Bewertung

Review: #3.19 Gehirnwäsche

Nach einer echt happigen Enttäuschung beim vergangenen Mal zeigt sich "Chicago P.D." verbessert, aber es ist doch insgesamt eine Tendenz zu bemerken, dass aktuell die eigenen Ideen zur Handlung nicht konsequent ausgenutzt werden und so etwas kontextlos im Raum stehen.

Die Folge begann zunächst sehr vielversprechend. Nachdem Erin Lindsay Kim Burgess schon mehrfach wie eine Mentorin an die Hand genommen hat, war es hier passend, dass Kim von sich aus die Kollegin um einen Rat gebeten hat. Es hatte auch etwas Lustiges, wie Kim sich in ihre möglichen Gefühle für Sean Roman so in einen Redefluss begeben hat, dass sie völlig aus den Augen verloren hat, dass Erin sich selbst bestens mit der Beziehung mit dem eigenen beruflichen Partner auskennt. Das war so insgesamt locker-leicht. Dass sie dann zusammen einen Notruf angenommen haben und so letztlich auf eine völlig verängstigte junge Frau gestoßen sind, hatte dann logischerweise eine andere Atmosphäre, hat für mich aber auch nochmal unterstrichen, wie gut die beiden beruflich auch zusammenpassen. Leider sind wir dann aber schon an dem Punkt angekommen, den ich in der Einleitung als verbindenden Kritikpunkt genannt habe. Da Erin erst einige Episoden davor sich eingesetzt hatte, dass Kim ihre Ermittlungen selbst zu Ende bringen durfte, war es hier schade, dass das diesmal ausgeblieben ist. Stattdessen ging es für Kim an die Unterstützung von Sean bei der Inventur. Damit waren die ersten positiven Gedanken auch schon wieder etwas gedämpft. Umgekehrt verstehe ich natürlich, dass die beginnende Romanze zwischen Sean und Kim vorangetrieben werden soll. Da wurde dann natürlich auch Adam Ruzek wieder eingebunden, der mit seiner Intuition recht behalten hat. Das Gehakel mit dem fehlenden Laptop war zwar völlig übertrieben, aber es hat den Konflikt gut zum Bersten gebracht. Adam hat sicherlich Alvin Olinskys Rat im Ohr, dass er sich auf den Job konzentrieren soll, weswegen er übertrieben gesehen seinen Segen erteilt hat. Wenn er das dann wirklich zusammen sieht, wird er es vielleicht nochmal anders sehen, aber so hat auch Kim ihre Gefühle rauslassen können und da war der erste Kuss. Mir ist das alles etwas hastig, aber zu kritisch will ich es auch nicht einordnen, denn Potenzial kann es in jedem Fall entwickeln.

Da Erin schon angesprochen war: Kims Bemerkung, dass man ihre Beziehung zu Jay Halstead fast vergessen kann, passt eigentlich ganz gut zu meinem Eindruck in den letzten fünf Episoden etwas. Sie scheinen zusammen zu sein, aber es wird so als Alltagsgeschehen dargestellt, dass schon bald der gewisse Reiz fehlt. Erin scheint es in jedem Fall etwas herausgefordert zu haben, dass sie Jay dann am Ende der Episode verführt hat. Es war sicherlich ein Moment, der für sie als Paar Aussagekraft hatte, aber auf eine gewisse Art war es ohne Kontext. Es gab keine Bewegung, es gab eigentlich nur ein kleines Lebenszeichen. Okay, aber auch nicht mehr.

Zuletzt haben wir dann noch den Fall an sich, der nach dem anfänglichen Schwerpunkt auf Erin und Kim auf einmal umschwenkte auf Alvin. Da ich erst letztens noch meinte, dass ein Update zu seinem Familienstatus hilfreich wäre, war ich darum nicht böse. Das Update ist aber dennoch ausgeblieben. Man hat schon gemerkt, dass Alvin sich wegen des Alters von Ruby besonders um sie gesorgt hat, weil es für ihn wirken musste, es quasi mit Lexi oder Michelle Sovana zu tun zu haben. Umgekehrt hat auch Ruby reagiert und das fand ich recht spannend, gerade vor dem aufgeladenen Hintergrund, dass Alvin in seiner Vaterrolle für uns häufig sichtbar Fehler macht und seine Töchter damit auch emotional herausfordert. Wie Ruby aber auf ihn reagiert hat und wie sie ihm vertraut, das zeigt rein grundsätzlich die Art, wie Alvin ist. Er ist ein echter Mädchen-Papa. Dass er so viele Fehler macht, liegt daran, wie wichtig ihm Familie ist. Denn wenn einem etwas so lieb und teuer ist, da hat man auch etwas zu verlieren, speziell, wenn man einen solch gefährlichen Job ausübt. Er will immer nur das Beste, nur das Beste ist vielleicht nicht automatisch das, was die Töchter dann auch als solches empfinden. Aber das ist sehr typisch für Familie, wie ich finde. Auch wenn wir eben nicht erfahren, wie Lexi und Michelle aktuell zu ihm stehen, so habe ich eigentlich keine Zweifel daran, dass sie ihrem Vater nie in Abrede stellen würden, sie zu lieben. Dafür war Ruby die Repräsentation in Abwesenheit der beiden.

Der Fall an sich war mit relativ offenen Karten gestaltet. Spannung war damit nicht das Leitmotiv, es war eher ein gewisses Interesse für die Motive von Drew Stommer. Es war schon erschreckend, was er mit seinen Opfern getrieben hat und welch aalglatte Maske er sich zugelegt hat, weil er sich unantastbar fühlte. Privilegierter weißer Mann... Aber letztlich hat die Episode den Fokus mehr auf die Opfer statt auf den Täter gelegt. Hier wäre eine Balance wohl etwas geschickter gewesen, weil die angedeuteten Details über Stommer, die Ruby erwähnt hat, so nicht näher psychologisch erklärt wurden. Aber die Reise von Madison und von Ruby im Vergleich war auch ein wichtiges Element, gerade weil man den Unterschied zwischen ihnen so gravierend gesehen hat, gerade weil Madison so lange in Stommers Fängen war und einmal auf 180° gewaschen worden ist.

Fazit

Die diesmal verbesserte Episode basiert auf einem soliden Fall mit interessanten Einblicken sowie den kleineren Momenten, die zur Unterhaltung beigetragen haben. In einem größeren Kontext bleibt aber die Kritik erhalten, dass die verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkte nicht so zielführend wie der Großteil der sonstigen dritten Staffel wirken.

Lena Donth - myFanbase

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