Review: #5.21 Kettenglieder

Zwischen der Ausstrahlung dieser Folge und der vorherigen Episode lagen in Deutschland rund vier Monate. So haben die Zuschauer schon einigen emotionalen Abstand zu Kutners Tod, während in der Serie erst wenige Tage seit dem Selbstmord des Arztes vergangen sind und die anderen Charaktere noch damit zu kämpfen haben.

House fürchtet, sein Mojo verloren zu haben. Mit Mojo ist hier natürlich nicht die sexuelle Potenz gemeint, sondern die diagnostische Brillanz. House gibt zu, dass es für ihn schwer zu verdauen ist, Kutners Labilität nicht erkannt zu haben und die Ursache des Selbstmordes nicht ergründen zu können. Die Erklärung akzeptieren zu müssen, dass manche Dinge einfach nicht zu erklären sind, widerspricht völlig seiner Mentalität und bringt seine Psyche durcheinander. Wie schlimm es um seinen Geisteszustand bestellt ist, wird am Ende deutlich, als er plötzlich die verstorbene Amber vor sich sieht. Houses entsetzter Blick lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hierbei nicht um eine vorübergehende Drogenhalluzination oder etwas in der Art handelt, sondern wirklich um eine schwere geistige Attacke.

Es ist ein prägendes Markenzeichen der Serie "Dr. House", dass sich ihr Titelcharakter immer am Rande eines Abgrunds befindet und gerne seine Beine über den tiefen Schlund baumeln lässt, indem er zum Beispiel riskante Experimente an sich selbst vollzieht, Drogen nimmt und sich mit Gott und der Welt anlegt, doch nun scheint der totale Absturz näher denn je. Dass er die verstorbene Freundin seines besten Freundes sieht, der gerade erst signalisiert hat, dass er langsam mit dem Verlust fertig wird, macht die Lage für House nicht einfacher. Sich anderen Menschen anzuvertrauen ist ohnehin nicht Houses Stärke und unter diesen Umständen dürfte es noch komplizierter sein. Man kann sich kaum vorstellen, dass uns etwas anderes als ein wirklich dramatisches Staffelfinale bevorsteht.

Zum ersten Mal seit langer Zeit wird auch die Beziehung von Cameron und Chase wieder thematisiert. Cameron hat einen Verlobungsring gefunden und fürchtet, Chase würde ihr die große Frage nur aus den Gefühlen der Angst, Verwirrung und Trauer nach Kutners Tod heraus stellen. Daher geht sie ihm aus dem Weg und versteckt sich in Houses Team. Letztlich erlaubt sie Chase aber doch, ihr einen Heiratsantrag zu machen, so dass wir uns nun offenbar auf die erste Hochzeit der Serie freuen dürfen, auch wenn man am Ende irgendwie gar nicht weiß, wie es eigentlich dazu gekommen ist. Cameron scheint ihre vorübergehende Torschusspanik nur um der Panik willen entwickelt zu haben, um einfach ein bisschen zu zögern und zu zaudern. Genauso schnell beruhigt sie sich wieder und will dann doch heiraten. Das wirkt alles sehr vorgeschoben und nicht wirklich sinnvoll oder interessant.

Wir kennen Cameron als sensible Person, wir wissen, dass sie verwitwet ist, wir erinnern uns, dass sie mal eine Schwäche für House hatte, es ist uns bekannt, dass sie sich gerne über alles Mögliche Gedanken und Sorgen macht, und in dieser Episode geschieht nichts anderes, als uns dies noch einmal alles vor Augen zu führen. Ja, Cameron und Chase aus Houses Team zu schmeißen, aber dennoch als Hauptcharaktere in der Serie zu lassen, hat nicht immer reibungslos funktioniert, trotzdem haben wir die wesentlichen Hintergründe dieser beiden Charaktere nicht vergessen und müssen nicht daran erinnert werden.

Maret Hosemann - myFanbase

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