Bewertung

Review: #5.02 Chuck gegen den bärtigen Banditen

Foto: Zachary Levi & Joshua Gomez, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Zachary Levi & Joshua Gomez, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Manchmal hat man es schon nicht leicht, als Reviewer solcher Einzelepisoden, von denen man noch nicht wirklich weiß, wo sie uns hinführen. Ich will meinen Lesern nun wirklich nicht mit Selbstmitleid in den Ohren liegen, aber einerseits muss man ja einen spoilerfreien Einstieg finden (zumindest handhabe ich das so) und andererseits will ich mich auch ein wenig erklären, warum ich nicht so recht weiß, was ich von #5.02 Chuck Versus the Bearded Bandit halten soll. Mein erster Eindruck war jedenfalls ein ziemlich mieser. Es ist wieder einmal so ein Fall von inhaltlichen Elementen, denen ich zwar anmerke, was die guten Absichten dahinter sind, deren Umsetzung aber doch arg zu wünschen übrig lässt.

Vielleicht entwickelt sich diese Dark-Morgan-Storyline ja auch noch demnächst zu einem großen Knaller, und vielleicht muss ich dann in der Retrospektive eingestehen, dass ich im Unrecht war, aber bis dato nervt sie einfach nur. Hat sich eigentlich noch jemand an den unsäglichen, unausgegorenen dritten "Spider-Man"-Film erinnert gefühlt? Ich jedenfalls hatte ständige Anfälle von Déjà-Vu, jedes Mal wenn Morgan wieder zu sehen war und Chuck die Ohren voll jammerte. Klar, es wird sicher alles auf den schlechten Einfluss des Intersects auf Morgans Gehirn und damit wohl auch Persönlichkeit zurückzuführen sein, die Andeutungen mit dem Verlust der Geek-Credibility waren diesbezüglich ja eindeutig. Aber muss einem Morgan denn dabei so auf den Keks gehen? Zumal die Serie so einen guten Job gemacht hatte, aus dem anfangs nervigen Morgan der ersten Staffel einen unterhaltsamen und sympathischen Charakter zu entwickeln, aber hier schafft man es fast innerhalb von 40 Minuten, dies alles wieder zunichte zu machen. So sollte es nicht sein, bisher jedenfalls erweist sich die Morgan-als-Intersect-Geschichte eher als Rohrkrepierer, denn als Bereicherung. Und mal ganz am Rande gefragt, wie oft hat Morgan hier vor Fremden und oft gefährlichen Leuten das Intersect erwähnt? Das kommt ja schon fast an den inflationären Gebrauch des Wortes "Spy" heran, als Chuck diesen Status damals in Staffel 3 anstrebte.

In der Theorie finde ich das Ganze ja sogar ganz ansprechend. Morgan erhält das Intersect und es steigt ihm zu Kopf, er wird überheblich und kennt seine eigenen Grenzen nicht. Dieser Effekt wird zum gewissen Teil automatisch durch das Intersect erzielt, welches er ohne Chucks besondere Fähigkeiten eben nicht so gut verwerten kann wie der. Chuck wird dabei damit konfrontiert, seinem Freund zu helfen, diesen aber gleichzeitig in seine Schranken weisen zu müssen. So weit so gut, aber die Umsetzung der Geschichte auf dem Bildschirm in diesen 40 Minuten war einfach nur dürftig und es hat irgendwie der Ausgleich zu Morgans Nängelei gefehlt. Es fehlt der Aspekt der Geschichte, der uns Mitleid oder Anteilnahme mit ihm haben lässt, im Gegensatz zu den Phasen, in denen man ihn einfach nur mal schütteln und rechts und links schlagen wollte.

Da die Geschichte rund um den abtrünnigen Bearded Bandit so viel Raum in der Episode eingenommen hat und meist auch mit allen anderen Handlungssträngen verwoben war, konnte ich die anderen, teilweise doch gelungenen Aspekte der Folge aber auch nicht wirklich genießen. Der Einstieg von Carrie-Ann Moss als konkurrierende Spionagefirmenbesitzerin Gertrude Verbanski war nämlich wirklich überzeugend. Sie hatte hier aber noch nicht viel zu tun, aber ihre heiße Vergangenheit mit Casey könnte doch vielversprechend werden. Auch die Chemie von Gertrude mit Sarah bei ihrem gemeinsamen Auftritt war klasse und ich verspreche mir von diesem Teil der Handlung in der Zukunft noch Einiges mehr, schließlich muss es ja bald auch mal wieder aufwärts gehen. Positiv hervorheben will ich auch noch die sehr gelungene Kletter-Szene, die mal etwas vollkommen Anderes war und sich somit angenehm von allen bisher gesehenen Actionszenen abgehoben hat.

Auch die Buy-More-Geschichte in dieser Woche war wieder eine der netteren. Wenn diese nicht mit dem Spionageteil interagieren, kommen sie zwar meist nicht über das Prädikat harmlos hinaus, aber ich hoffe ja, dass der kleine Seitenhieb von Big Mike - "I'm so over this Jeffster stuff" - ernst gemeint war und man sich vielleicht mal wieder etwas sinnvolles für die Truppe einfallen lässt. Richtig lahm war hingegen der Fall der Woche, dabei hätte man mit den beiden Gastdarstellern Jeff Fahey und Justin Hartley sicher etwas Aufregendes anfangen können, aber die ganze Geschichte um die beiden Brüder plätscherte so ereignislos vor sich hin und trudelte dann auch nur irgendwie aus, das war für mich einer der schwächsten Fälle dieser Art, die die Serie uns je präsentiert hat. Klar, die einzelnen Spionagemissionen gehörten noch nie zur Stärke von "Chuck", aber so schwach müssen sie dann ja nun auch nicht sein. Zumal man in solchen Episoden, die auf charakterlicher Ebene auch schon problematisch sind, dann noch mehr über die diversen Logiklöcher dieser Missionen nachdenkt. Werfen wir darüber also lieber einen Mantel des Schweigens, sonst kommen wir hier aus dem Negativen gar nicht mehr heraus.

Unterm Strich kann man wirklich nicht viel Gutes über diese Episode sagen, die Morgan-Problematik zieht alles Andere mit in die qualitative Tiefe und ich hoffe nur, man findet schnell eine befriedigende Lösung dafür, die den Charakter nicht vollkommen beschädigt. Denn es wird Zeit, schließlich stehen der Serie nur noch elf Episoden zur Verfügung, sich ordentlich von seinen treuen Fans zu verabschieden.

Cindy Scholz - myFanbase

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