Bewertung

Review: #3.17 Doppeltes Spiel

Es war abzusehen, dass "Chicago P.D." sich Jay Halsteads Nebenjob noch einmal zur Vorlage nehmen würde. Das war schließlich bei Sean Roman und Antonio Dawson schon sehr ähnlich. Ich war auch sehr gespannt, weil diese dritte Staffel bislang nicht die von Jay war. Zudem ist ja auch Greg 'Mouse' Gerwitz bei Brianna Logan beschäftigt, so dass gleich Gedanken kamen, die gemeinsame Vergangenheit der beiden weiter zu ergründen. In diesem Sinne kam es doch etwas anders als gedacht.

Zunächst hat sich meine Vermutung bewahrheitet, dass der bereits vorgestellte Terry eine größere Rolle noch spielen wird. Ich war nur nicht sicher, ob so, wie es letztlich gekommen ist, oder weil er selbst Dreck am Stecken hatte. So ist Terry bereits früh zu Beginn der Episode gestorben und das hat durch die Involvierung seiner Frau Lissa und des ungeborenen Babys eine echte Tragik entwickelt. Die Folge hat sich dann auch bemüht, das Bild eines Mannes zu zeichnen, den wir selbst nie so richtig kennengelernt haben. Dabei wurden dann auch schnell große Parallelen zu Jay offensichtlich. Dass sie beide eine Militärvergangenheit haben und zu kämpfen hatten, wird sicherlich Jays verbissenen Ehrgeiz in der Ermittlung nochmal befeuert haben. Denn unterm Strich war der schiefgelaufene Geldtransport damit eine Erinnerung an eine gemeinsame Mission, in der Brüder oder Schwestern zurückgeblieben sind. Hier hat es nun Terry nicht geschafft und das eigentlich zuhause: da, wo es sicher ist.

Man sieht also, die Militärvergangenheit war inhaltlich sehr dominant, weswegen ich es umgedreht einfach schade fand, dass die Szenen mit Mouse auf einem Minimum blieben. Ein kurzer Austausch beim Abhören eines Telefons und dann eine Szene mit Dr. Ethan Choi in der Bar. Auch wenn Ethan die ideale inhaltliche Ergänzung war, aber es hätte für mich an dieser Szene mehr Sinn ergeben, wenn es privater geblieben wäre. Auch wenn Ethan sicherlich viele erlebte Aspekte mit ihnen teilt, aber er hat nicht in ihrer Einheit gedient und ist damit doch auch wieder ein Außenstehender. Hier merkt man dann insgesamt, dass gewisse Prozesse einfach sehr gezogen werden, als hätte man alle Zeit der Welt. Es war im Kern auch Jays Episode, das war okay, aber es hätte den Wert der Folge nicht geschmälert, auch Mouse da besser einzubinden. Zumal er nebenberuflich für Brianna tätig auch keine Rolle gespielt hat. Das Potenzial wurde also zu maximal 60 Prozent ausgeschöpft.

Kommen wir also wieder zurück zu Jay, der neben den Erinnerungen an die Vergangenheit, die nicht hochkommen sollen, auch noch an anderen Fronten zu kämpfen hat. Eine davon ist Brianna gewesen. Am Ende der Episode bleibt ein wenig offen, ob sie nochmal eine Rolle spielen wird. Auch wenn sie zu keinem Zeitpunkt eine Verdächtige war und sich auch sehr um Terrys Familie gekümmert hat, aber sie hatte eine seltsame Aura. Es war in jedem Fall offensichtlich, dass sie an Jay interessiert war. Auch wenn sie auf seine Abwehrhaltung hin immer so getan hat, als wäre das überinterpretiert, aber wenn die Aussagen von ihren Ex stimmen, dann hat sie mehr als deutlich gemacht, dass sie mit Jay nur ein Ziel hatte. Wenn man nun also diese Ausgangslage bedenkt, dann war es ebenfalls überraschend, dass Erin Lindsay in der Episode keine große Rolle gespielt hat. Nachdem sie Brianna bei ihrem ersten Treffen kritisch beäugt hatte, wäre ja zuzutrauen gewesen, hier eine kleine Eifersuchtsgeschichte draus zu machen. Das war nicht so. Stattdessen wirkte es eher so, als hätte sie das von weiter weg nach dem Motto beobachtet, wie verzweifelt Brianna sich doch aufführt. Das steht natürlich für Vertrauen, was eigentlich ein positives Signal ist, aber umgekehrt hat Jay auch erst zum Schluss klar gesagt, dass wer auf ihn wartet. Da er sich danach auch erstmal mit Mouse und Ethan getroffen hat, bleibt sogar noch offen, wie er das eigentlich gemeint hat. Ein starkes Bekenntnis zu Erin habe ich verbal nicht vernommen. Das macht es hier also auch etwas seltsam. Letztlich hat Jay den Job bei Brianna auch nicht niedergelegt, weil sie ihm zu aufdringlich wurde, sondern weil ihn die Aufgabe dort zu sehr an ein Kapitel seiner Vergangenheit erinnert hat, was er nicht aufwühlen will.

Die andere Front war dann Hank Voight. Ganz passend zum Thema Erin, war er es dann auch, der Jay sehr offensiv gefragt hat, ob er etwas mit Brianna hat. So hat er sich aufgespielt, wo Erin es ziemlich egal schien. Dennoch war Hanks Skepsis angesichts Jays Zustand für die Ermittlung berechtigt. Er hat sich schließlich schnell in eine Spur verbissen und dabei kaum noch zugelassen, dass es auch anders hätte sein können. Die Ermittlung an sich war hier auch nicht so spannend, da waren die Nebenschauplätze doch besser. Aber es ist eine überraschende Wendung hinbekommen worden, also insgesamt noch zufriedenstellend. Da Jay dann mit dem Haupttäter auch alleine war, kam genau der Punkt, den die Unit-Mitglieder immer beweisen müssen. Gehen sie noch den einen Schritt weiter oder nicht? Jay hat es gelassen und deswegen war es hier fast noch romantischer, wie Hank Jay vermittelt hat, dass er ihn in der Unit nicht missen möchte. Da Erin oft zwischen ihnen steht, ist das tatsächlich fast eine Liebeserklärung. Am Ende muss ich auch loben, dass Jays Verletzlichkeit noch Raum gegeben wurde. Es passte in die gesamte Episode, dass er sich nicht in der Gegenwart anderer öffnen konnte. Das muss als nächster Schritt kommen, aber es war auch schon gut, dass er es überhaupt rausgelassen hat und es war sehr gut gespielt!

Ziemlich lächerlich waren dann die Andeutungen zu Adam Ruzeks Eifersüchteleien. Auch wenn es indirekt immer im Raum stand, dass Sean schon mehrfach Beziehungen mit seinen beruflichen Partnerinnen geführt hat, ist ein lachender Austausch nicht sofort als romantische Verwicklung zu sehen. Da hat man richtig den Steinzeitmenschen gemerkt, der sich sagt, was ich nicht haben will, darf aber auch kein anderer haben. Er macht sich damit auch wirklich lächerlich, zumal er Kim Burgess' Vorwürfe bis heute nicht entkräftet hat, was schon andeutet, dass sie doch wahr sind. Aber wenn er sich ihr im Sinne einer gemeinsamen Zukunft nicht verpflichten kann, dann hat er auch kein recht, ihr ihre Zukunft zu verwehren. Zumal das Argument, dass Kim schnell weitermachen würde, keine Hand und kein Fuß hatte. Dementsprechend treffsicher kam die Ansage von Alvin Olinsky daher, der ihn daran erinnert, dass er sich auf privater Ebene so beeinflussen lässt, dass er im Job zunehmend schlingert. Dazu passend: Was ist eigentlich mit Alvin gerade privat los? Denn da er selbst das Privatleben selten priorisiert hat, passt die Einstellung natürlich zu ihm, wirft aber Fragen auf, was gerade mit Michelle und Ehefrau und Tochter los ist?! Da ist "Chicago P.D." schon bemüht, sich immer inhaltlich breit aufzustellen, da dürfen solche Themen eigentlich nicht hinten über fallen.

Fazit

Es war insgesamt gut, mal wieder eine auf Jay Halstead fokussierte Episode zu haben, aber sie war nicht so stark, wie ich sie mir erhofft habe. Während es zu seinem Innenleben ein gutes Update war, so hätten Mouse (und auch Erin) eine größere Rolle spielen können. Es schwankte so insgesamt zwischen interessanten, überflüssigen und irritierenden Momenten.

Lena Donth – myFanbase

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