gehen will. Auch für ihn war Alvin ein wichtiger Bezugspunkt, daher kann man ihm sicherlich nicht vorwerfen, dass er weniger betroffen war, als die anderen, aber er hätte eben lieber auf die richtige Art und Weise gelöst. So kommt es zum großen Showdown, wo Hank in seiner üblichen Manier den Rächer einfach eiskalt abknallt. Ja, er hat einen Bösen getötet, aber ich bin ganz bei Antonio, dass er auch im Rechtssystem seine Strafe gefunden hätte. Nun steckt Antonio, der nicht gesehen hat, wie Hank abgedrückt hat, im Zwiespalt. Lügt er für Hank und behauptet, dass eine Waffe gezückt wurde oder bleibt er bei der Wahrheit, dass er nichts gesehen hat?

Für die Kollegen ist die Antwort eindeutig, für Antonio nicht, was ich hervorragend finde. Weniger gut finde ich, dass ausgerechnet Adam Ruzek ihm an dieser Stelle so heftige Vorwürfe macht. Erst in #5.19 Payback haben wir erfahren, dass Adam für einen ehemaligen Kollegen nicht lügen wollte, weil er eben nicht gesehen hat, ob das Opfer eine Waffe gezückt hat. Haben die Autoren das innerhalb so kurzer Zeit wieder vergessen oder war es ihnen einfach egal, dass es so lächerlich wirkt? Wie Antonio sich letztlich entscheidet, wird im Finale nicht aufgeklärt und bietet sozusagen also einen kleinen Cliffhanger. Diesen finde ich aber richtig gut, weil wirklich alle Möglichkeiten offen sind. Ich habe keinen blassen Schimmer, in welche Richtung die Autoren gehen werden und diese Unvorhersehbarkeit ist für "Chicago PD" nicht unbedingt üblich!

Nun zum zweiten großen Themenblock, der leider etwas vorhersehbar war. Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo James Osha wirklich erschüttert war angesichts Alvins Tod, war ich mir sicher, dass er sich mit Hank gegen Woods verschwören wird. Daher war die Rolle von Kate, der angeblichen Freundin von Kevin Bingham, für mich auch direkt sonnenklar. Zwar hat Woods ständig auch einen Hinterhalt vermutet, aber dass Osha ihm in den Rücken gefallen ist, damit hat er halt nicht gerechnet. Ich fand es gut, dass am Ende nochmal ein sehr ausführliches Gespräch zwischen Hank und Woods kam, da die beiden schon immer große Rhetoriker waren, die sich alles immer für sich selbst zurechtgelegt haben. Hank, warum er die Bösen tötet, Woods, warum er auch den Tod Guter in Kauf nimmt. Natürlich ist man zwangsweise für Hank, weil man ihn eben ständig begleitet, aber letztlich ist der Unterschied zwischen ihnen wirklich nicht groß. Nun bin ich aber froh, dass das Kapitel Woods (erstmal) abgeschlossen ist. Es war ein guter Handlungsbogen mit vielen Wendungen, aber alles hat eben auch ein Ende!

Vor meinem Fazit dieser Folge möchte ich noch abschließende Worte für die fünfte Staffel von "Chicago PD" finden. Nach Sophia Bushs Ausstieg mit dem Ende der vierten Staffel habe ich einige sehr hoffnungslose Zuschauerstimmen gelesen und gehört und auch ich selbst bin doch durchaus skeptisch an die neuen Folgen gegangen, aber ich musste schnell feststellen, dass "Chicago PD" keine Serie ist, die auf einzelne angewiesen ist, sondern durch ein solides Gesamtkonstrukt besticht, das in dieser Staffel viel mehr in den Fokus gerückt wurde. Jeder der Intelligence Unit hat seine Folgen gehabt, wo er oder sie rausstechen konnte und wo man das Privatleben näher ergründen konnte, aber am Ende kam es immer auf das Team an und wie gut es zusammenarbeitet und das muss einfach das Herzstück einer solchen Serie sein. Zudem hat man in dieser Staffel unheimlich viele aktuelle Themen aufgegriffen und einen größeren Handlungsbogen gehabt, der allen Folgen einen Rahmen gegeben hat. Diese aufgezählten Stärken lassen mich euphorisch werden, so dass ich die fünfte Staffel gerne als eine der besten der gesamten Serie bezeichnen möchte.

Fazit

"Chicago PD" haut leider nicht das Feuerwerk heraus, was ich mir von dem Finale nach dem Cliffhanger der Folge davor erhofft hatte. Wir haben einen Toten zu betrauern, aber die Trauer um ihn fällt leider viel zu knapp aus, weil die Rache an seinem Mörder unheimlich viele Sendeminuten einnimmt und weil auch Woods ein für allemal dingfest gemacht werden muss, was dann auch noch zu offensichtlich gestaltet wurde. Immerhin war ein erneuter Konflikt zwischen Antonio und Hank richtig stark und dieser wird uns auch in die neue Staffel führen, die für mich vollkommen offen ist und darauf freue ich mich schon jetzt!

Lena Donth - myFanbase

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