Review: #2.22 Vendetta
Erin Lindsays emotionaler Absturz geht weiter und wird diesmal an einen sehr sinnigen Fall geknüpft, der gut auf ihre Abwärtsspirale passt. Aber auch die neue Besetzung der Intelligence Unit wird zum Thema und fügt sich gut ins Geschehen ein.
Kim Burgess hat nun ihre neue Herausforderung, indem sie nun wirklich mal in zivil dabei sein darf, während es für Kevin Atwater zurück in die Uniform geht. Bei ihm bleibe ich gerne mal. Es war völlig klar, dass er sich zum einen sehr gefrustet und irgendwie auch hoffnungslos fühlen würde. Die Hoffnungslosigkeit rührt dabei vor allem von einem Aspekt her, den "Chicago P.D." selbst mit der eigenen Erzählweise unterstreicht. Sie wissen mit dem schwarzen Charakter nicht so recht etwas anzufangen, so dass er sich seit seinem Aufstieg in gerade einmal einer Episode beweisen dufte. Und wir haben eine Staffel mit 23 Episoden vorliegen, das sagt wohl alles. Es spiegelt die Realität da gut wieder, weil es sicherlich vielen schwarzen Cops so geht. Sie bekommen die Stellen, weil Personal gebraucht wird, aber wenn es ein Problem gibt, dann steht gleich die Befürchtung im Raum, man ist Cop zweiter Klasse, weswegen Kevin gleich angesprochen hat, einen anderen Job ins Auge gefasst zu haben, sollte er vom CPD keine Unterstützung erfahren. Sean Roman hatte da natürlich leicht reden. Er steckt nicht in derselben Situation, aber dennoch muss man ihm lassen, er akzeptiert auch Kevin ohne Zögern als seinen Partner und hält ihm den Rücken frei. Das war dann auch zu sehen, als die beiden für die Unit Augen und Ohren sind und Kevin einen gesuchten Müllwagen in der Erinnerung hat, so dass er hinterher prescht. Es war nachvollziehbar, dass Kevin sich da so beweisen wollte. Er ist eben unter Zugzwang und will seinen Wert unterstreichen, was aber gleichzeitig sehr riskant ist. Dementsprechend war es gut, dass Sean ihn später gestärkt hat, auch wenn es nicht nötig war, denn Trudy Platt erkennt eben selbst den Wert von guter Polizeiarbeit und sie sieht ohnehin über Hautfarbe, Geschlecht etc. hinweg.
Kim dagegen wird ins kalte Wasser geschmissen. Es ist kein schöner Empfang, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ehe sie sich versieht, steckt sie mittendrin in einem Fall, für den sie auf einer Ebene noch gar nicht richtig bereit war. Ich weiß nicht, ob es ohne die Ermittlung wesentlich gemütlicher geworden wäre, bezweifle es aber ehrlich gesagt. Denn die Sprache der Unit ist nicht unbedingt Ringelpitz mit Anfassen, stattdessen lieber mal ein hartes Wort, dass den Respekt füreinander zeigt, dass sie alles ihr Bestes geben müssen. Demnach war es auch wichtig, dass Alvin Olinsky Kim etwas unter seine Fittiche genommen hat, aber eben auf eine Art und Weise, die ihr Raum gibt, sich selbst zu beweisen und in ihrer neuen Arbeitsweise zu finden. Sie stand jetzt nicht groß im Fokus, aber sie hat eben nichts falsch gemacht und das ist ein erster wichtiger Schritt. Eine Sache hat mich aber etwas gestört und das waren so kleinere Nuancen im Verhalten von Adam Ruzek. Es war schon zu erahnen, dass Kims Beförderung ihre Beziehung sicherlich belasten wird, aber wie genau sich das auswirkt, das kann eben nur eine Vermutung bleiben. Große Hinweise haben wir nach dieser Episode auch nicht, aber ich habe dennoch die kleine Befürchtung, dass die Zukunft nicht rosig aussieht. Adam hat sich gleich zweimal an Kim gewandt, so nach dem Motto, verhalt dich ruhig, bleib im Hintergrund, bald ist es eh wieder vorbei. Das fand ich für einen Partner nun nicht wirklich unterstützend. Aber ich kann noch nicht so recht fassen, woher das wohl rührt. Ist es Loyalität zu Kevin, die sich an objektiven Fakten misst oder ist es doch, dass er sich zum einen nicht von Kim überflügelt sehen will und zum anderen vielleicht auch generell befürchtet, dass es sich auf die Beziehung auswirkt. Das wird angesichts der Antwort abzuwarten bleiben müssen. Da gefällt mir Kevin auf jeden Fall besser. Natürlich steht es irgendwo zwischen ihm und Kim, weil sie von seinem Fauxpas profitiert hat. Dennoch hat er sie ehrlich für ihren ersten Tag gefeiert und das ist echte Größe.
Bei Erin ist neben dem Alkohol- und Tablettenkonsum eine weitere sehr interessante Beobachtung zu machen. Während Barbara 'Bunny' Fletcher bislang so ein rotes Tuch für sie war, wo sie sich zwar nicht von lösen kann, aber dennoch ihre Grenzen abstecken kann, ist es gerade eine Art Zuflucht. Vermutlich auch weil dort keine Fragen gestellt werden. Trudy hat sehr deutlich vermittelt bekommen, was Fragen gerade anrichten. Sie meinte es wirklich nur gut, aber Erins ganze Art war abweisend, so dass Trudy letztlich lieber die Entschuldigung als den nächsten Konfrontationsschritt gewagt hat. Bunny dagegen findet keine kritischen Fragen. Sie ist sicherlich auch nicht hellste Kerze auf der Torte, aber man merkt doch deutlich, dass sie gerade instinktiv spürt, Erin in ihre Hände zu kriegen. So stellt sie ihren Wecker aus, damit Erin es nicht rechtzeitig zum Dienst schafft. So holt sie mit Landon eine Figur aus der Vergangenheit. Das sind so viele Zeichen, dass Bunny sich freut, wieder ihre Tochter zu bekommen, ohne aber zu bemerken, dass es so keine Tochter ist, die glücklich ist. Aber das passt zu Bunny, die denkt nur an sich selbst. Die Maske hat jedenfalls in dieser Episode sehr gute Arbeit geleistet, denn Sophia Bush sag wirklich elendig aus. Es hat optisch gut unterstrichen, dass der seelische Schmerz, den Erin gerade mit sich ausmacht, voll auf den Körper geht. Denn der Kater alleine war es sicher nicht. Ihr Körper merkt einfach gerade, dass ihre Seele nicht mehr kann.
Der Fall hatte nun insofern wichtige Parallelen, dass es darum geht, Rache nehmen zu wollen. Hier hatten wir eine Familie, die wegen Belastung der Umwelt festgestellt hat, dass viele Menschen in ihrem Viertel krank geworden sind und mit ihrer Tochter, Nichte bzw. Cousine wurde es dann persönlich. Weswegen die eben bei allen Beteiligten, die den Umstand vertuscht haben, Rache gesucht haben. Der Fall war lange undurchsichtig. Gerade das Fitnessstudio am Anfang war eine ideale Verschleierungstaktik, weil man da so schnell auf die späteren Umstände nicht gekommen ist. Es war insgesamt also eine sehr spannende Episode, mit vielen Auf und Abs in der Spannungskurve. Am Ende ist es dann an Erin, den letzten Verwandten aufzuhalten und sie befand sich durch Nadia Decotis in einer sehr ähnlichen Situation. Sie musste den Prozess durchstehen und sich die widerliche Art von Nadias Mörder antun und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es da in Erin gekocht hat, die sich wohl das ein oder andere Mal bildlich vorgestellt hat, was sie mit ihm in ihren Händen gemacht hätte. Aber sie weiß natürlich auch durch den beruflichen Kontext, dass Rache vorzunehmen letztlich doch keine Erleichterung bringt. Es fühlt sich wie ein verführerisches Ziel an. Ist es aber da, ist da dennoch nur Leere oder wie bei ihr: Schuldgefühle. Deswegen war sie ideal, Nick abzubringen. Der ist ja nochmal deutlich jünger als sie selbst und hat noch so viel im Leben vor und kann es auch erreichen. Ich hoffe nur, dass Erin irgendwann auch sehen kann, dass sie eine Zukunft verdient hat, wie sie sie Nick geschenkt hat. Das Ende der Episode deutet erstmal nicht darauf hin. Das könnte bedeuten, dass Erin für das große Staffelfinale zur Belastung wird.
Fazit
"Chicago P.D." führt die Abwärtsspirale von Erin Lindsay konsequent vor und verbindet sie mit einem passenden Fall. Es ist nicht schön mitanzusehen, aber er ist gut gemacht. Aber sehe ich da zurecht kleine Gewitterwolken bei Kim Burgess und Adam Ruzek?
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Chicago P.D." ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Push The Pain AwayErstausstrahlung (US): 13.05.2015
Erstausstrahlung (DE): 27.10.2017
Erstausstrahlung (Pay-TV): 01.12.2015
Regie: Sanford Bookstaver
Drehbuch: Michael Weiss
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