Bewertung

Review: #10.13 Ninas Geister

"Chicago P.D." hat zuletzt ein wirklich beachtlich konstantes Niveau abgeliefert, doch ausgerechnet kurz vor dem Meilenstein von 200 Episoden, der für die kommende Woche ansteht, gibt es eine kleine Delle und die ist für mich mit einem simplen Namen verknüpft: Hank Voight.

Ich will die Episode nicht gänzlich verteufeln, weil ich es eigentlich eine spannende Idee fand, Nina Chapman, die zuvor immer mal wieder aufgetaucht ist, etwas intensiver einzubinden und ihr damit charakterliche Tiefe zu verschenken. Doch für mich hat dennoch die Unlust überwogen, dass wir schon wieder eine Hank-Episode haben, die sich in so vielen Ansätzen wie ein Abschied anfühlt. Genau dieses Gefühl hatte ich auch in der vergangenen neunten Staffel oft, doch jetzt sind wir wieder eine ganze Staffel weiter und es hat sich absolut nichts in diese Richtung getan. Wie oft müssen wir uns das also noch ansehen, bis es wirklich passiert? Staffel 9 hat mit vielen wiederholenden Elementen gearbeitet, schafft nun aber in Staffel 10 wieder frischen Wind reinzubringen, nur mit Hank bleibt alles beim Alten. Wüsste ich, dass mit der 200. Episode sein endgültiger Abschied aus der Serien anstünde, dann würde ich sagen, war schön rund. Denn es gab am Anfang das schöne Andenken an Alvin Olinsky. Am Ende der Episode schließt sich der Kreis, indem wir wieder auf dem Friedhof sind und Chapman Revue passieren lässt, was sie über Hank gehört hat und wie sie ihn selbst kennengelernt hat. Man merkt, es wäre wirklich rund, aber nochmal: dieses Urteil hatte ich schon ein paar Mal und dann geht alles wieder seinen gewohnten Lauf weiter. Von daher: wie oft dürfen wir uns jetzt noch anhören, dass Hank nicht mehr der Hank vom Serienanfang ist? Ich sage, nein danke, denn ich habe es auch so begriffen.

Dieses negative Gedankenkarussell ist bei dieser Episode vielleicht auch speziell so ausgeschlagen, weil ich das Schauspiel von Jason Beghe lustlos fand. Ich muss natürlich einschränken, dass ich nicht mit 100% Sicherheit bestätigen kann, ob es nicht ein ausgearbeiteter Eindruck mit dem Regisseur ist, aber ich habe praktisch die ganze Episode hindurch einen in sich gekehrten, einen müden und mechanisch agierenden Mann erlebt, der nicht gerade einen Funken hat überspringen lassen. Auch wenn sich diese Stimmung ganz gut an die Erinnerung an Alvin anknüpfen ließ, aber die ganze Episode war mir persönlich zu viel. Es ist aber auch deutlich aufgefallen, weil es gleich mehrere Szenen gab, in denen Hank sonst regelrecht aufgeht. Chapman hat ihn schließlich gleich mehrfach auflaufen lassen und das ist normalerweise immer ein gefundenes Fressen für ihn. Aber Hank wirkte diesmal zahm. Er hat zwar seine Kritik vorgebracht, aber wo er sonst erstmal auf 180 Puls hochknallt, war er diesmal die Ruhe selbst. Wie gesagt, ich weiß nicht, was insgesamt dahintersteckt, auch weil ich die Zukunft der Serie nicht kenne, aber in der Gesamtsicht hat es mich diesmal besonders extrem gestört.

Dennoch will ich auf andere Aspekte auch noch kurz eingehen. Chapmans Involvierung habe ich bereits angedeutet und sie gefiel mir auch gut. Man hat einen sehr emotionalen Menschen kennengelernt und ich fand auch, dass das Drehbuch ihr mehr geschenkt hat als sonst auftauchenden Nebenfiguren. Es war zwar insgesamt kein großartiges Drehbuch, weil auch abseits der Hank-Sachen vieles zurechtgebogen wirkte, aber Chapman durfte genau dann weinen und trauern, wo es drauf ankommt. Ob sie noch einmal auftauchen wird, keine Ahnung, aber ich würde nicht nein sagen, weil so eine konstante Nebenfigur, die bei der Staatsanwaltschaft tätig ist, kann man immer gebrauchen. Zudem hat sie nun mehr Profil, weswegen man sie auch besser immer mal wieder aus dem Hut zaubern kann, aber dann dennoch weiß: Ach, das ist Chapman, da kann ich jetzt mit Folgendem rechnen…

Zuletzt möchte ich dann auch Dante Torres erwähnen, der für die Unit wirklich ein Geschenk ist. Es ist wirklich toll, wie schnell es auch bei ihm gelungen ist, sein Profil zu schärfen. Und eine seiner großen Stärke ist definitiv die Undercover-Tätigkeit. Auch diesmal taucht er in einem Drogenring unter und wegen seiner Latino-Herkunft passt er natürlich hervorragend. Aber es ist dabei auch immer wieder bewundernswert, wie er in Sekundenbruchteilen sich zu adaptieren weiß. Er kann die Stimmungen und Ticks seiner Gegenüber ruckzuck aufsaugen, umsetzen und dann sein eigenes Verhalten anpassen. Auch wenn es diesmal durch Chapmans Geheimnisse ein recht abruptes Ende dieser Aktion gab, hat Torres in diesen wenigen Szenen schon wieder sein Können bewiesen und das macht Lust, ihn immer wieder zu erleben. In speziell dieser Episode bin ich dafür auch sehr dankbar, weil ich vielleicht sonst einen noch viel düstereren Eindruck gehabt hätte.

Fazit

Besser die qualitative Delle bei der 199. Episode als bei der 200. würde ich sagen. "Chicago P.D." tut sich einfach keinen Gefallen damit, so lange in der Schwebe zu halten, wie das Schicksal von Hank Voight wohl aussieht. Schon über 1,5 Staffeln lang fühlt sich alles nach Rente an, doch es tut sich nichts und das ist einfach ermüdend einfallslos. Auf den Meilenstein nächste Woche freue ich mich dennoch schon tierisch!

Lena Donth - myFanbase

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