Bewertung

Review: #3.18 Stille Helden

Der Endspurt der dritten Staffel von "Chicago P.D." wird so langsam eingeläutet und ausgerechnet jetzt nimmt sich die Serie in dem Sinne eine Auszeit, dass diese Folge in allen Bereichen was versucht, aber absolut nichts gewonnen hat.

Gemäß des deutschen Episodentitels mit den 'stillen Helden' fand ich die Grundidee eigentlich gut. Denn es ist absolut richtig, dass es die für jeden sichtbaren Helden gibt und die, die im Stillen alles zusammenhalten und ohne die tatsächlich alles zusammenklappen würde. So ein Frauenhaus zu führen und tagtäglich in das Leid von Frauen zu blicken, die durch das System nicht genug vor ihren Männern geschützt werden, das darf keine einfache Aufgabe sein. Hier haben wir mit Jess auch eine Frau, die das Schicksal selbst erlitten hat und deswegen entschieden hat, dass sie anderen helfen will. Eine absolute Heldin! Nur leider hat sie in der Episode eigentlich nicht die Rolle gespielt, die man erwartet hätte. Gerade angesichts der Tatsache, dass die Thematik für Erin Lindsay sehr persönlich war, hätte man aus den beiden zusammen etwas Größeres schreiben können. So ging aber sie unter und Erins persönliche Empfindungen fast ebenfalls. Nachdem Hank Voight schon früh zu ihr meinte, dass sie nicht mit nach draußen darf, weil sie erst runterkochen muss, hatte ich eigentlich vermutet, dass es eine größere Erin-Episode wird. In der Rückbetrachtung würde ich das so aber nicht sehen. Ja, sie hat sehr mit Jess gefühlt und deswegen auch den zwischenzeitlichen Verdacht gegen Val sehr persönlich genommen, aber es war eher eine kleine Nebenbaustelle.

Dementsprechend nachträglich eingefügt wirkte auch Erins Geständnis an Jay Halstead. Gerade weil wir in der Episode davor schon keinen richtigen Eindruck vom aktuellen Stand ihrer Beziehung bekommen habe, war das jetzt hier nicht hilfreicher. Die ganze Szene in der Bar wirkte seltsam erzwungen und blieb dann mit dem schwarz werdenden Bildschirm in der Luft schwebend. Dass Erin und ihre Mutter Barbara 'Bunny' Fletcher kurzfristig in einem Frauenhaus waren, war zwar als Info neu, aber wenn man schon ein wenig von den beiden Frauen mitbekommen hat, dann kommt es nicht überraschend. Aber ich habe den Mehrwert nicht gesehen, auch weil es als emotionale Annäherung zwischen Erin und Jay untergegangen ist. So haben wir am Ende ein weiteres Beispiel für eine stille Heldin gehabt, die wir aber gar nicht persönlich kennenlernen. Damit wird die Wirkung verfehlt.

Der Fall an sich erschien mir in der Gesamtbetrachtung auch eher lieblos geschrieben. Auch wenn es einige Wendungen gab, so erscheinen mir dieser aber auch eher großzügig unlogisch bzw. lückenhaft. Denn eindeutig geklärt wurde nicht, wie Martin Ainge die Info mit dem Frauenhaus bekommen hat. Er wird seine rechte Hand sicherlich als Verfolgung hinterhergeschickt haben, aber das ist nur eine Vermutung ins Blaue und ich finde es schade, wenn essenzielle Fakten nicht auf den Tisch kommen, entweder weil man sie aus den Augen verloren hat oder weil man sie einfach aus der fertigen Episode herausgeschnitten hat. Dazu wurde die Folge für ein Schaulaufen von Hank genutzt. Nachdem sich Ainge geschickt aus allem herausgewunden hat, hat er ihn aber nicht einfach davonkommen lassen, sondern ihm mit seiner Art eine ganz schöne Ansage gemacht. Da wird Hank so in Action schon länger nicht mehr gesehen haben, wirkt das für uns Zuschauerschaft eher wie hohle Luft, aber es war doch zu sehen, dass es für Ainge sehr akut war. So wird man die schwarzen Schafe der Stadt auch los…

Zuletzt hatte die Episode dann noch das kleine Nebenthema von Kim Burgess und Sean Roman. Nachdem Adam Ruzek mit seiner Eifersucht den Gedanken eröffnet hat, dass aus den beiden mehr werden könnte, wird an dieser Theorie ordentlich geschraubt. Ich lasse diesen Teil noch sehr entspannt auf mich zukommen, aber was ich nicht entspannt auf mich zukommen lasse, das sind lustlose Geschichten. Die Idee mit dem Betrug in Dating-Apps klang zunächst doch sehr interessant, aber wie zäh, einfach und inspirationslos das über die Bühne gebracht wurde, schrecklich. Man hat richtig gemerkt, dass auch die üblichen Zutaten, die eher mit den Streifenpolizisten verknüpft sind, nicht strahlen konnte. Trudy Platt war viel zu zahm. Die Ermittlung war so schnell gelöst, warum sind die beiden nicht schon längst selbst Sergeants? Und dann war eigentlich ersichtlich, dass es nur darum ging, ein bisschen private Gespräche zu erzeugen. Nur Überraschung: Dafür braucht es doch keine Ermittlung ohne Pfiff. Man hätte tausend andere Ideen haben können, um genau das Endergebnis zu erreichen, dass Sean Kim ins Theater begleitet. Sie sah fantastisch aus, da hat die Garderobe echt gezaubert. Das ist was Kleines für die Haben-Seite. Ansonsten leider alles etwas langweilig.

Fazit

Diesmal ist einfach unglücklich alles zusammengekommen. Sowohl der Fall an sich, die Botschaft, die vermittelt werden sollte, Erins Involvierung als dann die Annäherung von Kim und Sean, alles hatte keinen Esprit und so kommt eine Folge zustande, die man ersatzlos hätte streichen können.

Lena Donth – myFanbase

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