Bewertung

Review: #8.22 Reichenbachfall

Foto: Hugh Laurie, Dr. House - Copyright: 2010 Fox Broadcasting Co.; Justin Stephens/FOX
Hugh Laurie, Dr. House
© 2010 Fox Broadcasting Co.; Justin Stephens/FOX

Es ist vorbei. Oder soll ich eher sagen, es ist überstanden? Nach acht Jahren verabschiedet sich die preisgekrönte Serie "Dr. House" endgültig von den Bildschirmen, allerdings nicht auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, sondern deutlich nach Einsetzen des Abwärtstrends. Natürlich blieb "Dr. House" bis zum Schluss qualitativ hochwertiges Fernsehen, das haben allein schon die herausragenden darstellerischen Fähigkeiten eines Hugh Laurie gewährleistet, aber die Storys wurden doch zunehmend uninteressanter. Die Abnutzungserscheinungen des gesamten Serienkonzepts begannen spätestens in der siebten Staffel immer offensichtlicher zu werden. So boten die Patientengeschichten nichts wirklich Neues mehr, oder wirkten ein ums andere Mal sogar regelrecht aufgewärmt und uninspiriert. Auch die Nebenstorys der Teammitglieder waren teilweise nur noch belanglos.

Die ständigen Wechselspielchen innerhalb des Teams, ganz zu schweigen von den vielen Beinahe-Kündigungen, haben ihr Übriges getan, um der Serie ihren originellen Charme zu nehmen. Und dann war da noch die Sache mit House und Cuddy. Diese Beziehung, die viele Fans so herbeigesehnt hatten, wurde gründlich in den Sand gesetzt, wovon sich die Serie nie wieder erholt hat - und worunter auch das Finale letztlich leidet.

Viele ehemalige Haupt - und Nebencharaktere geben sich in dieser allerletzten Folge die Ehre, was wirklich wunderbar ist, doch am deutlichsten fällt auf, wer nicht da ist, nämlich Cuddy. Weder das Wiedersehen mit Stacey noch die Auftritte von Cameron, Kutner und Amber können darüber hinwegtäuschen, dass Cuddys Fehlen eine Enttäuschung, wenn nicht gar ein Ärgernis ist. Cuddy war in den letzten Jahren die wichtigste Frau in Houses Leben, sowohl als Feindin wie als Freundin, von daher hätte sie als eine der Verkörperungen seines Unterbewusstseins auftauchen MÜSSEN. Ebenso macht es wenig Sinn, dass sie bei seiner Beerdigung fehlt. Auch wenn die beiden in Unfrieden auseinander gegangen sind, hat sie ihn doch geliebt und sehr viel mit ihm durchgestanden. Dass sie ihm nicht zumindest die letzte Ehre erweist und darüber hinaus Wilson beisteht, mit dem sie ja auch gut befreundet war, wird ihrem Charakter nicht gerecht und hinterlässt einen extrem faden Nachgeschmack.

Dieses Finale versucht vor allem, ein letztes Mal in Houses verqueres Innenleben einzutauchen und zu resümieren, was diesen Charakter auszeichnet. Während House in dem brennenden Haus sitzt, von dem wir nicht wissen, wieso es eigentlich brennt, konfrontiert ihn sein Unterbewusstsein in Gestalt mehrerer ehemaliger Weggefährten mit seinen Wesenszügen: seiner Todessehnsucht, die aber letztlich nie seinen Überlebenswillen bezwungen hat, seiner unbändigen Leidenschaft für Rätsel, seinem Atheismus und seiner Unfähigkeit, eine Gelegenheit zu ergreifen, glücklich zu werden. So ein Resümee liefert natürlich keine neuen Erkenntnisse. Wir verabschieden uns von House in der Gewissheit, dass er sich nie ändern wird. Auch wenn er jetzt offiziell als tot gilt und ein ganz neues Leben beginnen kann, wird er das zynische, geniale, Rätsel lösende, die Existenz Gottes anzweifelnde, medikamentensüchtige Scheusal bleiben, als dass wir ihn über acht Staffeln kennen gelernt haben. Vielleicht wird er einen Weg finden, doch wieder als Arzt zu praktizieren, zum Beispiel, indem er sich falsche Papiere zulegt. Er hat es ja auch geschafft, in Sekunden von der Vordertür des brennenden Hauses, an der ihn Wilson und Foreman gesehen haben, zur Hintertür zu gelangen, unerkannt zu verschwinden und seine Zahnunterlagen mit denen des toten Patienten zu vertauschen, da kann man ihm durchaus zutrauen, mit falscher Identität zu praktizieren. Es gibt aber selbstverständlich noch andere Berufe, in denen House Rätsel lösen und Lügen entlarven kann.

Welches Fazit soll ich ziehen? Es ist kein schlechtes Finale, aber leider auch keines, dass den Abstieg der Serie vergessen macht und die Lust weckt, sich alle Folgen noch einmal auf DVD anzusehen. Es ist vorbei und das ist gut so.

Maret Hosemann - myFanbase

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