Review Staffel 1 - "It's the Greendale Way"

Es fällt mir ungewohnt schwer, objektive Kritik an "Community" zu üben. Die Serie hat es in der TV-Season 2009/2010 nach einem verhaltenen Start geschafft, sich mit voller Wucht in mein Herz zu spielen und nun ist es soweit, dass ich mich immer selbst davon abhalten muss, persönlich beleidigt zu sein, wenn wieder einmal jemand die Aussage trifft: "Community? Fand ich jetzt ja eher lahm." Die Sitcom gehört mittlerweile zu meinen absoluten Lieblingen und deshalb setzt nun einmal an erster Stelle immer der automatische Verteidigungsreflex ein, sollte jemand Kritik an ihr üben.
"It ist Greendale. We can do whatever we want!"
Aber warum liebe ich die Serie rund um die bunt gemischte Spanischlerngruppe am Greendale Community College so? Was macht sie zu etwas ganz besonderem, was sie aus der Menge der lustigen, aber austauschbaren Sitcoms herausstechen lässt? Diese Fragen lassen sich in erster Linie damit beantworten, dass die Charaktere einfach wahnsinnig liebenswert und schräg sind und "Community" an sich einen Charme verströmt, der einen völlig für sich einnimmt. Und auch wenn es an der ersten Staffel der Serie sicherlich einiges auszusetzen gibt, gelingt es ihr, die Fehler durch die Fähigkeit, aus ihnen zu lernen, wieder wettzumachen. Von kreativer Seite aus betrachtet, hatte "Community" sicherlich keinen perfekten Start. Man benötigte als Zuschauer doch einige Zeit, um in die Serie herein zu finden, die Charaktere und deren Macken und Ticks einschätzen zu können, hat es dann aber einmal Klick gemacht, kann man den herrlichen schrägen Humor voller popkultureller Anspielungen so richtig genießen. Und man merkt der Serie an, dass auch hinter den Kulissen erst einmal ausprobiert wurde, was funktioniert und was nicht und man muss den Autoren hoch zu Gute halten, dass sie nicht zwanghaft versuchen, theoretische Pläne umzusetzen, sondern dem Cast und der Geschichte den Raum geben, sich natürlich in unvorhergesehene Richtungen zu entwickeln.
"This is kinda like 'Breakfast Club', right?"
Die größte Stärke der Serie sind die Schauspieler, die zu einem nahezu perfekten Cast zusammengestellt wurden und allen Figuren auf liebenswürdige Art und Weise Leben einhauchen. Joel McHale als der zentraler Punkt der Truppe trifft genau den richtigen Mittelweg zwischen dem überheblichen Arschloch und dessen weichen Kern und beweißt in einigen Situationen, dass er egal ob in emotionalen Momenten oder reiner Slapstick-Komik immer überzeugen kann. Danny Pudi und Donald Glover haben sich hinter und vor der Kamera zu einem kongenialen Duo gefunden, selbst Serienschöpfer Dan Harmon wurde von der Dynamik dieser beiden Darsteller und ihrer Alter Egos Abed und Troy überrascht, war aber klug genug, ihnen den Spielraum für ihre einzigartige Männerfreundschaft auch vor der Kamera zu gewähren. Schnell haben sie den Platz während des Abspanns fest für sich eingenommen und daraus eine kleine "Community"-Tradition etabliert.
Wer Alison Brie aus "Mad Men" kennt, wundert sich sicher nicht darüber, dass sie es versteht, die Männer um den Finger zu wickeln, aber von ihrem komischen Talent und Timing ist man doch ziemlich beeindruckt. Auch Yvette Nicole Brown und Gillian Jacobs verkörpern ihre Rollen sehr überzeugend und Chevy Chase ist als Pierce Hawthorne eben Chevy Chase wie man ihn kennt und liebt. War sein Name im Vorfeld sicherlich der bekannteste, wird er nun doch aber von seinen jüngeren Kollegen überstrahlt. Alle zusammen verkörpern sie diese Gruppe aus Freunden, die unterschiedlicher nicht sein könnten und die sich wieder aller Logik gefunden haben. Die Chemie zwischen den Darstellern überträgt sich dabei auf den Bildschirm und man merkt allen Beteiligten einfach den Spaß an der Sache in jeder Sekunde an.
"To be blunt, Jeff and Britta is no Ross and Rachel. Your chemistry and sexual tension are putting us all on edge, which is ironically, and hear this on every level, you're keeping us from being friends."
Staffel 1 von "Community" ist einfach ein perfektes Beispiel für Humor, der mit den liebenswert-schrägen Figuren lacht und nicht über sie. Dadurch entsteht schnell eine innige Beziehung zwischen Serie und Zuschauer, die über das normale Lustigfinden einer Standard-Sitcom weit hinausgeht. Dabei wird der Witz oftmals über unzählige popkulturelle Anspielungen transportiert, so ist Abed ein TV- und Kinospezialist, der das Leben nach diesen Maßstäben beurteilt und kommentiert und so der Serie die Möglichkeit bietet, sich selbst dementsprechend auf die Schippe zu nehmen. Sei es die in der Prämisse begründete Ähnlichkeit zum "Breakfast Club", die Standard-On-and-Off-Romanze zwischen Jeff und Britta, aktuelle Bezüge zu Serien wie "Lost", "Glee" und "Mad Men" oder ganze Episoden, die als einzige Hommagen an Filme fungieren. Dabei muss man natürlich die Mafiafilmparodie à la "Good Fellas", #1.21 Contemporary American Poultry, und die herausragende Sternstunde und eine der besten Episoden im amerikanischen TV der letzten Season schlechthin, #1.23 Modern Warfare, besonders hervorheben, aber auch kleiner angelegte Parodien über "Feivel dem Mauswanderer", "Ghost – Nachricht von Sam" bis hin zur "Farbe des Geldes" bereichern die Show. Dabei verkommt der Humor aber niemals zum reinen Zitateabliefern, auch ohne die Vorlagen zu kennen und dementsprechend die Referenzen im vollen Umfang zu erfassen, funktioniert die Serie sowohl auf Humorebene als auch auf Charakterebene. Die Handlungen der Figuren sind stets in dessen Wesen begründet und werden nicht zum Zwecke einer Pointe verbogen.
"Knock, knock! Who's there? Cancer. Oh good, come in. I thought it was Britta."
Anfängliche Probleme der Serie, wie zum Beispiel Brittas Charakter, der in den ersten Episoden nicht so recht funktionieren wollte, kann die Serie dank Autoren, die offensichtlich bereit sind, eigene Fehler zu erkennen und daran zu arbeiten, im Laufe der Zeit überwinden. Liegt der Fokus der Serie zunächst noch auf dem Katz und Maus Spiel zwischen Jeff und Britta, legt man den Schwerpunkt doch mit der Zeit auf ganz andere Punkte und ermöglicht so der bis dato etwas profillos wirkenden Britta, ihren eigenen Weg zu finden. Wie man die Probleme bezüglich des ursprünglich wenig witzigen Charakters in einen Wesenszug von ihr und zu einer Stärke sowohl für die Serie als auch die Figur Britta umwandelt, ist beachtlich. Und Jeff und Britta bekommen plötzlich die vielbeschworene Serienchemie, die ihnen anfangs ganz klar abging, wenn sie ein ungewöhnliches Duo aus Freunden auf gleicher Ebene darstellen. Diese Chemie ist aber nichts gegen die, die sich völlig unerwartet für alle Beteiligten zwischen Joel McHale und Alison Brie entwickelt, als Jeff und Annie gemeinsam fürs Debatierteam antreten. Die Autoren werden sich sicher schon das ein oder andere Mal darüber geärgert haben, Annie mit ihren 18 Jahren außerhalb jeglicher realistischen Reichweite für eine Beziehung mit Jeff gelegt zu haben, denn die Funken, die zwischen diesen beiden sprühen sind einfach unbestreitbar. Aber auch wenn man diesen Weg wohl nie vollkommen einschlagen wird, ist es doch ein besonderes Vergnügen, der Serie und den beiden Schauspielern beim Ausloten ihrer Anziehungskraft zuzuschauen.
Fazit
"Community" ist eine Comedy-Serie einfach zum Liebhaben. In der ersten Staffel ist es der Show gelungen, innerhalb des Greendale Community Colleges eine Welt aufzubauen, in der man gerne 22 Minuten pro Woche verbringt, deren Figuren einem unheimlich ans Herz wachsen und die man nicht mehr missen möchte. Mit intelligentem Humor, der trotzdem nicht vor Albernheiten zurückschreckt versteht man es, Unterhaltung erster Klasse abzuliefern. Die sieben Protagonisten bilden im Laufe der Zeit eine ganz besondere Art von Familie und der Zuschauer wird leise, still und heimlich das achte Mitglied.
Cindy Scholz - myFanbase
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