Bewertung

Review: #2.02 Das Geheimnis meines Lebens

Nachdem wir Zuschauer bereits in der vergangenen Folge nach Defiance zurückgekehrt sind, - bildlich gesprochen -, tun dies nun auch Nolan und Irisa. Natürlich werden die beiden Heimkehrer sofort mit den Veränderungen konfrontiert, die sich in den letzten neun Monaten vollzogen haben. Dennoch weist Nolans und Irisas Rückkehr nach Defiance bemerkenswert viele Parallelen zu ihrer damaligen Ankunft in der Stadt im Serienpiloten auf.

Wieder soll Nolan als Ein-Tages-Job einen Kriminalfall aufklären, während Irisa im Gefängnis sitzt und erst raus darf, wenn der Job erledigt ist. Erneut bekommt Nolan nach der erfolgreichen Lösung des Falls von Amanda den Posten des Gesetzeshüters angeboten und abermals hat Nolan eine Begegnung der sexuellen Art im NeedWant, diesmal mit Amanda persönlich. Man spricht in diesem Zusammenhang ja gerne von sich schließenden Kreisen.

Diese Episode eröffnet damit, dass Captain Jessica Rainer, genannt Berlin (!), am Stasis-Netz einen Soldaten interviewt. Was auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist: dieser Soldat wird gespielt von Douglas Nyback, der in den ersten beiden Folgen der Serie den Indogenen Ben verkörpert hat, den Nolan als Mörder von Luke entlarven konnte. Damit nahm Nolans Karriere als Gesetzeshüter von Defiance bekanntlich ihren Lauf. Diesmal fahndet Nolan nach einem Terroristen, der eine Bombe auf dem Stadtmarkt gezündet hat. Nolan gelingt es nicht nur, den Täter zu enttarnen, sondern auch, einen weiteren Anschlag zu vereiteln. Damit gewinnt Nolan das Vertrauen der Bevölkerung zurück, die ihn wie einen Verlorenen Sohn wieder in die Arme schließt.

Die inhaftierte Irisa spricht derweil mit Tommy, der sie bewacht. Auch diese Szenerie kennen wir aus der allerersten Episode. Damals war Tommy von der geheimnisvollen Fremden erschreckt und fasziniert. Nun ist sie seine Ex-Freundin, die ihn plötzlich verlassen hat - und ihn weiterhin erschreckt und fasziniert. Irisa will ihn ins Vertrauen ziehen, findet dann aber heraus, dass er eine Beziehung mit Berlin führt. Dies disqualifiziert ihn vorerst dafür, von Irisa eingeweiht zu werden.

Berlin macht in dieser Folge durchaus Eindruck. Ihre Szenen mit Nolan sind interessant, da dabei eine selbstreferenzielle Note vorhanden ist. Der eigene Stil der Serie, die Mischung aus Westernstil und Sci-Fi, wird thematisiert. Berlin wirft Nolan vor, ein Cowboy zu sein, der die Welt, wie sie mit all ihren Gefahren, Geheimnissen und mangelhaften zivilisatorischen Strukturen jetzt ist, genießt. Sie bezeichnet ihn quasi als großes Kind, das Han Solo aus der "Star Wars"-Saga nachspielt. (Herrje, lasst das bloß nicht George Lucas hören, der verlangt sonst noch Tantiemen!) Berlin hingegen glaubt an die Zivilisation, wie sie früher war, das heißt an unsere jetzige Zivilisation. Sie will genau das zurück, was wir in der Gegenwart haben und zunehmend kritisieren: Vernetzung, Überwachung, HighTech. Sie läuft ständig mit einer Kamera herum und dokumentiert alles und jeden. Es gefällt mir, dass hier eine neue Sicht - und Denkweise eingeführt wird, die es in der ersten Staffel so noch nicht gab und die natürlich voller Ironie steckt. Es gibt in unserer heutigen Zeit sicherlich nicht wenige Menschen, die davon ausgehen, dass wir auf eine Gesellschaft zusteuern, die durch totale Überwachung und absolute Kontrolle geprägt sein wird. Viele Filme und Romane handeln von einer solchen Dystopie. "Defiance" spielt jedoch in einer Zukunft, in der die Menschheit vieler ihrer zivilisatorischen Errungenschaft beraubt wurde und sich neu (er)finden muss - und Menschen wie Berlin wollen, dass diese Neufindung zurück zum Ausgangspunkt führt, dem Ausgangspunkt zu einer möglichen Dystopie. Dass Berlin letztlich recht klischeehaft von Nolans Cowboy-ichkeit beeindruckt wird, ist da schon fast ein bisschen enttäuschend. Das Zusammenspiel der beiden verliert dadurch an Würze.

Im Camp Reverie führt Datak unterdessen einen Zug aus, der mich etwas irritiert. In der Folge zuvor hat sich Doc Yewll mit Datak zusammengetan, um einen Fluchtplan umsetzen zu können, aber war Dataks Manöver, einen Anschlag auf Pottinger in die Wege zu leiten und dann zu verhindern, wirklich das, was Yewll im Sinn hatte? Wenn es funktioniert hätte und Datak entlassen worden wäre, wäre für Yewll selbst doch gar nichts dabei herausgesprungen. Oder war es ursprünglich geplant, dass sie beide zusammen den Anschlag vereiteln? Das Ganze ist recht eigenartig und missverständlich.

Miss - oder besser unverständlich ist auch, dass der als Bombenleger entlarvte Skevur überhaupt nicht bewacht wird und Alak ganz einfach zu ihm gelangen kann, um ihn zu töten. Eine solche Nachlässigkeit passt eigentlich gar nicht zur Republik Erde, die doch dabei ist, mit Berlins eifriger Unterstützung einen Überwachungsstaat in Defiance zu errichten.

Maret Hosemann - myFanbase

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