Bewertung

Review: #9.14 Blutsverwandte

Einige Folgen mussten wir uns jetzt gedulden, um zu erfahren, wie es im Sorgerechtsstreit für Makayla weitergeht und als für mich klar war, dass es mit dieser Episode endlich so weit ist, war wirklich viel Vorfreude da, zumal gerade Kim Burgess-Episoden für mich eh eine Bank sind. Insgesamt bin ich nach dieser Folge aber nicht völlig überzeugt, wenn sie natürlich auch auf eine kommende spannende Woche hoffen lässt.

Für mich war ein Knackpunkt dieser Episode definitiv das Verhalten von Kim sowie die Einbindung des Falls der Woche. Letzteres ist schneller erklärt, weil ich den Fall an sich eigentlich interessant fand: Kult, eine Frau als Mörderin. Da waren also genug Aspekte, die für mich potenziell spannende Ermittlungen ausgemacht hätten. Aber der Fokus wurde dann eigentlich auf die falsche Frau gelegt, nur um eine Parallele zu Kim hinzubekommen. Zudem fand ich auch das Bemühen, Geschichten von unkonventionellen Familien zu erzählen, viel zu gestelzt, denn das, was Kultanführer Micah da mit seinen Frauen gemacht hat, das war weit von einer Familie entfernt, auch wenn er es ständig ausgerufen hat. Es hat mir ein wenig die Stimmung dieser Episode verhagelt. Zumal Kim dann auch noch recht ungewöhnlich agiert hat, so dass ich mich mehrfach fragte, wer ist diese Frau da jetzt? Jede*r ist in Ausnahmesituationen anders, geschenkt, aber wir kennen mit bald neun vollständigen Staffeln Kim im Ausnahmezustand sehr gut, aber das war nicht die Kim, die ich diesmal erlebt habe. Denn sie hat für mich vollkommen unverantwortlich gehandelt, spätestens als sie Micah alleine hinterher ist. Sie hat auch schon in genug anderen Situationen ihr Leben riskiert, auch als sie schwanger war, aber dann habe ich als Zuschauerin auch immer einen klaren Grund gesehen. Hier war das für mich nicht verständlich, denn Micah war in diesem Gebäude umzingelt, es gab gar kein Entkommen mehr. Und das vor dem Hintergrund, dass sie gerade um das Sorgerecht von Makayla kämpft? Unverständlich. Auch wenn ich Scott Gold sonst immer sehr als Drehbuchautor lobe, der speziell für Kim und Adam Ruzek ein Händchen zu haben scheint, so ist es ihm hier nicht gelungen, mich in ihren Kopf blicken zu lassen und das ist ein großes Manko.

Zum Glück gibt es in dieser Episode nicht nur die berufliche Kim, sondern auch die private, auch wenn es in einer solchen Folge natürlich schwer zu unterscheiden ist. Aber wenn es ihr gelungen ist, den Fall rigoros auszuklammern und sich ihren Ängsten zu stellen, dann wurde es gut. Zwar hat sie Adam unverständlicherweise ausgeschlossen, obwohl er ja definitiv im selben Boot saß, aber dafür hat sie sich vor allem Kevin Atwater geöffnet und das war definitiv mit eine der besten Szenen dieser Episode. Es wurde bereits thematisiert, dass die unterschiedlichen Hautfarben natürlich für die Kleinfamilie eine Herausforderung sein würde, aber Themen, die nicht akut sind, die lassen sich mental oft gut wegdrängen. Hier kommen sie aber auf den Tisch, weil Makaylas Onkel, Theo Morris, der sich mit ihr eine Hautfarbe teilt sowie dieselben Gene, diese Strategie fürs Gericht nutzt, auch wenn er es eigentlich verneint, aber das ist typische umgekehrte Psychologie vor Gericht, zumal auch die Richterin eine Woman of Color ist. Als Makayla dann auch noch eine spezielle Frisur für ihre Haare wünscht und Kim krachend scheitert, da waren die Selbstzweifel natürlich groß und in diesen Momenten war ich voll bei ihr. Und mit Kevin hat sich dann natürlich dem idealen Freund geöffnet, denn er wäre auch für die Zukunft der, der vieles auffangen könnte und seien wir ehrlich, das würde er als Onkel auch großartig machen.

Ein starker Moment war schließlich auch noch vor Gericht, weil Kim bis dato schon so viel hatte einstecken müssen, sich eigentlich schon ihre Niederlage eingestanden hat, um dann einfach ins Risiko zu gehen. Denn sie steckte mitten in einer Zeugenbefragung und sie hat es zu einem Plädoyer gemacht, bei dem alle an ihren Lippen hingen. Der Monolog war zuckersüß geschrieben, er war berührend und hat eben unterstrichen, dass Familie nicht nur dasselbe Blut ausmacht. Auch die Szene, als Kim Adam dann freudestrahlend mitteilt, dass sie das Gericht auf ihrer Seite haben und Maykala behalten dürfen, das war auch einnehmend und hat mich sehr glücklich gemacht als Zuschauerin. Der Kuss im Taumel der Gefühle war dann natürlich auch nicht schlecht und dürfte auf lange Sicht nicht vermeiden, dass doch mal wieder nur über die beiden als Paar gesprochen werden muss, aber es war im Moment alles perfekt und dann kommt diese Schlussszene. Ich habe sie immer noch nicht ganz verdaut, weil es in dem innigen Freudenmoment ein totaler Bruch war. Zudem habe ich für mich noch nicht abschließend bewerten können, wie ich die Entführung von Makayla finde. Für die Handlung ist es natürlich ein Spannungsmoment, den man gerne mitnimmt, aber wenn ich an das traumatisierte Kind denke, ohje. Deswegen denke ich auch bang an die kommende Woche, denn wer weiß. Kinder (ob nun erwachsene Kinder oder wirklich Kinder) haben bei "Chicago P.D." traditionell keine lange Haltwertzeit. Aber Makayla wäre schon sehr, sehr heftig. Dazu stellt sich die spannende Frage, wer denn nun Makayla entführt hat und so eine schreckliche Bluttat an der Babysitterin begangen hat? Theo ist natürlich intuitiv der erste Gedanke, denn er wollte sie, er teilt mit ihrem mörderischen Vater dieselben Gene und mit Derek Webster wird er auch nicht von irgendwem dargestellt, sondern der Mann ist im TV ein oft gesehenes Gesicht. Aber irgendwie wäre mir das auch zu billig, muss ich sagen. Spannender fände ich da doch, wenn es seine Frau wäre oder eben eine Partei, an die wir gerade noch gar nicht denken, denn Kim respektive Adam haben ja schon genug Leute hinter Gittern gebracht. Mit all diesen Gedanken im Hinterkopf wird die nun folgende Woche von einigen Bauchschmerzen begleitet sein, bis ich dann die Antwort habe, also mal abwarten…

Fazit

Ich habe mich auf diese Episode sehr gefreut, da mich unsere Kleinfamilie wirklich berührt, aber war dann doch überrascht, dass Kim mich beruflich und damit der gesamte Fall an sich so kalt gelassen haben. Auf der privaten Ebene hat es dafür gestimmt. Aber auch der Cliffhanger hilft am Ende nicht, denn es springt insgesamt nur eine durchschnittliche Bewertung heraus. Das wäre doch besser gegangen!

Lena Donth – myFanbase

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