Bewertung

Review: #2.23 Schlechte Nachrichten

"Chicago P.D." geht ins große Finale von Staffel 2 und wie erwartet spielt Erin Lindsays eskalierender Zustand eine zentrale Rolle. Aber es gibt inhaltlich auch viele Überraschungen, also die perfekten Zutaten, um eine Staffel auf dem Höhepunkt enden zu lassen.

Fangen wir erstmal mit den kleineren Sachen an. Wir haben auf einmal Antonio Dawsons Bemühungen, der in eine kleine Boxhalle investieren will. Er selbst ist damals so ein wenig gerettet worden, weil er einen Sinn gefunden hat und will das nun zurückgeben. Ich finde das grundsätzlich eine gute und nachvollziehbare Idee, weiß aber noch nicht so recht, wohin das führen soll. In "Chicago P.D." passieren solche Sachen nämlich sicher nicht, um den Figuren mal etwas Gutes zu tun. Interessant ist hier sicherlich auch noch, dass Sean Roman, Jay Halstead und Hank Voight als Investoren gefunden wurden. Das kann natürlich für die Zukunft auch Potenzial für mögliche Konflikte sein. Also insgesamt keine unsinnige Idee, aber sicherlich der unbedeutendste Teil dieses Staffelfinales. Entscheidender waren da wohl die Enthüllungen rund um Alvin Olinsky, der mit gleich zwei Frauen aus der Vergangenheit konfrontiert wird, wovon eine behauptet, seine Tochter zu sein und die im Gefängnis sitzt. Klar ist auf jeden Fall, dass Alvin vor vielen Jahren undercover offenbar eine Beziehung hatte, obwohl er da mit Meredith schon verheiratet war. Das hat er gegenüber Linda sehr offen bekannt, da wird es also nichts dran zu rütteln geben. Also könnte Michelle Sovanna natürlich ohne Frage die Tochter sein, aber ist sie es wirklich? Im Gefängnis sitzen und um einen Cop wissend stelle ich das mal in Frage, aber es ist natürlich eine sehr interessante Geschichte mit Potenzial für Staffel 3.

Völlig aus dem Nichts kam für mich der Heiratsantrag von Adam Ruzek an Kim Burgess. Nachdem ich in der letzten Woche noch die schwarzen Wolken gesehen habe, weil er sich so seltsam verhalten hat, ist der Wunsch, nun für die Ewigkeit das Leben zusammen zu verbringen, ein totales Kontrastprogramm. Deswegen war es für mich auch nicht richtige Freude, wie ich gestehen muss. Auch wenn man Adam in dieser Episode eigentlich nichts vorwerfen kann, außer vielleicht wie sehr er sich für Kevin Atwater gefreut hat, wohlwissend, dass Kim mit in der Umkleide ist (andererseits er ist sein Freund, das macht es auch wieder schwierig), aber die Puzzleteile wollen nicht so recht zusammen passen. Adam hat die Planung rund um den Antrag nämlich ein wenig als Ausrede für sein Verhalten genommen, was Kim kritisiert hatte. Aber können wir das wirklich als logisch hinnehmen? Nur weil Adam sich da in Heimlichkeit versucht hat, muss er sie doch nicht klein halten? Es ärgert mich tatsächlich ein wenig, dass so ein süßer Moment nun durch Skepsis solche Schatten hat. Bis vor zwei Episoden war in meiner Burzek-Welt alles heile und jetzt nach ersten Zweifeln so ein Höhepunkt? Da ist wenigstens schön, dass ich mich für Kevin auch ehrlich freuen konnte. Auch wenn es zu Lasten von Kim geht, aber Kevin durfte sich storytechnisch nie richtig bei der Intelligence Unit beweisen, also gehört er da wieder hin. Nun ist er freigesprochen von Vorwürfen und wie er Erin gerettet hat, war eben sein goldenes Ticket zurück. Da fand ich aber auch Hanks Worte sehr schön, dass Kevin die zweite Chance nicht bekommt, weil er kalkuliert eine Kollegin gerettet hat, sondern weil er es ohne Nachdenken gemacht, weil es das ist, was ihm entspricht.

Für Hank ist es auch eine wichtige Episode, nicht nur wegen seiner Sorgen um Erin, sondern auch wegen ihm selbst, denn er trifft mit Dave Roland auf eine jüngere Kopie von sich selbst. Er wird durch Ron Perry auf dessen Einheit aufmerksam, weil sein Neffe Carter involviert ist und offenbar treibt Roland mit seiner Einheit illegale Sachen, um sich selbst zu bereichern. Jo, kennen wir. So gesehen war das natürlich eine passende Episode, um Hanks Entwicklung nach zwei Staffeln zu beleuchten. Da er parallel in "Chicago Fire" mit Matt Casey interagiert und trotz ihres denkbar schlechten Starts mit ihm recht gut klarkommt, ist das eine gute Symbiose, die unterstreicht, dass Hank wohl nie der korrekteste Gesetzeshüter sein wird, aber seine Lektion bis zu einem gewissen Grad gelernt hat. Ich hatte auch zu keinem Zeitpunkt der Episode das Gefühl, dass er hadert und nach einer Lösung für Roland sucht. Hank selbst wurde irgendwann auch überführt und hat seine Strafe abgesessen. Er weiß also, wie das das Leben ändern kann, weswegen er Roland sehr bewusst seiner gerechten Strafe zuführt. Gleichzeitig gab es aber zweimal eine Szene, wo Hank sich anhören durfte, was er für gewisse Männer für ein Vorbild ist und war und es war schwer ersichtlich, was das bei ihm ausgelöst hat. Stolz oder Bedauern, dass er für eine gewisse Generation vielleicht sogar als Entschuldigung für gesetzeswidriges Verhalten herhält? Ich denke Letzteres, denn dazu passt auch seine Geldspende an Antonio. Wir wissen, dass er durch seine Taten einen echten Batzen angehäuft hat, der Hank aber nicht im Luxus leben lässt. Im Gegenteil, er gibt nur sich selbst und anderen, wenn es wirklich nötig ist. Geld an Antonio zu geben, symbolisiert hier für mich, dass auch er am Anfang ansetzen will, damit viele Jugendliche gar nicht erst in eine Richtung wie er selbst und anderen abdriften.

Die Geschichte rund um Ron war tragisch, denn er war ein enger Verbündeter von Hank auf seine Art und Weise und er hätte so nicht sterben dürfen, gerade nach der Anzahl seiner Dienstjahre und dem, was er auf eine ganz andere Art und Weise für die Polizeiarbeit geleistet hat. Aber genauso tragisch ist Erins eingeschlagener Weg, der hier sehr spannend in Szene gesetzt wird. Wir erleben wieder, wie daneben sie ist und wie sehr sie sich auch selbst belügt, indem sie glaubt, dass sie für den Job so bereit ist wie eh und je. Dass Hank da auch sehr naiv war, das nehmen wir jetzt mal geschenkt hin, denn er hätte auch alle anderen bedenkenlos in den Erstkontakt mit Roland schicken können. Aber es hat für diese Episode alles ideal auf die Spitze getrieben, denn Erin wird so quasi die Kronzeugin in einem Fall, für den es aufgrund ihres Eingreifens nicht genug Beweise gab, so dass eben sie selbst mit Rons Neffe Carter so wichtig wurde, doch da kommt ihr Tablettenkonsum ins Spiel, denn mit einem positiven Urintest könnte sie von der Gegenseite regelrecht zerfetzt werden. Letztlich kommt es darauf gar nicht an, denn Roland wartet nicht brav die Gerichtsprozesse ab, er schaltet lieber gleich aus. Erin und Landon Vanick dann in der brenzligen Situation zu erleben, das war schon mal etwas, denn wir kennen sie nur als knallhart, aber hier war sie einfach hilflos, bis eben Kevin auftauchte. Zwar hat es Jay auch mit lieben und aufrüttelnden Worten versucht, aber Erin ist gerade nicht zu packen. Auch wenn es schwer anzusehen ist und Barbara 'Bunny' Fletcher als Triebfeder hinter allem eh das größte Alarmsignal ist, aber vielleicht muss sie gerade leiden, vielleicht muss sie auch erst recht durchs Tal, um zu erkennen, dass ihre Mutter auch in einer Millionen Jahre nicht das ist, was sie verdient hat. Als Bunny da so affig das gemeinsame Bild von Erin und Nadia Decotis platziert hat, das war zum Reinschlagen. Ja, irgendwann soll Nadias Anblick etwas anderes auslösen, aber jetzt sind es nur Schuldgefühle und sie will das, weil das Erin formbarer macht.

Es ist in Bezug auf Erin wahrlich keine schöne Note, auf der diese Staffel endet und ich finde es in der allerletzten Konsequenz auch etwas übertrieben, aber man will es offensichtlich auf die Spitze treiben. Insgesamt hat man so für Staffel 3 aber viel an der Hand. Weiterhin lässt sich als allgemeines Fazit zu Staffel 3 sagen, dass es viel Aufregung, viele Entwicklungen gab, aber am Erzählstil ist noch zu arbeiten. Oft wird Potenzial verschenkt, indem in einer Episode so viel untergebracht wird, dass nicht alles ideal zur Geltung kommt. Die charakterzentrierten Episoden sind zielführender, haben aber natürlich auch Tücken. Zudem darf man einzelne Charaktere wie Kevin nicht so sehr aus den Augen verlieren. Aber man schlägt sich in der zweiten Staffel schon ordentlich und hat vor allem mit den Crossovern auch sehr punkten können.

Fazit

"Chicago P.D." bietet ein vollgepacktes Staffelfinale, das zu überraschen weiß und insgesamt genug Potenzial für die nächsten Abenteuer aufbaut. Auch in sich war sie aber sehr unterhaltsam, indem sie Hank Voight und Erin Lindsay näher beleuchtet und sie in genau entgegengesetzte Richtungen führt. Eine durchdachte Folge bringt so eine insgesamt zufriedenstellende Staffel zu einem würdigen Ende.

Lena Donth – myFanbase

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