Die 5. Staffel – Ein Rückblick

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Nach der durchgängig spannenden vierten Staffel, waren die Erwartungen an die fünfte Staffel natürlich hoch. Nicht nur deshalb, da man erwartete, dass das Staffelgeheimnis erneut getoppt werden würde, sondern auch, weil die Autoren ein nur allzu gutes Mittel zum Zweck, den Zeitsprung, einsetzten, um die Story und im Endeffekt auch die Serie wieder etwas voranzutreiben. Man versprach uns ein bis zur letzten Sekunde spannendes Staffelgeheimnis, großartige Storylines und viele Einblicke in das, was in den Jahren zwischen Staffel vier und dem Beginn der Fünften geschehen war. Ihr Wort gehalten haben die Autoren dann in keiner Weise. Was uns aufgetischt wurde, war schlimmer als der letzte Hochzeits-Film aus der Hollywood-Filmfabrik und unausstehlicher als Susans Rumgeheule in den ersten beiden Staffeln.

I have a husband now – Really? Whose?

Foto: Teri Hatcher & James Denton, Desperate Housewives - Copyright: 2008 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Teri Hatcher & James Denton, Desperate Housewives
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Aha, damit wäre ich auch schon bei meinem größten Kritikpunkt: Dem Staffelgeheimnis. Ich muss zugeben, dass ich es zu Beginn durchaus ganz nett fand, aber das war es dann auch schon. Nett. Hier und da hatte der aus der Klapsmühle entflohene Irre, also Dave, ein paar Ausbrüche, Mrs. McCluskey, die Dave doch tatsächlich kurzzeitig zum Schweigen gebracht hat, ermittelte manchmal auf eigene Faust und dann gab es ja noch die paar Spekulationen, wer denn dieses Mal daran glauben müsse, sprich, wer sich als Daves Opfer entpuppen wird.

Recht schnell war klar, dass es dieses Mal keiner der Van de Kamps/Hodges sein sollte, auch nicht die Scavos und die Solis'. Es sollten die Mayers sein, an denen Dave Interesse hatte, da Susan und Mike – damals noch ein Ehepaar – einen schrecklichen Unfall hatten und dabei Daves Tochter und Frau töteten, mit deren Auto sie zusammengestoßen waren. Auf dem Papier mag das ganz nett klingen, doch sollte man dabei auf gar keinen Fall vergessen, wann bereits aufgelöst wurde, WARUM Dave mit Edie wirklich Bekanntschaft geschlossen hatte, mit ihr zurück nach Fairview kam und AN WEM er sich rächen wollte - für die ganz Doofen muss es dann spätestens zur Staffelhalbzeit klar geworden sein. Das ist immer noch kein Grund, um das Geheimnis misslungen zu finden. Aber während die Autoren eine Stand-Alone-Folge mit sinnlosen Storylines nach der anderen produzierten, ließ man die Dave-Story gewaltig schleifen. Man könnte fast sagen, sie verkümmerte zu einer weiteren unbedeutsamen Nebengeschichte, die nicht unbedingt jemand braucht, die aber trotzdem da war.

Einmal mehr wiederholte sich das altbekannte Schema zu Beginn der Staffel: Dave wird hier und da ein wenig verrückter, Mrs. Marple… äh Mrs. McCluskey ermittelt. Dass dann zwischen all den so unglaublich bedeutsamen Stand-Alone-Folgen mir-nichts-dir-nichts Edie gekillt wurde, "um die Spannung aufrecht zu erhalten" (man darf sich bei diesen Worten nur an den Kopf greifen), sollte man den Autoren fast schon als Pluspunkt anrechnen, da danach eigentlich gar nichts Ereignisreiches mehr geschehen ist. Dave hat die arme Susan und den armen MJ zwar entführt, aber mal ehrlich: Es melde sich ein Mensch bei mir, der auch nur annähernd in Versuchung kam, einfach nur daran zu denken, dass den beiden gar etwas so dramatisches zustoßen könnte. Die größte Frechheit überhaupt bietet sich uns dann im Finale, als man mit der vorletzten Szene auch noch einmal darauf hinweisen möchte, dass jeder Mensch innere Werte hat, selbst Dave, der ja zum Schluss doch noch einmal das Gute in sich bewiesen hat und MJ rechtzeitig aus dem Auto holte.

Was bleibt ist ein mehr als bitterer, fader, madiger Nachgeschmack. Vielleicht waren die Erwartungen nach dem tollen S4-Staffelgeheimnis, das zumindest vom Aufbau und von der Aufmache her wirklich äußerst gelungen war (über die Auflösung in #4.17 Befreiung lässt sich streiten…) zu hoch, um das in Staffel 5 toppen zu können. Vielleicht ist es einfach so, dass selbst ein "Desperate Housewives" nicht für die Ewigkeit sein kann oder besser gesagt, nicht für die Ewigkeit so gut sein kann.

Zu Teil 2 der Staffel-5-Review von "Desperate Housewives"

Niko Nikolussi - myFanbase

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