Review: #3.20 Ausgesetzt
Nachdem wir in dieser dritten Staffel schon auffällig viel von Hank Voights vergangenem Seelenschmerz erfahren haben, wird diesmal ein neues Kapitel hinzugefügt. Gleichzeitig lässt es uns erahnen, dass Sohnemann Justin bald wieder für Chaos sorgen wird.
Fangen wir mit dem Teil an, der am schnellsten abzuhaken ist. Nach dem ersten Kuss zwischen Kim Burgess und Sean Roman folgt nun auch der erste gemeinsame Sex. Es ist noch immer etwas schwierig, sich vollauf darauf einzulassen, aber es wird nicht schlecht gemacht. Die beiden sind jetzt schon einige Schichten Partner und es war schon öfters offensichtlich, dass sie sehr unterschiedliche Leitmotive für ihren Job haben. Kim lässt sich durch das Herz leiten und Sean durch den Kopf, wobei ich nicht glaube, dass das immer schon so war. Wir haben nun doch schon live und aus Erzählungen mitbekommen, dass Sean einiges hinter sich hat und dadurch wohl auch gezeichnet wurde. Dementsprechend versucht er oft eine klare Trennlinie zu haben, aber das ist nicht leicht. Deswegen fand ich es schön, dass er in dieser speziellen Episode Kim nicht vorgeworfen hat, wie sie mit dem kleinen gefundenen Mädchen, das ums Leben gekämpft hat, mitgelitten hat. Sie war ohnehin die Kanalisation von uns allen, weil wir alle sehen wollte, dass die Kleine es schafft und Kims Erleichterung war für uns alle. Aber in diese Stimmung hinein passte es dann gut, dass es bei der noch recht jungen Paarung dann überkochte.
Der Fall an sich war einer der emotionalsten, aber auch inhaltlich stärksten dieser Staffel. Wenig überraschend war mal wieder ein Kind involviert und im Grunde ja sogar zwei. Was war das schon für ein Schock, als Hank die Reisetasche aufmacht und dort die vermeintliche Babyleiche entdeckt, ehe dann im Krankenhaus festgestellt wird, dass wegen der Unterkühlung die Körperfunktionen nahezu vollständig runtergefahren worden sind. Das war die emotionale Sachlage. Kims Involvierung war schon angesprochen, aber auch Hank war sichtlich berührt und durch die Tat angetrieben, den Verantwortlichen zu finden. Uns wurden dabei gleich einige Verdächtigen geboten. Einmal die Meyers, deren Tochter Tana das Baby minderjährig zur Welt gebracht hat, und die es nicht haben wollten. Dann die illegale Einwanderin Mariela, die als Hebamme tätig ist und das Baby vermitteln wollte und dazu auch noch die Flynns, die unbedingt ein Kind für sich wollten. Nachdem wir früh schon den Babyvater Trey Butler ausgeschlossen hatten, war irgendwo in dem Dreiergespann der Täter zu suchen. Es war schon alles sehr verworren und alle hätten reintheoretisch etwas zum Vertuschen gehabt. Am wahrscheinlichsten waren die Flynns, aber gleichzeitig war ihre Sehnsucht nach einem Baby greifbar, warum also sollten sie es gleich wieder aussetzen? Die letztliche Auflösung mit Max, der nicht wusste, was er tut, das war schon herzzerreißend. Er war wahrscheinlich auch so aufgeregt, endlich das ersehnte Geschwisterkind zu haben und bei seiner Faszination für die Astronomie hat er es mit ihr dann ausgelebt und einfach nicht gemerkt, wie sie immer mehr erfroren ist. Echt tragisch, aber eigentlich auch mal wieder gut, dass es ein Fall war, bei dem man nicht in seelische Abgründe geguckt hat. Nicht alles Schlimme in der Welt passiert aus böser Intention heraus.
Hank wiederum fühlt mit den Flynns, weil er und Camille ebenfalls einige Fehlgeburten ertragen mussten. Er hat zwar den Schwerpunkt mehr darauf gelenkt, wie es für seine Frau war und wie sehr sie darunter gelitten hat. Wenn man dann aber bedenkt, wie emotional er in der Ermittlung reagiert hat, dann hat ihn das damals genauso hart getroffen. Man betrachtet solche Verluste sicherlich auch nochmal anders, wenn dann die Ehefrau selbst auch noch tragisch versterben musste, weil unweigerlich die Frage aufkommt, musste das sein, wenn anschließend noch mehr kam? Aber der gesamte Komplex ist nicht rational zu klären, muss aber auch nicht. Aber solche Fälle kehren das Innere automatisch nach draußen. In diesem Sinne ist es schon auffällig, wie sehr die dritte Staffel immer weitere Kapitel aus der gemeinsamen Geschichte des Ehepaares Voight hinzufügt. Auch wenn all die Ereignisse, die ursprünglich in "Chicago Fire" angestoßen wurden und Hank als Bösewicht inszeniert haben, nun schon länger zurückliegen, aber es wird ein Versuch sein, dieser komplexen Persönlichkeit Schichten zu geben, die man damals gar nicht erahnen konnte.
Hanks Antrieb war neben Camille immer auch Sohnemann Justin, der in dieser Staffel bislang noch keine große Rolle gespielt hat. Wir haben aber dennoch Einblicke bekommen, dass er sein Leben scheinbar im Griff hat, weil er vor allem durch Partnerin Olive Morgan und das gemeinsame Kind geerdet wurde. Man kann sich angesichts der ganzen kleinen Kapitel zu einem jungen Hank gut vorstellen, dass der Apfel da nicht weit vom Stamm gefallen ist, weil beide offenbar erst lernen mussten, was Halt im Leben bedeutet. Gleichzeitig aber bekommen wir doch starke Andeutungen, dass Justin bald ein neues Kapitel aufschlagen könnte, das ihn eben doch noch nicht als gereiften Mann zeigt. Auch wenn Hank sich am Anfang der Episode noch so lobend äußern durfte, so erhält er gleichzeitig die Info, dass er von einem Besuch von Justin in Chicago nichts erfahren hat. Als Hank Olive beim gemeinsamen Abendessen darauf angesprochen hat, da wirkte sie auch sichtbar angespannt. Das war kein Hinweis darauf, dass Hank sich darüber keine Gedanken machen muss, eher im Gegenteil. Also bleibt nun spannend offen, warum Justin in der Stadt war und was sich daraus für uns entwickelt.
Fazit
Mir hat die "Chicago P.D."-Episode insgesamt sehr gut gefallen. Der Fall war emotional und im Endergebnis auch eher ungewöhnlich angelegt, weil es an Tragik kaum zu überbieten war. Dazu gibt es Andeutungen zu Justin, die sicherlich noch zu etwas führen werden. Letztlich haben wir dann noch Kim und Sean, die sich weiter annähern und das langsam und nachvollziehbar. Hier gibt es also wirklich nichts zu meckern.
Lena Donth – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: In a Duffel BagErstausstrahlung (US): 04.05.2016
Erstausstrahlung (DE): 01.06.2018
Regie: Nick Gomez
Drehbuch: Jamie Pachino
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