Review: #12.17 Transference
Liebesgeschichten sind im Idealfall eine emotionale Achterbahnfahrt. Sie sollten aber keinesfalls eine qualitative Achterbahnfahrt sein. Als es mit Kevin Atwater und Valerie Soto losging, da war ich sofort begeistert und fasziniert, nur damit #12.13 Street Jesus alles gesprengt hat, weil es gezwungen und viel zu wenig war. Aber bei einer Achterbahnfahrt gibt es bekanntlich auch immer wieder ein Hoch nach dem Tief, auch jetzt?
Ich habe erst kürzlich angesprochen, dass viele Folgen ihren Wert erst in der Zukunft unter Beweis stellen werden. Die 13. Episode der zwölften Staffel wird damit keinesfalls im Rückblick besser, aber sie hat ein kleines Puzzleteil enthalten, das ich mit der neuesten Ausstrahlung als solches erkennen und einordnen kann. Mein großer Kritikpunkt war, dass es mit der Charakterentwicklung von Valerie, kurz Val, nicht weitergegangen ist. Das ist diesmal nachgeholt worden. Es hat mich in der Struktur auch ein wenig an Nina Chapman erinnert. Die beiden sind keinesfalls charakterlich miteinander zu vergleichen, aber Chapman steht für mich für eine Entwicklung, dass eine Nebenfigur eingeführt wurde, die ich erst als bloße Schachfigur auf dem Spielbrett vermutet habe, die aber nun schon in der dritten Staffel dabei ist und trotz Nebenfigur-Status vernünftig aufgebaut wird und für sich alleine steht. Es wirkt so, als würde man Val das auch zugestehen, weil ich schon den Eindruck hatte, dass sie in dieser Episode nochmal ein Stückchen wichtiger als Kevin war. Sie war die aktive, er der passive, der nur reagieren konnte und das ist angesichts von Haupt- und Nebenfigur schon beachtlich. OneChicago ist normalerweise für das Gegenteil bekannt, gerade auch wieder bei "Chicago Fire" zu sehen. Flynn Calhoun ist offenbar ein Schatz von Mensch, aber ich kann es gar nicht richtig genießen, weil für jeden klar zu erkennen ist, dass er bald für Violet Mikami und Sam Carver zusammen aussortiert werden wird. So ein Gefühl habe ich bei Val gerade gar nicht. Die Fans haben aber auch lange genug nach einer Liebesgeschichte für Kevin verlangt und möglicherweise ist damit das Tor für Val weit offen (außer sie endet als Fischfutter).
Dass Val diesmal den Fokus der Episode an sich gerissen hat, war die goldrichtige Entscheidung. Kevin kennen wir schon so lange und manches wiederholt sich dann einfach, sodass ich im Kern nicht immer dieselbe Charaktereigenschaft präsentiert sehen will. Wir kennen Kevin auch in Beziehungen. In seinen beruflichen, die sich auch privat zu echten Freundschaften ausgebildet haben, in seinen geschwisterlichen Beziehungen und in der langsam wieder aufgebauten Beziehung zu Vater Lew. Aber Liebesbeziehung? Kevin als romantischer Partner? Nein, das ist keine Rolle, in der er sich ausgiebig beweisen konnte. Dementsprechend ist es natürlich spannend, wer ist diese Frau, die mehr als einen Episodenabschnitt wert ist? Dieser Aufgabe hat sich die Folge gestellt und sie auch erfüllt. In ihrer zweiten Episode habe ich mich über Val aufgeregt, weil ihr Verhalten zum einen heiß-kalt wirkte und weil sie die Therapeuten-Karte zu manipulativ gegen Kevin eingesetzt hat. Es ist schon beachtlich, wenn sich beide Punkte inzwischen anders einordnen lassen, weil wir mit Nick Payton einen ehemaligen Patienten von Val kennengelernt haben, der uns alle Antworten geliefert hat.
Die Antworten kamen zwar erst am Ende der Episode, aber schon zuvor war es eine unterhaltsame Episode, die zwar mit dem Fall der Woche nicht unbedingt das Ausrufezeichen gesetzt hat, aber mit einer Mischung aus Inhalten. Kevin und Val privat und beruflich, Payton, der Fall, aber auch Kevin und Kim Burgess. Es waren viele Eindrücke, viele verschiedene Schwerpunkte und es ist erleichternd, dass mir nahezu alles gefallen hat. Ich kann gleich mal beim letzten Punkt bleiben. Mir geht immer das Herz auf, wenn ich Kevin wahlweise mit Adam Ruzek oder eben mit Kim interagieren sehe und die Zwischenebene immer verrät, wie lange und gut sie sich jeweils kennen. Nachdem Hank Voight von der Beziehung zwischen Kevin und Val sehr offensichtlich überrumpelt war, aber kein Wort gesagt hat (er gönnt Kevin wahrscheinlich auch endlich mal den Love Interest 😉), ist uns dann vermittelt worden, dass Kim definitiv eingeweiht war und ist. Und es wurde offensichtlich, dass sie definitiv ein Fan ist. Ich habe mich mit Kim also mehrfach in dieser Folge identifiziert. Sie hat immer besorgt nachgefragt, sie hat zwischen den Zeilen durchblicken lassen, dass lockere Beziehung schon lange überholt ist und sie hat umgekehrt für Verständnis mit Val geworben, als Kevin ernüchtert war, und hat damit letztlich Recht behalten. Kim war eine tolle Freundin in dieser Episode und Kevin ist ohnehin der, der immer entspannt mit allen anderen kann, von daher Haken dran!
Der Fall an sich war so aufgebaut, dass es schnell so wirkte, als sei Payton als Stalker von Val zu weit gegangen in seinem Ansinnen, seine ehemalige Therapeutin zu schützen. Doch tatsächlich wurde enthüllt, dass die Intelligence Unit hinter einem Serienräuber her war. Der hat charakterlich überhaupt keine Rolle gespielt und war die zuvor erwähnte Schachfigur, die nur eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Dementsprechend war dieser Teil nicht sonderlich spannend. Offen blieb aber die ganze Zeit die Frage, warum hält Val so partout zu Payton und wer behält am Ende recht? Welches irrationale und damit vielleicht auch gewalttätige Potenzial birgt Payton? Ich fand es am Ende gut, dass eigentlich Kevin und Val beide auf eine Art Recht behalten haben. Das widerspricht sich eigentlich, weil sie sehr gegensätzliche Urteile gefällt haben, aber Payton war kein Mörder, aber er ist auch keinesfalls ein eindeutig einzuschätzendes Risiko. Gleichzeitig muss ich auch sagen, dass Payton als Figur eine gewisse Faszination hatte. Wenn man seine Obsession für Val mal außen vorlässt, dann war seine Intelligenz auch ein spannender Faktor. Er wusste genau, wie er Kevin unter die Haut kriechen kann. Auch wenn es nicht per se so wirkte, als hätte Payton ein Problem mit ihm als Partner von Val, weil er ihn bis zur direkten Begegnung nicht als Sicherheitsrisiko eingeschätzt hat, so hat er Kevin irgendwann sichtbar manipuliert. Er wollte, dass er aus der Haut fährt, er wollte ihn zu Kreuze kriechen sehen und er wollte die Dissonanz zwischen Kevin und Val wahrnehmen. Genau diese Art hat Kevin wohl auch so überzeugt, dass er weg muss, weswegen er und Val dann ein Problem miteinander bekommen haben. Payton war insgesamt genau das Momentum, was sein mussten, um die unrealistische Blase rund um das Paar platzen zu lassen.
Auch wenn es eine moderne Entwicklung ist, Beziehungen so locker wie möglich zu führen, um sich aus Verpflichtungen und Verantwortungen rausreden zu können, so bin ich überzeugt, dass es tief im Inneren des Menschen verwurzelt ist, Anschluss zu haben und sich sicher und geborgen zu fühlen. Dementsprechend offensichtlich war auch, dass Kevin und Val locker schon lange hinter sich gelassen haben. Deswegen war es auch so ärgerlich, dass Val eifersüchtig auf Kevins Outfit reagiert hat, obwohl dieser nur zu einer Spendenveranstaltung wollte, es dann selbst gemerkt hat und ihm umgekehrt seine Eigenschaften auf die Nase gerieben hat, um den Fauxpas zu überdecken. Auch zu Beginn dieser Episode war das wieder in Ansätzen zu erahnen, weil sie mit dem Kochen bei sich zuhause etwas Intimes angeboten hat, dann aber bei Kevins Andeutung, dass er ein Shirt bei ihr gelassen hat, die Mauern wieder hochziehen wollte. Heiß, kalt. Spätestens mit Paytons Auftauchen war sie dann endgültig auf kalt gestellt, was überhaupt nicht zu Kevin passte, der richtig heiß war, denn Fürsorge, das ist genau seins. Eis und Feuer, da hat George R.R. Martin schon eine ganze Buchreihe draus gemacht, weil dieser Konflikt nicht leicht zu lösen ist. Aber dann denken wir auch an den Pixar-Film Elemental und dann ist doch klar, dass sich Feuer und Eis begegnen können.
Mit Vals Geschichte und wie sie für Payton wegen ihres eigenen privaten Schicksalsschlags Grenzen überschritten hat, hat sich für mich alles restlos geklärt. Das Überraschendste war dabei für mich, wie ähnlich sich Valerie und Kevin eigentlich sind. Genau die Eigenschaften, mit denen sie Kevin auf den Punkt genau analysiert hat, gelten nämlich auch für sie. So wie Kevin sich für die Familie verantwortlich gefühlt hat, die Mann und Vater im Juweliergeschäft verloren haben, so hat Val sich nie von Payton lösen können. Im Grunde ist sie den Deal damals mit Kevin also eingegangen, weil sie dieselbe Therapie für sich selbst brauchte. Nur für mich ist der Unterschied, dass sie in der Konsequenz damit sehr unterschiedlich umgegangen sind. Kevin ist niemand, der gerne Konflikte sucht, er ist harmoniebedürftig. Val aber hat ihn mehrfach von sich gestoßen, weil sie aus ihren Erfahrungen ein Geheimnis gemacht hat. Das ist für mich auch nicht restlos zu rechtfertigen, aber es ist zu verzeihen und ein Mann wie Kevin hat genug Liebe dafür in seinem Herzen. Da das Geheimnis nun auch keines mehr ist, sind es auch die Ähnlichkeiten, die bleiben und die die beiden aneinander binden. Und ich finde es positiv, denn ich glaube nicht, dass ihr Sinn für Verantwortung und schlecht Grenzen setzen können sich potenziert. Ich sehe es eher als Ergänzung und dass sie ihre Sorgen und schweren Gedanken miteinander teilen können. Es ist viel schwerwiegender, wenn einer alles gibt und der andere gar nichts und es nie zum Gleichgewicht kommt. Kevin und Val haben dieses Potenzial aber und ich hoffe es extrem, dass "Chicago P.D." uns das zeigen wird!
Dante Torres war jetzt zwei Episoden hintereinander zu sehen. Das ist angesichts der Entwicklung, dass nicht mehr alle Hauptfiguren in allen Folgen zu sehen sein können, nicht irritierend, aber es ist diesmal bewusst angesprochen worden. Das zeigt mir, hier wird auch schon ordentlich vorgekocht und ich bin gespannt, was als Menü rauskommt.
Fazit
Weil "Chicago P.D." mich mit einer konzentriert erzählten Episode wieder mit der Liebesgeschichte rund um Kevin Atwater und Valerie Soto versöhnt hat, bleibe ich sehr zufrieden zurück und schwebe einfach etwas auf Wolke 7.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: TransferenceErstausstrahlung (US): 02.04.2025
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Chad Saxton
Drehbuch: Matthew Browne
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