Review: #12.13 Street Jesus
Der englischsprachige Titel "Street Jesus" hätte vermuten lassen können, dass wir uns die zweite Episode hintereinander mit dem Glauben beschäftigen, aber Pustekuchen, stattdessen hat die Folge eher dazu gedient, vom Glauben abzufallen.
Ich war von meinem Gesamteindruck wirklich selbst überrascht, denn Kevin Atwater ist notorisch unterbeschäftigt und wenn er dann seinen Spielraum bekommt, dann weiß das Produktionsteam das für ihn auch immer auszunutzen. Gerade in dieser Staffel war ich auch positiv aufgeregt, weil mit Valerie Soto ein neuer Love Interest eingeführt wurde, offensichtlich auch eine Rolle zum Bleiben. Dementsprechend war meine Spannung angesichts des Teasers am Anschlag und dann wurde meine Laune doch eher von Minute zu Minute schlechter.
Punkt 1: Valerie hat eine einzige Szene in dieser Episode. Das ist zunächst zu wenig, um eine Beziehung weiterzuentwickeln, das ist zu wenig, um sie als Individuum näher kennenzulernen und dann hat diese eine Szene auch noch eher Red Flags für mich ausgestrahlt. Oha, das hatte ich alles null erwartet. Die beiden sind wohl weiter locker miteinander unterwegs, aber auch einvernehmlich? Valeries Sprüche darüber, dass Kevin sich so herausgeputzt hat und das mit einer Frau in Verbindung zu bringen, seltsam?! Wie sie dann gleich selbst zurückgerudert ist und sich selbst erklären musste, welche Art von Beziehung sie führen, peinlich. Und dann musste ich auch noch sehr an Dr. Daniel Charles aus der parallel ausgestrahlten "Chicago Med"-Episode #10.13 Take A Look in the Mirror denken. Wo fängt der Psychiater an und wo hört er auf? Das ist sehr berechtigt, dass man in der Position selbst und als betroffene Außenstehende sich diese Frage stellt, aber für uns Zuschauer*innen ist es schwierig, wenn es so deutlich die Persönlichkeit überdeckt. Daniel kennen wir seit 10 Staffeln, da haben wir schon so viele verschiedene Seiten erlebt, wir kennen seine Nuancen. Aber Valerie erleben wir in der zweiten Episode und sie so deutlich die Mantra-Psychiaterin raushängen zu lassen, fand ich unpassend. Als hätte sie nur die Funktion gehabt, uns zu erinnern, dass Kevin der Gutmensch ist, der nie an sich selbst denkt. Ja, wir haben es verstanden. Aber noch viel wichtiger: Valerie sollte für seine Entwicklung mehr als diese Bedeutung haben.
Punkt 2: Der Fall war so unfassbar durchsichtig von Minute 3 an, dass ich mich echt einfach gelangweilt habe. Mit Marcus 'Hype' Daniels lernen wir eine neue Figur kennen, die aber angeblich mit Kevin eine sehr lange Geschichte verbindet. Das war für mich als Grundgedanke auch okay, denn wenn Kevin schon so ein ambitioniertes Projekt wie ein Gemeindezentrum angeht, dann braucht er auch jemanden an der Seite, dem er vertraut und Vertrauen liegt oft im Kennen. Aber wir tauchen in der gesamten Episode sehr, sehr wenig in ihre gemeinsame Geschichte ein. Aus diesem Grund war auch sofort klar, dass Hype das Bauernopfer sein würde. Auch wenn für mich nicht klar war, ob er Täter, Mittäter, Opfer im Fall ist, aber es war total offensichtlich, dass er irgendwie involviert sein wird. Selbst sein Tod am Ende war irgendwann die einzig logische Schlussfolgerung, zumindest wenn man solange "Chicago P.D." und andere Serien dieser Art schaut. Da blieb am Ende die Frage: Und jetzt? Der Fall hat nichts bewegt, weder für die Handlung, noch für eine Entwicklung.
Punkt 3: In den ersten zehn Minuten hat mir auch die Darstellung von Adam Ruzek überhaupt nicht gefallen. Nachdem Alonzo Freeze als Opfer tot aufgefunden wird, ist er sofort derjenige, für den unabdinglich feststeht: Gangmitglied. Den Verdacht äußert er auch gleich zweimal. Dann Schnitt, Theorie einmal auf den Kopf gestellt: Alonzo ist ein tragisches Opfer, das zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war. Adams Behauptung ist ab da kein Thema mehr. Ja, warum wohl? Weil es auch zu seinem Charakter null gepasst hat, zumindest nicht zu dem Adam ab etwa Staffel 8. Als Vater von Makayla Burgess ist er sicherlich nicht mehr in der Position, jeden Schwarzen jungen Menschen gleich bei einer Gang zu verorten. Es war klar, dass die Absicht des Drehbuchs war, an dieser Stelle mit Stereotypen zu arbeiten, auch um die Bedeutung des Gemeindezentrums zu unterstreichen, aber da kann ich doch nicht einfach eine Hauptfigur für nehmen, zu der es nicht passt. Zum Glück war es nach der neuen Beweislage auch erledigt. Da hat es mir dann wiederum ganz gut gefallen, dass die Freundschaft zwischen Kevin und Adam sehr prominent umgesetzt wurde, indem er derjenige war, der sofort durchschaut hat, dass Kevin ihm etwas verheimlicht. Er hat ihm dann auch den Rücken freigehalten, um dann wiederum den Punkt zu erkennen, an dem sie Hilfe brauchten. DAS ist Adams Charakter und nichts anderes.
Punkt 4: Ich habe schon angesprochen, dass die Episode insgesamt wenig bewegt hat und möchte da speziell für Kevin noch etwas ausführlicher drauf eingehen. In Staffel 12 war das große Thema bei ihm, was auch der Episodentitel ausdrückt. Er ist eine Art Jesus, der Selbstlosigkeit an erster Stelle stehen hat und der dann etwas abgekoppelt von dem Bild die Verantwortung regelrecht in sich hineinfrisst, wenn etwas schief läuft. Mit der Einführung von Valerie wurde für mich eigentlich eingeläutet, dass er etwas mehr lernt, locker zu lassen, vielleicht auch andere Seiten von sich zu erkunden. Stattdessen erleben wir eigentlich genau das, was wir schon hatten und da muss ich dann an Dante Torres denken, bei dem auch episodenweise dieselbe Geschichte erzählt wurde. Die Idee mit dem Gemeindezentrum ist super, das passt hervorragend zu Kevin und ich will nicht hoffen, dass man mit dem Verlust von Hype das gleich wieder fallen lässt. Aber warum nutzt man das nicht, dass Kevin in die Konfrontation mit höheren Tieren geht? Dass er sein Verantwortungsbewusstsein einfach in positive Aggressivität mal umsetzt, dass er nicht immer das Opfer ist, dem im Grunde zufällig Schlechtes passiert, sondern er soll auch mal der Held sein können, was ihm Frieden verschafft. Aber die blauäugige Art in der Ermittlung, die Fehleinschätzung von Luther, die Episoden hat Kevin insgesamt keinen Gefallen getan.
Wer ist da am Ende mit einem einzigen Satz der Held? Hank Voight. Er hat in der Episode keine große Rolle gespielt, aber er wurde mit dem wenigen eigentlich genau ideal eingesetzt. Wie er Kevin mal eben nach seinem Eingeständnis wieder in die Spur gebracht hat, wie er ihm dann mit dem Ermittlungsbericht entgegengekommen ist und dann dieser eine Satz: "Ihr müsst ehrlich zu mir sein, damit ich dann für euch lügen kann", das hat einfach grandios seine Persönlichkeit auf den Punkt gebracht. Und es hat im großen Kontrast zu Kevin diesmal gezeigt, dass man bei ihm viel Luft aufgewirbelt hat und es kam dennoch nur ein Puff raus.
Fazit
Während Kevin-Atwater-Episoden sonst ein Grund zum Feiern sind, war ich hier doch extrem enttäuscht. Die Liebesgeschichte wird nicht fortgeführt, die Idee mit dem Gemeindezentrum führt noch nirgendwo hin. Charakterlich war es schwammig und der Fall war langweilig. Hier passte im Zutatenmix wirklich kaum etwas.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Street JesusErstausstrahlung (US): 19.02.2025
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: John Polson
Drehbuch: Rick Eid & Joe Halpin
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