Review: #3.08 Der Weiberfilm
Bevor diese Episode ausgestrahlt wurde, hat uns alle die Hiobsbotschaft erreicht, dass NBC ab Januar (vorerst) keinen Platz für "Community" in seinem Programm mehr hat und die ersten "Save Community"-Innitiativen schossen aus dem Boden. Die haben natürlich in erster Linie dazu aufgerufen, die Serie live anzuschauen um die Quoten in die Höhe zu treiben. Bei der Vorstellung, dass sich vielleicht doch der ein oder andere neue Zuschauer nun dorthin verirrte und nun #3.09 Documentary Filmmaking: Redux als erstes Beispiel einer Episode von "Community" zu sehen bekam, löst bei mir doch einen ganz schönen Lachanfall aus. Denn was bitte sollte man von diesem völligen Wahnsinn halten? Kann man als Neuling überhaupt die vielen Ebenen des Genies, welches sich darunter verbirgt, erkennen? Will man das überhaupt? Ich denke, wir "Community"-Fans müssen uns dann wohl doch damit abfinden, dass die Serie einfach zu oft zu abgedreht ist, um wirklich in den Mainstream durchzubrechen. Und ein klein wenig bin ich auch froh darüber, denn das garantiert, das wir weiter mit solch ambitionierten Episoden wie dieser verwöhnt werden.
Denn #3.09 Documentary Filmmaking Redux ist so viel mehr als 20 Minuten bloße Sitcomunterhaltung. Es ist eine Paradevorstellung für Jim Rash, es ist endlich einmal eine reine Dean Pelton-Folge, die tiefer in diesen Charakter hineinleuchtet, der so zentral für unser geliebtes Greendale ist. Es ist ein Kommentar zum Prozess des Filmedrehens, über den Einfluss der Menschen hinter der Kamera und die Struktur der Geschichte, die so viel ausmachen. Aber in erster Linie ist es eine Liebeserklärung an Greendale und stellvertretend für die Serie als solche, die genau diese Merkmale aufweist, die Luis Guzmán über das College mit seiner Ansprache hervorhebt.
"I get it, you're worse than crazy. You're ashamed of your school. (…) I'm just saying, don't worship the people leaving, worship the people that are here. Worship this place! It changes peoples lives. Look, I love my time here, I got laid like crazy and that was before Boogie Nights 2. This is a special school and you don't deserve to be here."
Das ist der Geist von Greendale und das wir diese Erkenntnis gerade in einer solchen auf den Dean zentrierten Episode haben, ist nur folgerichtig. Denn der wurde nicht von ungefähr zu einer Hauptrolle heraufgestuft, denn umso mehr Greendale einen zentralen Platz im Gefüge der Serie einnimmt, umso wichtiger wird der Dean für diese Konstellation. Dass Jim Rash zudem noch ein äußerst talentierter Mann ist (der übrigens gerade mit seinem Drehbuch zum George Clooney-Film "The Descendants" ernsthaft im Gespräch für eine Oscarnominierung ist), hebt das Ganze dann noch eine Ebene höher. Wir bekommen hier so viele Facetten von ihm zu sehen und er zelebriert all die Momente des Wahnsinns, der Verzweiflung und letztendlich des inneren Friedens so großartig, das wir alle gut verstehen können, warum die Gruppe rund um Jeff ihm dann am Ende doch verzeiht.
Auch für Abed, der wieder einmal stellvertretend für die Macher hinter der Kamera fungiert, war dies eine großartige Folge. "Some flies are too awesome for the wall." und der Prozess, der einerseits den Dean in den Wahnsinn treibt, der aber andererseits Abed zu neuen kreativen Höhenflügen antreibt und ihn letztendlich zum Retter des Tages macht, ist sicher nicht unähnlich dem ganz alltäglichen Wahnsinn, dem die Crew der Serie immer wieder ausgesetzt ist, um die ambitionierten Ideen der Autoren rund um Dan Harmon in die Tat umzusetzen. Neben all diesen tiefgründigen Faktoren, die der Episode solch eine faszinierende zweite Ebene verleihen, ist sie aber vor allem eins: unheimlich witzig. Ich habe mich mehrfach wirklich richtig kaputt gelacht, ob das der herrliche IMDb-Witz zwischen Annie und dem Dean mit Luis Guzmán am Telefon war, oder Pierces Starallüren bezüglich seines eigenen Trailers (und wer hat sich noch gefragt, ob dies nicht auf einer Anekdote aus Chevys Leben beruht?), Annies Abdriften ins Stockholmsyndrom, oder auch Jeffs grandiose Imitation des Deans. Und da habe ich von noch gar nicht von Troys und Brittas urkomischen Umarmungsversuchen angefangen. Neben all den ernsten und nachdenklichen Aspekten der Folge gab es also mal wieder richtig viel zu Lachen.
Außerdem hatten wir wieder einmal eine Geschichte, in der der gesamte Mikrokosmos an Charakteren der Serie eingebaut wird. Da ist Pavel, Abeds ehemaliger Zimmernachbar als dessen Kameraassistent unterwegs, Neil hat die Ehre ein lebendes Buch darzustellen, ebenso wie der gewohnt schrille Garrett in seinem abstruse Green-Screen-Outfit. Leonard darf natürlich auch nicht fehlen und auch Magnitude ist mit von der Partie, einzig Star-Burns fehlt in dieser illustren Runde, aber man hat wieder einmal eine beachtliche Tiefe an Charakteren aufgefahren, die Greendale wie nebenbei bevölkern.
Aber nicht nur dort zeigt man wieder einmal die Liebe zum Detail der Serie, auch mit der Tatsache, dass es sich bei der Unterhose, die der Dean so theatralisch verbrennt, um die von Jeff von seinem legendären Billard-Strip handelt, ist zwar nur ein Easter-Egg für die Hardcore-Fans, aber zeigt doch auch wieder einmal den Respekt, den alle Beteiligten hinter der Kamera für eben jene haben. Und die danken es ihnen mit ihrer bedingungslosen Liebe, wie ich finde völlig zurecht. So viel Liebe zum Detail, so viel Ideenreichtum und Kreativität und so viel Leidenschaft für das Projekt muss einfach belohnt werden, wenn nicht mit überragenden Quoten, dann doch mit unserem Respekt und unserer Bewunderung, und ja, auch Liebe für die Serie spielt hier einfach eine große Rolle. In diesem Sinne: Six seasons and a movie!
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Documentary Filmmaking: ReduxErstausstrahlung (US): 17.11.2011
Erstausstrahlung (DE): 18.06.2013
Regie: Joe Russo
Drehbuch: Megan Ganz
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