Bewertung

Review: #3.11 Außer Gefecht

Foto: Sophia Bush, Chicago P.D. - Copyright: RTL / NBC Universal
Sophia Bush, Chicago P.D.
© RTL / NBC Universal

Nach dem Abschluss des großen Crossover-Events kehren wir bei "Chicago P.D." zum Alltagsgeschäft zurück und da wird es doch clever gemacht, dass man sich hier einen Fall nimmt, der unweigerlich Emotionalität weckt. Aber auch ansonsten gab es viele passende Verquickungen.

Der in dieser Woche dargestellte Fall war wirklich schockierend, weil die Täter so perfide egoistisch vorgegangen sind und mit ihrer Tat tiefe Wunden hinterlassen haben. Jeder, in dessen Wohnung/Haus schon einmal eingebrochen wurde, berichtet im Nachgang, was es für ein seltsames Gefühl anschließend ist. Das kann vielleicht nur eine gewisse Zeit anhalten, aber es gibt auch Betroffene, die lebenslang von einer Veränderung im Verhalten berichten. Die Betroffenen kommen aber meistens nach Hause und sehen die Verwüstung. Hier ist es aber so, dass die Familienmitglieder aufwachen und feststellen, dass um sie herum Chaos angerichtet wurde und noch viel schlimmer: dass die jugendliche Tochter vergewaltigt wurde. Später stellt sich heraus, dass Gas in das System des Hauses eingeschleust wurde, so dass die Familienmitglieder angesichts der Geräusche gar nicht erwachen konnte. Aber was muss das für ein schlimmer Gedanke sein, wenn man nicht weiß, was mit einem gemacht wurde (Stichwort: Vergewaltigungsdroge). Sophie Thatcher hat die Rolle der Jugendlichen Carolyn wirklich einnehmend gespielt. Denn sie hat am Morgen die Blutflecken gleich gesehen und auch körperliche Beschwerden bemerkt. Aber wie sollte man in diesem Alter auch gleich so einen schrecklichen Gedanken zulassen? Mit Erin Lindsay ist dann auch die richtige Figur an ihre Seite gestellt worden, weil sie geahnt hat, was das für Carolyn bedeuten muss und sie behutsam mit der Enthüllung konfrontiert hat.

Bei den Ermittlungen wurde dann auch mit einer überraschenden Wendung gearbeitet, denn nachdem es mit Tawny noch ein zweites Opfer gegeben hat, da zeigt sich zum Entsetzen aller, dass sie selbst Teil (nach Aussagen sogar Anführerin) der Crew ist und sich selbst verletzt hat, um ihren Partner mit einem Alibi zu schützen. Auch ich wurde davon kalt erwischt, ebenso wie Erin, die sich damit unwissend in die Höhle des Löwen begeben hat, weil sie mit zwei Opfern gefühlt hat. Während es bei Carolyn angebracht war, so hat Tawny das schamlos ausgenutzt. Ich musste bei dieser Rolle auch sehr an Diskussionen denken, die unweigerlich aufkommen, wenn Missbrauchsvorwürfe laut werden. Denn selbst Frauen, die vom Geschlecht her anteilig mehr Opfer solcher Attacken sind, glauben anderen Frauen oft nicht. Warum? Das wurde hier gezeigt, denn es gibt die Lügnerinnen und Betrügerinnen, die aus den Vorwürfen etwas für sich selbst ziehen wollen. Und das ist echt furchtbar, weil es leider den wirklich Betroffenen zu oft die Glaubwürdigkeit nimmt. Deswegen war die Episode hier so clever, uns das vor Augen zu führen, wie schnell man einer Geschichte aufsitzen kann. Aber durch das Gleichgewicht aus Carolyn und Tawny wurde doch gezeigt, dass es beide Seiten gibt und genau deswegen sollte eigentlich immer die Unschuldsvermutung gelten. Aber generell waren Tawny und ihre Crew einfach krank. Denn ihnen ging es in ihren Überfällen nicht um Klauen und Geld machen, sondern um den Kick des Ganzen. Wirklich sehr, sehr erschreckend, aber für so eine Episode Goldwert.

Nachdem wir Eddie Little schon aus dem Gefängnis heraus kennengelernt haben, war immer klar, dass da noch mehr nachkommen wird. Nun ist Hank Voights ehemaliger Zellenkumpan also ein freier Mann und hofft sich nun die versprochene Hilfe, um wieder auf die Beine zu kommen. Auch diesen Handlungsbogen finde ich sehr interessant, denn Hank ist als Hauptfigur dieser Serie auf eine Art zu den Helden zu zählen, auch wenn er genauso und das zurecht eingesessen hat. Dennoch verspürt man Eddie gegenüber gewisse Vorbehalte, aber das mag auch an der Art der Serie liegen, weil klar ist, diese Figur ist nicht dafür da, die perfekte Rehabilitierungs-Story zu erzählen. Denn indem er von Kim Burgess und Sean Roman aus dem Gefängnis abgeholt und zum 21. Revier gebracht wird, gibt es eine wirklich nette kleine Zwischengeschichte, auf die ich gleich noch komme. Genauso hat natürlich geholfen, dass in Audrey eine Brieffreundin gefunden hat, bei der er nun unterkommen kann. Das wirkt alles in allem charmant und bodenständig, was nicht schlecht ist. Aber die Alarmglocken schrillen auf jeden Fall, zumal Eddie gegenüber Hank auch klarmacht, dass er an Geld kommen will und sich schon als Informant ins Spiel bringt. Das sind also zwei Seiten eines Mannes, die ein komplexes Bild zeichnen. Aber ihn im direkten Vergleich zu Hank zu sehen, ist auf jeden Fall clever, denn das zeigt unweigerlich, wie weit er inzwischen gekommen ist. Das wurde auch nochmal unterstrichen, indem es gleich wieder um Camille ging. Denn Hank darf ihre Kennenlerngeschichte erzählen, um Eddie und Audrey zu versichern, dass Schnelligkeit für eine Beziehung kein K.O.-Kriterium sein muss. Das betont logischerweise erneut Hanks emotionale Seite, die hier sicherlich nicht umsonst so intensiv unterstrichen wird. Hier kommt auf jeden Fall noch was.

Mit Eddie hatte ich schon ein anderes Thema angedeutet, denn er hat von Kim bei der Autofahrt erzählt bekommen, dass es in ihrer Beziehung mit Adam Ruzek nicht richtig vorangeht. Abgesehen davon, dass es auf komödiantischer Ebene absolut herrlich war, wie Eddie Adam eine Ansage gemacht hat, so hat dieser ganze Themenblock für mich natürlich auch einen ernsten Hintergrund. Aber fangen wir dafür erstmal bei etwas an, was sich im Crossover-Event bei "Chicago Fire" ergeben hat, denn Trudy Platt und Randall 'Mouch' McHolland sind nun offiziell verlobt. Glückwünsche! Als Trudy das schon geahnt hat, hat sie Kim schon die Ansage gemacht, dass sie vor ihr vor den Altar treten wird. Das konnte ich noch gut mit einem Augenzwinkern annehmen, aber jetzt wird doch deutlich, hier braut sich was zusammen. Ich hatte in dieser dritten Staffel schon diverse kleinere Anzeichen wahrgenommen, die mich etwas besorgt gemacht haben. Aber hier geht es auch nicht nur um die Hochzeit, denn Kim berichtet auch davon, wie kompliziert es ist, mit Adam eine gemeinsame Wohnung zu finden. Und das nicht, weil das Angebot an sich schlecht wäre, sondern weil Adam stets was zu mäkeln hat. Da er auch schon nicht so begeistert reagiert hat, als Kim die Wohnungssache überhaupt erst angebracht hat, schließt sich hier ein Kreis. Die Frage ist nur, wie hat sich Adam eine Heirat vorgestellt? Ohne Zusammenleben? Auch wenn ich Seans Ausspruch, dass Adam das Verlobtsein wohl mehr als die Ehe liebt, weiterhin kritisch sehe, aber ich denke doch, dass Adam kein richtiges Konzept für den nächsten Schritt ist. Das liegt aber weniger an Kim als seiner Partnerin als ganz alleine an ihm.

Dennoch ist es auch bei Trudy und Mouch gerade nicht rosarot, wobei ich hier dennoch das kleinere Problem vermute. Auch wenn es sie sichtbar trifft, dass ihr Vater Robert Platt keinen Penny zur Finanzierung wird beitragen können, aber sie und Mouch werden das auch so schaffen. Dennoch glaube ich nicht, dass die Pleite von Vater Platt hier einfach so in den Raum geworfen wird. Das führt sicherlich noch zu etwas.

Fazit

Für mich ist eine in sich sehr schlüssige, spannende und intensiv erzählte Episode zusammengekommen. Der Fall hat viele Seiten aufgezeigt, die mich sehr an den Bildschirm gefesselt haben, aber auch die Andeutungen zu Eddie Little versprechen noch viel. Das Knarzen in der Beziehung von Adam und Kim ist zwar kein Highlight, verspricht hier aber auch baldiges Drama, so dass insgesamt Zug genug drin ist.

Lena Donth – myFanbase

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