Bewertung

Review: #6.04 Tyrannen

Foto: Jennifer Morrison, Dr. House - Copyright: 2009 Fox Broadcasting Co.; Florian Schneider/FOX
Jennifer Morrison, Dr. House
© 2009 Fox Broadcasting Co.; Florian Schneider/FOX

Das Ende war wirklich harter Tobak! Niemals hätte ich gedacht, dass Chase fähig ist, vorsätzlich den Tod eines anderen Menschen herbeizuführen. Wenn man die Dinge mal beim Namen nennt, so hat Chase Dibala mit Vorsatz getötet, also einen Mord begangen. Damit hat Chase eine Grenze überschritten, die nicht nur moralisch verwerflich ist, sondern ihm auch seinen Job und seine Zukunft kosten könnte. Sicherlich kann man nun argumentieren, dass ein Tyrann wie Dibala nicht verdient hat, zu leben, doch das Richten über einen Menschen will ich an dieser Stelle anderen überlassen.

Der Fall um den Patienten Dibala an sich war recht unspektakulär und diente lediglich dem Team dazu, Gewissenserforschung zu betreiben. Wie würde man selbst reagieren, wenn man einen Menschen wie Dibala vor sich hat. Wir Zuschauer können den Diktator verurteilen, ein Arzt muss sich zunächst einmal an den hippokratischen Eid halten und Leiden verhindern, zumal Dibala wohl hier unter Schutz der amerikanischen Regierung steht. Dies bedeutet in erster Linie, dass die Ärzte sich um Dibalas Gesundheit bemühen müssen, nicht jedoch seine politischen Tätigkeiten beurteilen. Doch muss ein Arzt tatsächlich einen Diktator, der Massenmord zu begehen droht, behandeln? Hier bietet sich ein moralisches Dilemma, das weit über eine TV-Serie hinausgeht und sich nicht so einfach lösen lässt. Natürlich könnten sich die Ärzte weigern, Dibala zu behandeln, doch letztendlich verstoßen sie damit gegen ihre Grundprinzipien, jegliches Leben als lebenswert zu erachten.

Neben dem moralischen Hin und Her gibt es während des Falls auch einige interessante Entwicklungen zwischen den Charakteren. Taub hat mittlerweile gekündigt und Dreizehn ist von Foreman gefeuert worden. Da Foreman jedoch nicht alleine arbeiten kann, braucht er Hilfe und trommelt kurzerhand das alte Team zusammen. Keine 10 Minuten in der Folge befinden wir uns also wieder in den guten alten Zeiten der Staffeln eins bis drei. Ich frage mich natürlich, ob Chase als Chirurg und Cameron als Ärztin der Notfallambulanz nicht Dienstpläne haben, die ihre Arbeit regeln. Aber im Princeton Plainsboro scheint eh mehr Chaos als Struktur zu herrschen. Die Ärzte kommen und gehen, wohin sie wollen, und wechseln auch schon mal die Fachrichtungen.

Insgesamt haben sich die Charaktere Foreman, Chase und Cameron seit der dritten Staffel nur mäßig verändert, doch vor allem bei Chase und Cameron merkt man, dass sie sich von ihrem einstigen Mentor House mittlerweile gelöst haben und eigenständig geworden sind. Anders jedoch Foreman, der irgendwie immer noch der Alte ist. Er möchte Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen und der Chef der Diagnostik sein. Als House jedoch wieder auftaucht und zunächst als Berater fungieren soll, bis er seine Approbation wieder zurück bekommt, merkt man sofort wieder Foremans fehlende Selbstsicherheit. Zunächst wird er wütend und meckert gegen House. Schließlich, wenn es um eine Entscheidung über Leben und Tod geht, verfällt er in Unsicherheit, welche Behandlung er starten soll. Eigentlich sollte Foreman mittlerweile genug Selbstvertrauen in seine eigenen Fähigkeiten als Mediziner haben, doch stattdessen zeigt man ihn uns immer wieder als zweifelnden Mann, der zwar Chef sein will, von House und seinen teils riskanten Entscheidungen jedoch abhängig ist. Dies hat sich über all die Jahre nicht geändert und wird allmählich langweilig.

Während sich bei den Ärzten im Krankenhaus nichts geändert hat, versucht House weiterhin, sein Verhalten von Grund auf neu zu ordnen. Er ist bei Wilson wohl nun fest eingezogen und eckt gleich mal mit dessen Nachbarn Murphy, einem Kriegsveteranen, an. Obwohl House zunächst den Konfrontationskurs meidet, kann er irgendwann nicht anders und beginnt, in Murphys Vergangenheit zu graben, bis er etwas findet, das er ihm unter die Nase reiben kann. Dabei merkt House gar nicht, dass Murphys Wut sich gar nicht gegen seinen Nachbarn oder gegen House richtet, sondern vielmehr ein Überbleibsel aus seiner Zeit beim Militär ist. House erkennt dies schließlich und hilft ihm, seine Phantomschmerzen, die ihn all die Jahre gequält haben, zu überwinden. Dass dies mal wieder mit recht zweifelhaften und unkonventionellen Mitteln geschieht, ist eben typisch House, aber doch recht interessant. Letztendlich hilft er dem alten Mann dabei, wieder ein Stückchen Normalität zurück zu erlangen. House' Nettigkeit ist zwar recht ungewöhnlich, doch er bemüht sich, sein Verhalten zu verändern, was ihm ab und an sogar gelingt.

Fazit

So recht kann ich diese Episode nicht einordnen. Sie war weder sonderlich gut, noch war sie schlecht. Es gab ein paar Höhen (House vs. Murphy), aber auch etliche Tiefen (der ganze Dibala-Fall). Letztendlich bietet die Episode Stoff für kommende Episoden, denn die Auswirkungen von Chase' Tat werden sicherlich noch für Probleme sorgen und da Foreman ja Bescheid weiß, hat er Chase quasi in der Hand. Mal sehen, was sich hier noch alles tut.

Melanie Wolff - myFanbase

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