Review: #7.09 Absolution
In der aktuellen siebten Staffel habe ich doch an einigen Stellen schon arg auf "Chicago P.D." geschimpft, denn innerhalb der Intelligence Unit hat mir mit dem Weggang von Antonio Dawson (dessen großartiges Wohlbefinden übrigens bei "Chicago Fire": #8.09 Best Friend Magic bestätigt wurde) die moralische Instanz gefehlt. Gerade nach #7.06 False Positive war ich doch sehr enttäuscht, wie klaglos Jay Halstead sich der Handlungsweise von Hank Voight ergeben hat, der einen Fehler von ihm durch fragwürdige Mittel vertuscht hat. Umso überraschter war ich nun, dass eben gerade dieser Fehler doch noch Nachwirkungen hat, die das Geschehen des Herbstfinales beeinflussen.
Als Jay zu Beginn der Episode mit einem unbekannten Jungen und seiner Mutter zugange war, habe ich gleich vermutet, dass diese beiden eine tiefergehende Bedeutung haben, aber ich wäre nie darauf gekommen, dass sie Ex-Frau und Sohn von Marcus West sind. Genau der West also, den Jay durch ein falsches Ergebnis einer Gesichtserkennung ins Gefängnis gesteckt hat, um ihn so zu einem Geständnis zu treiben. Diese Maßnahme ist jedoch nach hinten losgegangen, denn im Gefängnis wurde er von einem Gangmitglied aus Rache getötet. Nur blöd, dass West eben gar nicht der Täter war, aber da er als Drogenjunkie ohne soziales Umfeld galt, hat man ihn zum Mörder gemacht, um Jays Vergehen unter den Tisch zu kehren.
Aber Moment, sprach ich nicht gerade vom fehlenden sozialen Umfeld bei West? Kann man eine Ex-Frau und einen Sohn wirklich als fehlendes soziales Umfeld bezeichnen? Nein, definitiv nicht. Mir ist vollkommen bewusst, dass die Macher von "Chicago P.D." zum Zeitpunkt des Falls rund um West wahrscheinlich noch keine weitergehenden Pläne hatten, aber es ist doch dilettantisch, dass man sich so selbst entlarvt. Denn vor dem Hintergrund, dass West ein Vater war, ist Hanks Strategie nur noch abscheulicher und die Folgen muss Jay in dieser Episode bitter bezahlen.
Es war ohne Frage eine extrem spannende Episode, die rein dramaturgisch auch zu den besten der Staffel gehört, aber die Offenbarung rund um West hat der Handlung doch einen bitteren Beigeschmack gegeben. Wenigstens wurden die Charaktereigenschaften bei Jay betont, die ich mir in der bereits angesprochenen Episode gewünscht hätte. Denn er hat seine Gefühle eben nicht einfach wegpacken können, sondern hat einen Weg gesucht, um sein schlechtes Gewissen gegenüber West zu tilgen. Natürlich ist jedem Außenstehenden klar, dass er Angela Nelson und ihrem Sohn Bobby den Verlust ihres Ex-Mannes und seines Vaters niemals wettmachen kann, aber das Bestreben kann wohl jeder nachvollziehen. Dafür stürzt er sich auch todesmutig in Lebensgefahr.
Jay wurde gewarnt, dass es brenzlig für ihn werden könnte, wenn Angela etwas von seiner wahren Identität erfährt, aber in seinem Versuch, sie beide zu retten, unterläuft ihm ein schwerwiegender Fehler, woraufhin er sich nur noch zu seinem Beruf und zu seiner Verbindung zu West bekennen kann. Vorher hatte man sorgfältig aufgebaut, wie sehr Angela sich selbst für die Drogensucht ihres Ex-Mannes verantwortlich fühlt und wie sehr sie darunter leidet, dass ihr Sohn Bobby als Sohn eines Mörders aufwachsen wird. Von daher sind ihre wütenden Gedanken gegenüber Jay mehr als verständlich, als sie lernt, dass es eine Vertuschung gegeben hat. Dennoch hätte ich im Lebtag nicht gedacht, dass sie wirklich so mordlustig reagiert. Während Jay noch immer alles dafür tut, sie zu retten, hat sie schon längst einen eigenen Plan entwickelt und schießt ihn mit einer entwendeten Waffe an. Es ist ein unerwartetes Ende, das viel Spannung fürs neue Jahr verspricht, aber dennoch tue ich mich mit dem Gedanken etwas schwer, dass diese doch überwiegend sympathisch inszenierte Angela mal eben aus Rachegelüsten zu einer potenziellen Mörderin wird. Das ist doch etwas zu viel des Guten.
Die Unit kämpft verbissen um Jays Befreiung, an vorderster Front steht aber – wie sich das gehört – seine Partnerin Hailey Upton. Von der ersten bis zur letzten Sekunde hat man ihre Fürsorge für ihn gemerkt, wenn sie seine Geheimnisse seiner Freizeit durchschaut oder wenn sie die moralischen Grenzen überwindet, um kein Blatt ungewendet zu lassen, damit Jay auch ja nur gerettet werden kann. Hier merkt man doch ganz deutlich, dass ihre Gefühle für ihn über etwas Berufliches weit hinausgehen. Ihre mögliche Liebesgeschichte ist ja lange nur auf kleiner Flamme gekocht worden, aber ich könnte mir gerade vor dem Hintergrund von Jays ungewissem Schicksal vorstellen, dass spätestens im neuen Jahr Farbe bekannt werden muss. In Zusammenhang mit Hailey fand ich auch die kleine Szene mit Adam Ruzek sehr gelungen. Dass ausgerechnet er den tröstenden Beistand gibt, zeigt, dass ihre Beziehung sich definitiv auf einer freundschaftlichen Ebene eingependelt hat und dass hier keine verletzten Gefühle egal in welche Richtung zu befürchten sind. Adé, ihr Dreiecksgeschichten!
Ein Nebenthema in dieser Episode ist die Schwangerschaft von Kim Burgess. Ich fand es gut, dass es wenigstens eine kleine Szene zwischen ihr und Adam gegeben hat. Diese hat zwar inhaltlich keinen Mehrwert bereitgehalten, aber so wurde das Thema zumindest nicht unter den Teppich gekehrt. In dieser spannenden Episode rund um Jay wären hier entscheidende Entwicklungen wohl auch nicht passend gewesen, aber im neuen Jahr möchte ich dann doch Fortschritte sehen.
Fazit
"Chicago P.D." überzeugt zum Jahresende noch einmal mit einer dramaturgisch sehr spannend inszenierten Episode, die Jay endlich wieder ins charakterlich rechte Licht rückt. Dennoch liegt die Dissonanz mit einer vorangegangenen Episode wie ein Schatten über dem Eindruck.
Lena Donth – myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: AbsolutionErstausstrahlung (US): 20.11.2019
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 19.08.2020
Regie: Paul McCrane
Drehbuch: Gavin Harris
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