Review: #1.23 Ein eigenartiger Tag
Das war sie nun, die letzte Folge der ersten Staffel. Anscheinend soll sich der Kreis mit dieser letzten Episode schließen. So werden alle Fäden zurückgeführt auf Kevins Unfall, dem Ereignis, welches die Welt der Girardi-Familie für immer und unumkehrbar verändert hat. Kevins Unfall wird zum Verbindungsstück zwischen Helen und Joan sowie zwischen Helen und Gott. Während Joan sich aufgrund ihrer Erkrankung von Gott entfernt, nähert sich Helen dem Glauben an Gott stetig an. Auch sie kann Gott nun sehen und mit ihm sprechen, zumindest in ihren Träumen.
Die Geschichte um das Thema Glaubenskrise begeistert mich nicht. Insbesondere missfällt mir in dieser Folge, dass an allen Ecken und Enden versucht wird, Gott als tatsächlich existent darzustellen, um damit die Grundidee der Serie als "real" zu manifestieren. Sogar Will macht eine übersinnliche Erfahrung, als er die angeschossene Frau, die zuvor in seinen Armen gestorben war, im Krankenhaus nochmals lebendig erlebt. Meiner Meinung nach wird hier ein gewaltiger Rückschritt zu den ersten Folgen der Serie gemacht, in denen es noch Joan war, welche die Existenz von Gott angezweifelt hatte. Zwischenzeitlich hatte Joan aber auf Gott vertraut. Zweifel an seiner Existenz hatte sie eigentlich bis zu dieser Folge nicht. Dennoch wird ihr nun plötzlich eine Glaubenskrise angedichtet, obwohl ihr Glaube quasi bis zur letzten Minute dieser Staffel ungebrochen gewesen zu sein scheint. So ist sie zum einen gekränkt, dass Adam ihr nicht glauben will, stellt dann aber schlussendlich die Aussage in den Raum, Gott existiere nicht. Gelinde gesagt, das ist doch ein einziger Widerspruch.
Auch im Übrigen schwächelt der Plot dieser Folge gehörig. Besonders aufgefallen ist mir, dass plötzlich jeder in der Schule über das Treffen von Joan und Adam im Hotelzimmer Bescheid zu wissen scheint. Allerdings frage ich mich woher? Es ist kaum vorstellbar, dass Adam und Joan es selbst ausgeplaudert haben. Auch Luke oder Grace scheiden für mich als 'Buschtrommeln' aus, also woher um Gottes Willen wissen denn alle davon?
Trotz der gewaltig schwächelnden Handlung sind Joans Halluzination und tatsächlichen Begegnungen mit Gott recht amüsant anzuschauen. Nicht zuletzt liegt das an Amber Tamblyns komödiantischer Ader, die in solchen Szenen immer wieder zum Tragen kommt. Sehr lustig fand ich ebenfalls die Geschichte um Pater Ken. Amüsanterweise hat dieser offenbar trotz seines Priestertums eine eher oberflächliche Beziehung zu Gott, wenn man es mit Joan und Helen vergleicht. Im Fall von Helen ist das jedoch schon überraschend, hatte sie doch in den vergangenen Folgen immer wieder mit dem Glauben gehadert.
Indes sind für mich die Anspielungen auf den Schulleiter als Teufel völlig deplatziert, genauso wie der Konflikt, der zwischen Joan und Adam heraufbeschworen wird. Adam kann Joan nicht sagen, dass er ihr glaubt und Joan ist hiervon tief gekränkt. Vielleicht hätte man die Geschichte etwas cleverer verpacken oder einen anderen Aufhänger finden bzw. besser gleich weglassen können. Für mich ist das alles nichtssagend und gehört nicht in diese letzte Folge, da es einfach zu keinem schönen Abschluss der Staffel führt.
Eine der unglaubwürdigsten Szenen der gesamten ersten Staffel liefern in dieser Episode Christopher Marquette und Michael Welch alias Adam und Luke. Als beide angeblich im Krankenhaus aufeinander losgehen wollen, kann Grace sie mit ihrem halbherzigen Einschreiten noch gerade so davon abhalten. Ich habe es in keiner Sekunde geglaubt und ich denke die beteiligten Schauspieler ebenso wenig. Hingegen sehr beeindruckt hat mich in dieser Folge Mary Steenburgen alias Helen Girardi. Sie trägt diese Folge mit ihrer unaufdringlichen und doch eindringlichen Art der Darstellung. Für mein Dafürhalten hat sich Mary Steenburgen im Verlauf der ersten Staffel zunehmend gesteigert. Für mich hat sie sich ähnlich wie Joe Mantegna langsam aber sicher zu einem unentbehrlichen Pfeiler der Serie gemausert.
Mein absoluter Höhepunkt dieser Folge war jedoch der Kuss von Luke und Grace. Ich mag die beiden einfach. Und, Respekt für Luke. Er steht zu sich und seinen Gefühlen. Er ist völlig klar und bei sich als er Grace mit seinem naturwissenschaftlichen Geplapper für sich einnimmt. Lukes Charakter gefällt mir von Folge zu Folge mehr. Nun, da er mit Grace liiert ist, hoffe ich, dass ihm in den folgenden Episoden mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Fazit
Würde man eine Leistungskurve für die erste Staffel erstellen wollen, so müsste man nach einem eher verhaltenen Anfang einen stetigen Anstieg und letztendlich mit den letzen zwei Folgen wiederum einen rapiden Abstieg skizzieren. Gerade der Abstieg zum Ende der Staffel ist sehr bedauerlich, da die Akteure wie ich finde besonders in den beiden letzten Folgen schauspielerisch wirklich überzeugt haben. Hinzukommt, dass ich in dieser Folge leider auch den Eindruck hatte, die Autoren haben sich vorgenommen, nun auch den letzten "Ungläubigen" missionieren zu wollen. War ich anfangs noch beeindruckt, dass nur eine experimentelle Fiktion zum Leben erweckt wurde, aber nicht versucht wurde, bestimmte Glaubenssätze zu vermitteln, bin ich nun am Ende der Staffel umso enttäuschter, dass offenbar eine totale Kehrtwendung vollzogen wird. So hatte ich mir den Abschluss der ersten Staffel nicht vorgestellt. Die Widersprüchlichkeit auf den letzten Metern wirft einen Schatten auf die vielen guten Folgen der Vergangenheit. Woran man allerdings in keiner Folge der ersten Staffel vorbeikommt, ist die hervorragende schauspielerische Leistung der Beteiligten, allen voran Amber Tamblyn und Joe Mantegna. Gerade, was die Girardi-Familie anbelangt, würde man sich niemand anderen in den Rollen wünschen. Das grandiose Zusammenwirken des Casts macht diese letzte Folge daher trotz aller Schwächen in der Handlung doch sehenswert. Allem in Allem erhält deshalb die letzte Episode, v.a. auch mit Blick auf die vielen guten Folgen der ersten Staffel, von mir stolze 7 von 9 Punkten.
Anne L. - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: SilenceErstausstrahlung (US): 21.05.2004
Erstausstrahlung (DE): 19.03.2005
Regie: James Hayman
Drehbuch: Barbara Hall
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