Review: #3.21 Gerechtigkeit
Willkommen zum Backdoor-Pilot vom späteren "Chicago Justice"! Nachdem schon die Feuerwehrleute, die Polizei und das Krankenhauspersonal auf uns losgelassen wurden, folgt nun auch noch das juristische System. Es ist eine logische Konsequenz, für das so gut funktionierende Franchise ein weiteres Spin-Off zu entwickeln und es dann auch in "Chicago P.D." vorzustellen, denn Polizei und Gerichtswesen gehen am ehesten Hand in Hand. Aber auch so ist sichtbar daran gearbeitet worden, gleich Verbindungen aufzuzeigen, damit wir als Fans richtig Lust bekommen. Hat das denn auch funktioniert?
Die Episode war echt voll von Eindrücken, fangen wir daher erstmal nur mit dem Teil an, der "Chicago P.D." im Kern trifft. Die Beziehung von Kim Burgess und Sean Roman ist nun offiziell, nachdem die beiden von Kameras aufgenommen wurden, wie sie eindeutig über eine berufliche Beziehung hinaus miteinander interagiert haben. Aber so oder so war es ein Schock, das so ein kleiner intimer Moment durch so eine erschreckende Tat unterbrochen wurde. Generell war diese Anfangsszene sehr spannend gestaltet und hat Marina Squerciati wieder genau das Material gegeben, womit sie zu glänzen weiß. Diese absolute Panik, dann der Schalter, der umgelegt wird, um aus ihr eine knallhart agierende Polizistin zu machen und dann im Nachklang diese ganze Palette an Gefühlen. Natürlich wurde auch Adam Ruzek mal wieder mehr ins Rampenlicht gebracht. Das erinnerte im Kern wieder daran, was die beiden als Paar mal ausgemacht hat. Er war immer schon sehr besorgt um sie und es schwankte immer ein wenig zwischen ehrlicher Sorge und vielleicht mangelndem Zutrauen. Aber hier hat man deutlich gemerkt, dass er ihre berufliche Leistung respektiert hat und dennoch wusste, wer Kim als Mensch ist und dass sie zu leiden hat. Aber durch die Verhandlung hat Adam nun bestätigt bekommen, dass seine Befürchtungen sich bewahrheitet haben. Mehr erfahren wir in dieser Episode dazu nicht, aber es war dennoch auffällig, dass dieses unausgesprochene Ausgesprochene zwischen den Ex-Partnern dominanter als Kim und Sean als neue Paarung waren. Allgemein war in dieser vollgepackten Episode auch nicht so viel Raum, um richtig Sorge um Sean zu erzeugen. Aber für Kim war es eine tolle Episode, speziell auch in den Momenten, in denen man Hank Voight und Trudy Platt angemerkt hat, wie sehr es sie belastet hat, Kim in dieser Verteidigungsposition zu sehen.
Allgemein wurde auch die Thematik des Falls sehr clever gewählt. In einer Zeit, in der Polizeigewalt immer wieder mit traurigen Beispielen in den Medien landet, passt die Gestaltung der Ermittlung genau in das Spannungsfeld, was man auch von Missbrauchsfällen kennt. Es gibt die tatsächlichen Opfer und es gibt die, die den Hype darum für ihre Agenda ausnutzen, wie auch immer die aussehen mag. Genau darein ist Kim gerutscht, die nach der Verletzung von Sean dem Täter hinterhereilt und abdrücken muss, als sie die Waffe bei ihm in der Hand sieht. Doch danach haben wir Michael Vince Ellis, der angibt, dass er jemanden hat weglaufen sehen und dass er nur zufällig recht ähnliche Kleidung wie der andere getragen hat. Chicago ist danach in Aufruhr, denn in erster Linie erscheint es wie ein neuerlicher Fall von Polizeigewalt. Auch wenn Kim sich im Hergang sehr sicher ist, aber nachdem sie selbst angesprochen hat, dass damit gespielt wird, sich gleich anzuziehen, hat sie auch das Feld für ihre Angreifbarkeit eröffnet. Es war dann auch zusätzlich interessant, dass Kevin Atwater eine kleinere Rolle hatte, in dem Sinne, dass er sich die Wut der Protestler auf sich zieht und damit irgendwie zwischen den Stühlen steht, weil er als Schwarzer Bruder oder als Blauer Polizist gefragt ist. Umgekehrt hat man mit dem Chef der Staatsanwaltschaft, Mark Jefferies, ebenfalls einen Schwarzen Mann, der um die Brisanz weiß. Auch wenn Ellis letztlich tatsächlich selbst der Schütze war und seine Motivation tatsächlich aus Polizeigewalt herrührte, so war seine Tat aber dennoch völlig ungerechtfertigt und er wollte bewusst die Stimmung nutzen. Da wären wir wieder bei den Trittbrettfahrern mit eigener Agenda. Auch wenn man für Ellis' Gefühle durchaus Verständnis aufbringen kann, aber er hat dennoch den tatsächlichen Opfern keinen Ehrendienst erwiesen.
Für einen ersten Einblick darin, wie so ein Ableger im Gerichtswesen aussehen kann, fand ich es im Endeffekt auch clever, dass es kein Fall mit klaren Rollen gab. Da passte dann auch der Episodentitel mit 'Gerechtigkeit / Justice' sehr gut, weil es darum gehen wird, die Komplexität und Ambivalenz dieses Begriffs darzustellen. Es gibt keine klare 'Gerechtigkeit', weil sie für jeden anders aussieht. Hier wird es so gestaltet, dass das Geschworenengericht so lange tagt, dass beide Seiten, sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft unsicher sind, wie das Ergebnis wohl ist. Denn Ellis' Schuld ist nicht eindeutig belegt worden, weswegen letztlich ein Deal ausgehandelt wird. Das mag sich als Zuschauer, der sich mit Kim schon jahrelang identifiziert, unbefriedigend anfühlen, aber es war für mich dennoch ein passendes Statement. Ein solches Statement soll ja auch keine Version davon werden, dass immer die vermeintlich Guten gewinnen.
Was ist nun zu neuen Figuren zu sagen, die wir kennenlernen? Peter Stone ist sicherlich die dominanteste Rolle und bei ihm wurde eine Verbindung zu Hank gewählt, indem er der Staatsanwalt ist, der ihn einst hinter Gitter gebracht hat. Eine sicherlich clevere Idee und auch eine, die ganz gut zu dem Hank passt, wie wir ihn in Staffel 3 erleben. Er hat seine Fehler auf eine Art überwunden, weswegen seine Zusammenarbeit mit Peter auch absolut professionell und ohne Hintergedanken war. Hank hat sogar ein bisschen damit gespielt, indem er in Peter etwas angefacht hat, damit er so agiert hat, wie er ihn einst hinter Gittern gebracht hat. Ein paar Spitzen hier, ein paar Spitzen dort, aber es war klar, Hank weiß selbst, dass er die Strafe verdient hatte und er weiß, dass Peter seinen Job in seinem Verständnis macht. Und wir sehen schon sehr deutlich, wie Peter seine Berufung versteht. Er ist hart, aber er ist auch weich. Auch wenn er letztlich Ellis angeklagt hat, aber er war doch auch wegen diverser Beweise Kim auf der Spur. Er wollte sichtbar nicht, dass sie einen Fehler gemacht hat, aber in dem Sinne hat er immer nach den Gründen dahinter gesucht, als einfach zu verurteilen. Wie oft erleben wir nicht auch Staatsanwälte, die nur auf Quoten schauen, nicht auf die Fälle konkret. Peter ist eindeutig nicht so ein Typus und das ist doch eine gute Voraussetzung.
Ansonsten haben wir den angesprochenen Mark Jefferies als Oberboss, der einen Eindruck wie Chief Boden hinterlässt. Er ist eine ruhige Persönlichkeit, aber auch eine, bei der wenige Worte sofort eine Stahlkraft haben. Bei den anderen Figuren ist es noch etwas schwieriger. Dawn Harper als Anwaltsgehilfin, Laura Nagel und Daren Okada als Ermittler sind vor allem in ihren Funktionen erstmal wichtig, persönlich erfahren wir zu ihnen aber nichts. Auch Shambala als Verteidigerin tritt dominanter auf, aber es darf bezweifelt werden, dass sie eine Hauptrolle werden könnte, weil man vor Gericht schließlich nicht ständig gegen dieselbe Strafverteidigerin antritt. Also wer weiß, wie sich das alles entwickelt. Unter Strich ist aber ersichtlich, dass dieses Spin-Off eine absolut logische Konsequenz ist. Es wurde deutlich gezeigt, wo das Konzept ansitzt und welche Botschaften es vermitteln will. Alles andere kann dann tatsächlich nur die eigenständig bestellte Serie erklären.
Fazit
"Chicago P.D." hat auf der Zielgeraden der dritten Staffel noch Raum für die Vorstellung von "Chicago Justice" gelassen, ohne dabei aber völlig zurückzutreten. Der Angriff auf Kim und Sean und wie sich daraus eine Ermittlung entwickelt hat, das war eine clevere Wahl, die sowohl gesellschaftspolitisch, aber auch für die Serie selbst was angestoßen hat. Das neue Personal wiederum hat Peter Stone als Frontman, der durchaus Lust auf mehr macht. Die übrigen Rollen bleiben aber noch sehr blass. Das Konzept wird sicherlich funktionieren, aber dann braucht es mehr Persönlichkeit.
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Chicago P.D." ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: JusticeErstausstrahlung (US): 11.05.2016
Erstausstrahlung (DE): 08.06.2018
Regie: Jean de Segonzac
Drehbuch: Michael Brandt, Derek Haas & Matt Olmstead
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