Review: #5.07 Chuck gegen das Weihnachtsmannkostüm

"Chuck" als Serie ist schon lange nicht mehr das, was sie einmal, vor allem in der großartigen zweiten Staffel, war, aber dennoch ist sie eben in der Lage, von Zeit zu Zeit wahnsinnig emotionale und aufregende Episoden zu fabrizieren und aus diesem Grund, und weil ich die Charaktere einfach unheimlich gerne haben, zählt sie trotz ihrer vielen Schwächen immer noch zu meinen Lieblingsshows. Und #5.07 Chuck Versus the Santa Suit ist wieder eine dieser Folgen, die einen 40 Minuten mit angehaltenem Atem dasitzen lassen, zum Lachen bringen und einem einfach das Herz erwärmen. Eine tolle Weihnachtsepisode und ein Highlight an und für sich.

Daniel Shaw als Drahtzieher hinter der großen Verschwörung innerhalb der CIA gegen Chuck und Carmichael Industries macht auf jeden Fall richtig viel Sinn. Und wenn die NBC-Promoabteilung diesen Punkt nicht auch schon zwei Wochen im Voraus verraten hätte, hätte man ihn durchaus auch noch etwas besser genießen können. Aber sei es drum, man muss ja bei NBC schon froh sein, wenn sie überhaupt Werbung für "Chuck" machen. Jedenfalls hat Brandon Routh als Chucks Erzfeind hier genau die richtige Mischung aus Wahnsinn und Bedrohung verströmt. Er war ja in Staffel 3 nicht gerade beliebt bei den Fans und musste einige Kritik einstecken, aber ich persönlich war immer der Meinung, dass er nach seinem Überlaufen zur dunklen Seite der Macht richtig gut funktionierte. Der gute Shaw war immer etwas steif und langweilig, was man aber wohl eher dem unausgegorenen Hintergrund und einigen verpassten Gelegenheiten von Autorenseite vorwerfen muss, nach seiner Transformation in einen Bösewicht hat er sich für mich perfekt ins Gefüge der Serie eingefügt. Bei all der komplizierten Vergangenheit mit Sarah, den Bartowskis und natürlich auch dem Intersect war er geradezu prädestiniert, in der finalen Staffel noch einmal zurück zu kehren. Und es war einerseits wirklich hart mit anzusehen, wie er seine Wut an Sarah ausgelassen hat und ich war da durchaus bei einigen der Prügelszenen hart an der Grenze dessen, was ich mit ansehen konnte. Andererseits war es ein grandioser Moment zu sehen, wie Chuck in allen Belangen zum Mann wird und Shaw mit seinen eigenen Fähigkeiten, ohne Hilfe des Intersects, nur mit Unterstützung von Ellie, besiegt.

Nachdem Chuck in der letzten Folge sich so gegen jede Logik verhielt (was man wirklich nur den Autoren ankreiden kann), ist er hier wieder voll in seinem Element und hat mehr oder weniger die Reise vom Normalo zum Superhelden abgeschlossen. Er ist überdurchschnittlich clever, mutig und bedacht und er tritt seinem Erzfeind ordentlich in den Hintern, das ist durch und durch eine tolle Entwicklung und es war einfach sehr befriedigend mit anzusehen. Auch die Logik hinter Shaws Plan, Deckers Verstrickungen darin und alles was wir bisher wissen, geht für "Chuck"-Verhältnisse doch einigermaßen auf. Da haben wir wirklich schon viel Schlimmeres erlebt und so macht die persönliche Vendetta der CIA gegen Chuck doch wirklich einigermaßen Sinn.

Ein Detail hat mir zudem besonders gefallen, die Tatsache dass man sich hier nicht entschieden hat, Chuck wieder mit einem Intersect auszustatten, sondern eben Shaw dessen Fähigkeiten entzogen hat. Ich war mir während der Konfrontation der beiden anfangs wirklich nicht sicher, was Chucks großer Plan war und habe ein klein wenig befürchtet, dass wir eben zurück zu Chucks Intersectzeiten kehren werden. Denn ich finde, die Serie hat sich darüber hinaus entwickelt und ich bin bisher ganz froh darüber, dass man nicht wieder dort hin will. Warum auch, Chuck legt mittlerweile all die genialen Fähigkeiten wie solch tödliche Agenten wie Sarah und Casey an den Tag, er braucht das Intersect nun wahrlich nicht.

Die Episode hat aber auch deshalb so funktioniert, weil fast alle Charaktere sehr gut eingebunden waren und ihren Teil zum großen Ganzen beigetragen haben. Sarah war zwar dazu verdammt, nahezu die ganze Zeit gefesselt und auf Reaktionen beschränkt zu sein, aber sie wirkte nie wie Shaws armes, weibliches Opfer, sondern wie eine gefährliche Agentin, mit der dieser noch eine Rechnung offen hatte. Caseys wenige Momente, in denen er zeigen konnte, das er einerseits bereit ist, seine Tochter voll an sich heranzulassen (und als er mit dem Bär sprach, kam bei mir doch das ein oder andere Tränchen) und eben ein cleverer Bursche mit schier unmenschlichem Durchhaltevermögen. Auch Morgan, Jeff und Lester haben ihren kleinen, aber wichtigen Part in den Hut geworfen und besonders General Beckman hat so richtig Spaß gemacht. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber seitdem sie nicht mehr direkte Chefin des Teams ist, haben die Autoren eindeutig mehr Aufgaben und damit mehr Facetten für General Beckman zutage gefördert.

Auch in vielen anderen Kleinigkeiten weiß diese Episode zu überzeugen, dass Chuck seine Schwester über den Ernst der Lage einweiht und diese dann letztendlich ein klein wenig Rache an ihrem Vater üben kann. Dass Dinge wie Mary Bartowskis Armband eingebunden sind, ebenso wie die alten Weihnachtselfenkostüme des Buy Mores, aber auch die Bezüge auf das Aufnahmevideo von Evelyn Shaws Tod. Es war einfach alles stimmig und überzeugend, und konnte so seine volle Wirkung auf den Zuschauer entfalten. Natürlich gibt es noch einige Logiklöcher, die man auseinanderpflücken könnte, aber wie ich an solchen Stellen immer sage, wenn das Emotionale funktioniert, ist die Logik egal. Erst wenn es auf Charakterebene Probleme gibt, fangen einen die Logikprobleme an, zu stören.

Am Ende gab es dann noch einen dicken Cliffhanger, wobei ich nach Shaws Bemerkung nicht daran glaube, dass Sarah jemals ein Baby hatte, aber damit beschäftige ich mich dann im Rahmen der nächsten Folge, denn bis auf den Schluss hat das ja mit dieser Folge nicht viel zu tun. Dann werden wir auch sehen, ob das Team wieder zur CIA zurückkehrt, oder nicht. Ich lasse mich davon jetzt erst einmal überraschen.

Cindy Scholz - myFanbase

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