Review: #5.03 Grundkurs Gesäßfalten-Münzkunde
Dafür, dass Dan Harmon in zahlreichen Interviews vor dem Start der fünften Staffel gesagt hat, er würde sich momentan nicht allzu sehr auf Konzept-Episoden konzentrieren, hat die erste davon aber nicht sehr lange auf sich warten lassen. Versteht mich nicht falsch, mir war eigentlich klar, dass Dan Harmon einfach nicht anders kann und diese Parodie-Hommage-Hybride zu seinem Gesamtkonzept gehören, wie eben die vielen anderen Details, die "Communitys" Eigenschaften prägen, von daher stört es mich nicht. Aber es war schon ein wenig amüsant zu bemerken, dass wir uns in #5.03 Basic Intergluteal Numismatics in einer Serienkiller-Jagd-Parodie, oder auch einer David-Fincher-Hommage befinden.
Aber wie immer hat das Team hinter "Community", in diesem speziellen Falle Drehbuchautor Erik Sommers und Regisseur Tristram Shapeero, die zahlreichen Vorlagen so gekonnt und mit so viel Liebe zum Detail umgesetzt, dass es ein großer Spaß war, dem Verlauf der Folge zuzuschauen. Ob es nun die zahlreichen Kinofilme eines David Finchers (ich habe Referenzen zu "Sieben", "Zodiac" und "The Social Network" erkannt) oder Filme wie "Roter Drache (daran orientiert sich der Vorspann), die als Vorlage dienen, oder TV-Serien wie "The Killing", "The Bridge" und die unzähligen Crime-Procedurals, die einen Serienkillerplot als staffelübergreifende Handlung haben. Die optische Ästhetik, die Musik, die transportierte Stimmung, man hat hier doch wieder einmal den Nagel absolut auf den Kopf getroffen. Auch die Rollenstereotype, die in solchen Geschichten immer wieder bedient werden, wurden besonders mit Annie als der getriebenen Ermittlerin und Jeff als dem kühlen, bedachten Kopf sehr gut getroffen. Dazu kommen wieder einmal zahlreiche großartig lustige Momente, die die Episode zu einem Riesenspaß gemacht haben.
Aber dennoch kann mich #5.03 Basic Intergluteal Numismatics nicht wirklich in Begeisterungsstürme versetzten, denn leider fehlt zu einer genialen "Community"-Folge die nötige inhaltliche Tiefe. Die besten der Konzept-Episoden hatten etwas Fundamentales über mindestens einen der Charaktere zu erzählen, oftmals sogar über das gesamte Ensemble und die Dynamik dieser Figuren untereinander. Man denke nur an die wunderbaren Abed-zentrierten Episoden #2.19 Mein Essen mit Abed oder #1.21 Die Hühnchen-Mafia. Auch die vielzitierte erste Paintball-Episode #1.23 Last Man Standing war im Kern eine Charakterstudie über die Interaktionen innerhalb der Gruppe. Und dieses wichtige Element fehlte mir hier leider. Zwar hat man versucht den menschlichen Faktor über das komplizierte Verhältnis von Jeff und Annie zueinander aufzubauen, aber damit das ein wirklicher Erfolg werden könnte, müsste man damit doch noch viel tiefer gehen und wahrscheinlich auch dahin, dass sich für diese beiden einmal grundlegend etwas ändert. Mal ganz abgesehen davon, dass sogar ich, die die vierte Staffel nicht gesehen hat, die ständigen Andeutungen zwischen Jeff und Annie, die dann doch nie zu etwas Konkretem führen, leid bin, es war auch einfach absolut nichts Neues, was hier zwischen ihnen passiert ist. Nicht nur uns Zuschauern sollte bewusst sein, dass die sexuelle Anziehung zwischen Jeff und Annie existiert, den beiden Charakteren nach mittlerweile fünf Jahren gemeinsamer Freundschaft doch wohl auch. Ich würde mir wünschen, man würde sich hier einfach mal konsequent für einen Weg entscheiden, entweder man steckt die beiden wirklich einmal zusammen und wartet die sicher darauf folgende Explosion und das Chaos ab. Oder man lässt es einfach bleiben. Dieses alle paar Folgen daran erinnern, um es dann wieder zu begraben, macht doch müde. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass die Beziehung zwischen den Charakteren aufgrund ihrer fundamental verschiedenen Einstellungen zum Leben in Greendale so viel spannender ist, wie es noch #5.02 Introduction to Teaching eindrucksvoll bewiesen hat.
Diese mangelnde Tiefe hält mich davon ab, diese Folge als wirklich großartig zu bezeichnen, dennoch bleibt sehr viel Gutes über sie zu berichten. Da wären Troys Versuche, sein Trauma zu überwinden, und die wunderbar eingearbeiteten Nebencharaktere aus dem Greendale-Universum. Auch Star-Burns' Rückkehr samt Katzenvehikel war herrlich, ebenso wie der abstruse Gag rund um Changs Tarnung. Professor Hickey hat sich wunderbar als Humorlieferant gezeigt, und auch die Rückkehr von Professor Duncan, besonders auch seine seltsame Flirterei mit Britta, hat viel Spaß gemacht. Dazu kommt der gelungen sentimentale Höhepunkt, als wir zusammen mit den Charakteren erfahren, dass Pierce gestorben ist. Auch die Tatsache, dass man den Ass Crack Bandit nie gefasst hat, fand ich sehr gelungen. Vielleicht liege ich mit meiner Interpretation des Schwerpunktes auf Jeff und Annie auch komplett falsch. Vielleicht wollte man hier auch viel mehr den seltsamen Effekt, den der Tod auf das normale Leben ausüben kann, in dem er alles andere plötzlich in totaler Unwichtigkeit dastehen lässt, aufzeigen. Diese Interpretation wird auch von dem offenen, an "Zodiac" angelehnten Ende, gut getragen. Aber dafür hat mir einfach noch etwas gefehlt, das mir diese so wichtige Emotion wirklich näher bringt.
Trotz dieser Schwächen ist #5.03 Basic Intergluteal Numismatics also eine solide Episode von "Community", was nach dem Debakel in Staffel 4 ja durchaus ein großer Erfolg ist, auch wenn noch Luft nach oben bleibt. Wobei ich die Tatsache, dass man "Community" schon in der dritten Folge der neuen Ära wieder ohne Skrupel an den eigenen, sehr hoch angesetzten Maßstäben der ersten drei Staffeln misst, als sehr gutes Zeichen und durchaus auch Kompliment ansehe.
Randnotizen
- Abeds Monolog über den Trend, alle Detektive irgendwie durch eine Störung, irgendwo auf dem autistischen Spektrum zu übersinnlichen Ermittlern zu machen, war köstlich ("I see a man, using a social disorder as a procedural device…W-w-wait. I see another man...Mildly autistic super-detectives everywhere: Basic cable...Broadcast networks...Pain... Painful writing! It hurts."). Und später löscht der Gute dann derartige Serien von seinem Festplattenrekorder.
- Eines meiner persönlichen Highlights war es, als Shirleys Jungs ausgerechnet eine Version von Radioheads "Creep" singen, die damals den Trailer von "The Social Network" untermalt hat.
- Der Regen! Ununterbrochen!!
- Und als letzte Worte bietet sich Neils Abschied an Pierce an: "If you're listening, Pierce, you were a helluva D&D player. It's time to level up."
Cindy Scholz - myFanbase
Die Serie "Community" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Basic Intergluteal NumismaticsErstausstrahlung (US): 09.01.2014
Erstausstrahlung (DE): 16.11.2014
Regie: Tristam Shapeero
Drehbuch: Erik Sommers
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