Bewertung

Review: #2.18 Im Visier

"Chicago P.D." bietet mal wieder ein vielschichtiges Bild an und bietet dabei eine gute Mischung. Ein etwas persönlicher Fall für Hank Voight, Nadia Decotis in Action und Aufarbeitung der Halstead-Brüderbeziehung.

Bei dem Fall, der sich uns diesmal bietet, ist nicht nur Hank alleine ein spannender Faktor, es ist auch Jay Halstead. Man hat über die ganze Episode gemerkt, dass da eine gewisse Fehde unterschwellig durchklang. Das ist von Jays Seite nun sicherlich noch einmal dadurch befeuert worden, weil er seinen Boss indirekt für sein Beziehungsende verantwortlich macht. Als er also ein Fitzelchen von etwas sieht, was man Hank negativ auslegen könnte, da schlägt er zu. So gesehen war der Fall auch so passend, denn die alte Verbindung mit Michelle Post ist etwas, was analog auch zu Erin Lindsay passt. Man kann über Hank sagen, was man will, aber er hat das Potenzial, das Leben von Menschen nachhaltig zu verbessern. Michelle war selbst einmal am Boden, doch sie hat mit Hank den Absprung geschafft und führt inzwischen ein sehr respektables Leben, das erst durch ihren Sohn Charles wieder bedroht wird. Aber sie ist Hank deswegen sehr loyal gegenüber und auch bei ihm muss man sagen. Er greift nicht einfach jedem unter die Arme, sondern da ist schon eine gewisse Gegenseitigkeit von Bedeutung. In diesem Sinne hat er Michelle hier vertraut, dass ihre Einschätzung zu Charles stimmt. All das lässt sich auch bestens auf Erin projizieren, die nur noch einmal eine deutliche Intensivierung einer solchen Beziehung hat, aber es ist insgesamt doch dasselbe in grün. Jay bekommt so also wieder vorgezeigt, dass Erin Hank bedingungslos vertraut und klar fuchst ihn das. Hätte er also mit seinem Misstrauen gegenüber Michelle und Charles Recht behalten, ja, vielleicht hat er sich unterbewusst, dass er so einen Keil zwischen Hank und Erin treiben kann. Letztlich hat er seinen Fehler aber doch erkannt und vor allem dann mit der spontanen OP an Charles, wo Jay dann ohne Zögern seinen Bruder Will für an Bord holt, wurde wieder deutlich, er teilt mit Hank doch auch viel mehr als ihm vielleicht lieb ist.

Für Hank ist es natürlich auch eine Herausforderung gewesen, weil er den Druck von Jay gespürt hat, der einfach ohne Rücksprache Ermittlungsschritte vorangetrieben hat. Er musste derweil einen kühlen Kopf bewahren und letztlich hat sich sein Vertrauen in Michelle auch ausgezeichnet. Ja, Charles war beteiligt, aber alles andere als freiwillig. Ich fand den Fall in sich etwas lückenhaft, weil ich manches logisch nicht zusammensetzen konnte, aber die Details waren letztlich auch nicht wichtig, denn am Ende zählte, dass Hank mal wieder für ihm anvertraute Menschen Grenzen überschreitet. Dennoch ist es auch etwas lahm, was nachher als Begründung herumkommt. Als Charles ihn nämlich fragt, warum er solche Dinge für Menschen wie ihn und seine Mutter tut, da ist sein Achselzucken etwas nichtssagend. Vielleicht will sich Hank dieser ehrenwerten Seite von sich selbst auch nicht stellen, weil es nicht zu dem passt, was man sonst so über ihn erzählt. Denn im Endeffekt lebt er beruflich von diesem Ruf. Dass man ihn eher fürchtet als verehrt, das bringt Ergebnisse. Das ist verständlich. Aber gerade wegen diesen Zwiespalts sollte Hank auch mehr Selbstbewusstsein wegen dieser Seite entwickeln, denn auch eine Erin kennt alle Seiten von ihm und vertraut ihm dennoch.

Richtig gut gefallen hat mir diesmal Nadia. Zuletzt war sie eher nur so eine kleine Nebenpräsenz, die aber für sich selbst nicht richtig vorangekommen ist. So aber hat es richtig Spaß gemacht und macht auch Lust auf mehr. Natürlich muss man sagen, dass ihre Sensationsgier angesichts der Streife unangemessen war. Aber es hat auch zu ihr gepasst. Sie kennt die andere Seite, sie kennt Angst, aber sie hat alles überlebt, was dann sicher die angstfreiere Einstellung erklärt. Nichtsdestotrotz war ihre Reaktion auf den Überfall vollkommen idiotisch und lebensmüde. Aber es war auch unfassbar unterhaltsam und ich musste sie feiern! Aber die Standpauken waren gerechtfertigt, denn sie hat damit nicht nur sich gefährdet, sondern auch Kim Burgess und Sean Roman. Bei den beiden hat man aber auch gemerkt, dass sie Respekt für die Aktion hatten. Genau deswegen passt Nadia auch so gut in diese Gruppe, wenn sie eben noch etwas geschliffen wird. Gut, dass Erin sie anschließend bestärkt hat, denn diese Instinkte, die sie gezeigt hat, sind die besten Voraussetzungen in der Strafverfolgung.

Diesmal lernen wir auch wesentlich mehr zu Will und der Familiendynamik. Während die Episode davor vor allem dazu gedient hat, seine Charakterzüge etwas übertrieben in Szene zu setzen, wird er diesmal in Action gezeigt und anschließend gibt es ein wirklich interessantes Brüdergespräch. Dass Will nicht gezögert hat, illegal eine medizinische Prozedur durchzuziehen, hat gut zu seinem Charakter gepasst. Auch wenn er als Schönheitschirurg zuletzt ganz anders gearbeitet hat, aber weil er wie sein Bruder seine Wehrpflicht abgeleistet hat, hat auch er Seiten kennengelernt, wo die Halstead-Brüder offenbar von Natur aus drin aufgehen. Will muss auch klar gewesen sein, dass, wenn er Jay in diese Situation folgt, sich selbst gefährdet und er hat es dennoch getan. Diese Brüder sind sich also echt ähnlich, doch das Gespräch hat deutlich gezeigt, dass sie sich in ihrer Ähnlichkeit doch an ganz unterschiedlichen Punkten im Leben befinden. Während Jay als Erster die Familie lange verlassen hat und so Will alleine mit den Eltern zurückgeblieben ist, hat sich später das Bild offenbar umgekehrt und keiner von beiden hat damit gute Erfahrungen gemacht. Wenn man die richtigen Rückschlüsse zieht, liegt das vor allem an Vater Halstead, der offenbar ein Problem darstellt, was sich möglicherweise durch die Erkrankung der Mutter dann nochmal intensiviert hat. Da sie an unterschiedlichen Punkten da waren, gehen die Vorwürfe hier hin und her. Auch wenn sie sich nach der Wiedervereinigung nicht feindlich begegnet sind, aber unterschwellig ist noch viel im Argen. Das birgt ohne Frage Potenzial für die Zukunft.

Fazit

"Chicago P.D." beweist diesmal gut, dass mehrere Schwerpunkte ungefähr gleichwertig verteilt durchaus funktionieren kann. Auch wenn der Fall etwas löchrig war und daher besser nur funktionell zu sehen ist, so hat der Konflikt Jay/Hank sowie der Halstead-Brüder und dann mit Action-Nadia gepaart gut gepasst.

Lena Donth – myFanbase

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