Bewertung

Review: #9.17 In der Schwebe

In der achten Staffel hat mir trotz einiger Rückschläge gefallen, in welche Richtungen sich Adam Ruzek und Kim Burgess haben entwickeln dürfen; individuell aber auch gemeinsam. Doch in dieser Staffel wandelt sich das Bild leider, denn es ist jetzt schon die zweite Episode in Folge mit den beiden Figuren im Fokus, wo ich gerne einmal laut schreien würde, weil es inhaltlich einfach nicht passt und das ist doch sehr bedenklich.

Nachdem Makayla entführt worden war, haben Kim und Adam zuerst zusammengehalten, bis sich eben gezeigt hat, dass sie vollkommen unterschiedliche Ansichten zum Umgang mit der Situation hatten, was dann schließlich in den Worten mündete, dass Kim betonte, sie sei die Mutter. Am Ende der Episode war deutlich zu sehen gewesen, dass sich Adam irgendwie ausgeschlossen gefühlt hat. Dieses Gefühl wird nun wieder aufgenommen, denn Kim setzt bei Makayla neue Zeiten um (was ich bei diesem traumatisierten Kind auch durchaus für sinnvoll erachte), doch Adam bleibt dabei außen vor und er spricht es auch an. Kim wiederum fühlt sich von den Gesprächen darüber ermüdet, weil sie sich nicht streiten will und sich stattdessen voll und ganz auf ihr Kind konzentrieren will. Auch das soll ja noch genehmigt sein, aber es passt leider überhaupt nicht zu ihr, dass sie die Situation so einseitig sieht. In der aktuellen Episode selbst wird das sogar betont, denn Kim ist ein empathischer Mensch und ihre Bindung zu Adam ist extrem, weswegen sie bei seinen Undercover-Ermittlungen im Geiste stets bei ihm ist, aber gleichzeitig benimmt sie sich in anderen Sequenzen dann wieder vollkommen egoistisch, dass ich einfach nicht verstehe, wie nicht auffallen kann, wie inkonsequent das Ganze gestaltet ist. Denn es wird auch suggeriert, als wäre es für Kim eine Entscheidung zwischen Adam und Makayla, als ob die Möglichkeit der beiden zusammen einfach vom Tisch wäre.

Deswegen war dann spätestens die Endsequenz für mich persönlich der pure Horror. Mir war bewusst, dass es noch zu einem Gespräch zwischen Adam und Kim kommen würde, um so den Bogen zum Beginn der Episode zu schlagen, aber ich hatte mir ein hoffnungsvolleres Ende ausgemalt. Stattdessen haben wir Frust pur bekommen. Adam ist gefrustet, weil er endgültig ausgeschlossen wurde und ich als Zuschauerin bin gefrustet, dass ich in dieser Szene Kim nicht wiedererkannt habe und wir nun vor so einem Scherbenhaufen stehen. Es ist okay, dass zwischen Adam und Kim kein eitler Sonnenschein herrscht. Das ist nicht Grundatmosphäre, für die "Chicago P.D." steht, das weiß ich seit bald vollständigen neun Staffeln, aber andererseits sollen dann doch bitte auch Konflikte inszeniert werden, die auch auf die Figuren passen. Aber wie soll mir jemand glaubhaft erklären, dass Kim in einen Moment noch völlig um Adam auf Drogen bangt, um dann relativ eiskalt zu betonen, dass sie aktuell keine Möglichkeit sieht, ihre kleine Familie zu 'reparieren'? Er ist gerade beinahe gestorben und die empathischste Figur der ganzen Serie setzt einfach noch einen drauf?

Diese Episode hat sich auf das Innenleben von Adam fokussiert, worauf ich gleich auch noch näher eingehen werde, weswegen Kims Perspektive weitestgehend außen vorgelassen wurde. Wir bekommen Schnipsel davon, wie sie sich bemüht, Makayla trotz ihres Berufs zu priorisieren und hat in Hank Voight auch einen Chef, der das unterstützt, aber dann hat sie entschieden, dass sie Adam bei dem Fall hilft. Das hat niemand verlangt, es war ihre Entscheidung und ihre Konsequenz ist anschließend, dass sie Adam noch weiter ausschließt. Erklärt mir das mal eine*r (ja, ich wiederhole mich!). Es ist vor allem absurd, wenn ich an die eine Szene denke, wo Adam in seiner Undercover-Wohnung hockt und mit Kim schreibt und sie ihm versichert, dass Makayla ihn vermisse. Das hat sie ja nicht nur geschrieben, um seine Seele zu streicheln, sondern es ist die Wahrheit, weil wir schon genug Szenen erlebt haben, in denen uns gezeigt wurde, wie gerne Makayla ihren Adam hat. Ist es da wirklich sinnig, ihn noch weiter auszuschließen? Wäre es nicht viel cleverer, dass Kim und Adam sich einen Paartherapeuten suchen, um ihren Konflikt auszuräumen, um dann gemeinsam für Makayla da sein zu können? Vielleicht wird mit diesem Entzweien der Kleinfamilie auch etwas hingearbeitet, das mag ja sein (auch wenn ich alles rund um Anna Avalos aktuell für das Staffelfinale ausgeguckt habe), aber die Richtung ist aktuell überhaupt nicht passend und das tut meinem Fanherz schon weh.

Kommen wir aber noch einmal zu Adam, der immer noch unter den Nachwehen von Makaylas Entführung leidet, weswegen die Bitte von seinem ehemaligen Englischlehrer Mr. P genau in einem vulnerablen Moment für ihn kam. Ich bin zwar überzeugt, dass Adam sich dem Fall auch angenommen hätte, wenn es Makayla nicht in seinem Leben gebe, aber diese Verbindung über eine Tochter war natürlich hier eine clevere Wahl, denn es steht für die Rolle im Leben, die Adam unbedingt ausfüllen will. Dennoch war es auch ein Fall, der die moralischen Grenzen austestet, aber das ist bei Adam selten ungewöhnlich, denn er ist ein moralischer Grenzgänger. Auch wenn solche Sequenzen, wo Olivia unter seine Aufsicht high werden darf, schräg für mich als Zuschauerin sind, weil mein Verantwortungsbewusstsein regelrecht schreit, wie falsch das gerade alles ist, so fand ich es hier dennoch verständlich gemacht, dass Adam nur ein Endziel vor Augen hatte, aber keine Zwischenetappen. Und sein Endziel war eben, Olivia wieder in die Arme ihres Vaters zu bringen. Natürlich war der Auftrag, sie lebend zu ihm zu bringen, aber man hat doch deutlich gemerkt, dass es immer wieder nachgehakt hat und sich eben bewusst war, wie gefährlich das Ganze gerade ist. Aber die Aufgabe war von Anfang an heikel. Es ging ja nicht nur darum, Wade dingfest zu machen, sondern es ging auch darum, Olivia die Freiheit zu sichern, weil sie sich ohne Frage strafbar gemacht hat und damit war der Spielraum leider nicht sonderlich groß für Adam. Aber wie wichtig er die Bitte von Mr. P genommen hat, hat man natürlich auch in der Sequenz gemerkt, als er schließlich die Line genommen hat. Auch hier wären wir wieder bei bedenklicher Polizeiarbeit, aber er hat das ganz klar für Olivia getan und in der ohnehin schon chaotischen Situation war auch da nicht groß Plan B oder C vorrätig.

Die einzige Frage, die mir immer noch ein wenig durch den Kopf geht, ist, warum Adam auf einmal so Gas gegeben hat, denn er war selbst derjenige, der gepredigt hat, dass sie vorsichtig vorgehen müssen. Denn Wade war als paranoid bekannt. Olivia brauchte zwei Monate, um halbwegs sein Vertrauen zu gewinnen, weswegen sich Adam auch auf einen langen Zeitraum eingestellt hat. Doch plötzlich ging alles ganz schnell und ihm muss doch bewusst gewesen sein, welch unkalkulierbares Risiko er damit umgegangen ist. Das steht für mich von der Motivation her noch etwas im Raum, aber vielleicht ging es auch hier um die Vaterliebe. Zum einen wollte er natürlich so schnell wie möglich Mr. P seine Tochter wiederbringen und zum anderen hat er zwar Hank versichert, dass er für einen langen Undercover-Einsatz bereit ist, aber er wird Makayla dennoch sehr vermisst haben. Das macht seine Entscheidung immer noch unprofessionell, aber wenigstens menschlicher. Zudem passt es eben zu dem Adam, der sich mehr und mehr über seine Vaterrolle definiert. Deswegen ist es auch so schlimm am Ende, dass Kim ihm genau diese nimmt. Umso schmerzhafter ist er alleine in der heruntergekommenen Wohnung.

Fazit

Auch wenn ich den Fall der Woche eigentlich nicht schlecht fand, da er durchaus spannend war und viel Symbolkraft beinhaltete, so muss ich zu einer deutlich schlechteren Bewertung greifen, denn alles rund um Adam und Kim hat wirklich weh getan. Serien dürfen gerne wehtun, weil es nur zeigt, wie wichtig sie einem sind, aber sie dürfen es eben nicht tun, wenn es zu den Charakteren nicht passt und unlogisch erscheint und das ist hier der Fall. Leider verläuft sich die Staffel mit den beiden und das will ich hier mal deutlich dementsprechend bewerten.

Lena Donth – myFanbase

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