Review: #2.18 Die perfekte Hochzeit
Wenn sich bisher die Ereignisse überschlagen haben, so war das noch gar nichts im Vergleich zu den Überschlagungen, die sich in Perfect Wedding ergeben. Überhaupt mutet schon der Titel wie ein Hohn an, wo doch von Perfektheit kaum die Rede sein kann. Doch um die Ereignisse im Detail zu betrachten:
Dawson kämpft nach wie vor mit seiner Unzufriedenheit darüber, dass nichts klappt, sei es seine Beziehung zu Joey oder sein Film, der auch auf keine grosse Akzeptanz stösst. Er beschliesst kurzerhand sein sich selbst bedauern zu beenden und eine Wendung herbeizuführen. Eine glückliche, wie man später sehen wird. Am Ende ist die Beziehung von Joey und Dawson wieder gerettet - vorläufig zumindestens. Denn wie Dawson schon zu Joey in Bezug auf ihren Vater sagt, dass nicht von heute auf morgen wieder alles beim alten sein kann, sollte man vorsichtig mit Prognosen sein, alles werde spontan gut.
Denn die drastischen Veränderungen bei Joey werden nicht zuletzt durch die Umkehrungen in ihrer Familie verursacht. Die Rückkehr des Vaters, der Plan des Aufstiegs durch den Partyservice und überhaupt die ihr bislang unbekannte Harmonie in ihrer Familie verwirren sie, schaffen aber auch eine Wendung herbei, dass sie plötzlich wieder das Gefühl hat, eine eigene Identität zu haben. Stark genug, um es wieder mit Dawson aufnehmen können -das Ende der Selbstfindung.
Doch wohin wird all das führen? Diese Frage wird am Ende mit einem Bild der Harmonie offengelassen. Die Fronten sind geglättet, doch hat sich alles geändert?
In Bezug auf Pacey und Andie zumindestens nicht. Fröhlich und sarkastisch nehmen sie in dieser Episode keine sehr wichtige Rolle ein, ausgenommen das Andie zum Ende hin Jen und Abby rauswirft, was zu neuen Depressionen und Selbstvorwürfen führen wird. Das vollkommene Glück wird damit bald ein Ende finden - die Ruhe vor dem Sturm.
Die wahren Hauptfiguren dieser Folge sind jedoch Abby und Jen. Jen bekennt erstmals Farbe. Dass sie sich verstellt hat und doch nicht anerkannt wurde und das ihr wahrer Charakter nach wie vor jener ist, der dazu führte, dass sie aus New York heraus nach Capeside verbannt wurde. Mit der Rückkehr zum Rebellieren kommen auch die neuen Probleme.
Ein gefundenes Fressen für Abby, jene Kleinstadt-Teenagerin die gegen das Konservative und die Klischees rebelliert. Zwei Staffeln des sporadischen Kennenlernens finden in dieser Episode einen Abschluss und am Ende empfindet man als Zuschauer sogar Mitleid für sie. Ist sie ein Opfer von sich selbst oder ein Opfer der Gesellschaft? Was wie ein dummer Unfall anmutet, ist eher eine langfristige Entwicklung. Zwar ist Abby vorzuwerfen, dass ihre Ausgrenzung maßgeblich durch sie selber beeinflusst wurde, doch andererseits unternahmen die anderen Charaktere und Freundeskreise auch keinerlei Versuche sie zu integrieren. Stattdessen war es ihnen gut und billig genug sie oftmals als willkommenen Sündenbock hinzustellen.
Der Ausstieg ihres Charakters ist sehr schade. Sie war es, die oftmals die anderen Charaktere gelungen aufmischte und für Wendungen sorgte. Sie war es auch, die ein selbstkritisches Element in der Serie darstellte, das melodramatische Szenen vermeidete. Wird sie einen gelungenen Ersatz finden oder einen ewigen Verlust darstellen? Zugute halten kann man den Autoren, dass man ihr Leben zu einem Zeitpunkt beendete, wo sie in der Gunst des Zuschauers gerade ganz oben stand. Dass man praktisch aufhörte, als es am besten war. Die in dieser Episode endgültig neugewonnene Plausiblität ihrer Beweggründe für ihr Verhalten, ohne dass dies den anderen vor ihrem Tod noch bewusst wird (ausgenommen vielleicht Jen) gibt ihrem Tod eine tiefgehende Tragik, eine gravierende Sinnlosigkeit. Sie stirbt einen Tod für ihre Ideale, ehrenhaft, wo man ihr doch stets das Unehrenhafte andichten wollte.
Gelungen ist aber vor allen Dingen in dieser Episode die Inszenierung. Geschickt spielt man mal wieder mit Aussenaufnahmen und verschiedenen Einstellungen. Sei es um die wiedergewonnene Zweisamkeit von Dawson und Joey aufzuzeigen oder im nächsten Augenblick zum Hafen umzuschalten und mit dunkler Nacht, Kälte und steril, gefühllos wirkender Rettungsarbeit eine alleine dastehende Jen aufzuzeigen.
Alles in allem ist Perfect Wedding wohl *das* Highlight der Staffel. Wenn nicht eines oder das der gesamten bisherigen Serie.
Malte Kirchner
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: A perfect WeddingErstausstrahlung (US): 28.04.1999
Erstausstrahlung (DE): 08.08.1999
Regie: Greg Prange
Drehbuch: Mike White
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