Bewertung

Review: #3.02 Das Aufnahmeritual

Matts Auszug erweist sich als schwierige Angelegenheit, weil seinen Vorstellungen nicht entsprochen wird. Simon braucht einen guten Rat seiner Mutter, um sich vor die Familie zu stellen, und ein neues Mitglied der Kirche sorgt für Verwirrung bei Eric, als diese sich vorstellt.

Mann im Haus

Matt ist so gut wie aus dem Haus und das beschäftigt vor allem Simon, dem nun zu viele Östrogene im Haus herumschwirren. Die Vermutung, dass Annie nun auch noch zwei weitere Mädchen bekommt, fasst er überhaupt nicht gut auf. Er weiß zwar nicht so recht, was er will, aber eine Autoreparatur mit den Schwestern und Annie will er auf keinen Fall. Da setzt der arme Simon dann alle Hoffnungen in den Männerabend mit seinem Vater und wird dann auch nur enttäuscht. An dieser Stelle kommt dann Annies formidable Fähigkeit zum Tragen, im richtigen Moment auch die richtigen Worte zu finden. Sie verändert den Blickwinkel auf die Szenerie und macht Simon damit klar, dass er jetzt der König des Familienuniversums sei. Diese Verantwortung hatte der kleine Simon noch nicht gesehen. Diesen riesigen Sprung in Richtung Erwachsenwerden nimmt er aber gerne an und mimt tags darauf den selbstbewussten Bruder, der sich um die ganzen Frauen zu kümmern hat. Problem gelöst. Manchmal kann es so einfach sein, man muss nur drauf kommen. Idee und Gelegenheit, Simon auf diese Weise weiter zu entwickeln, waren insgesamt schon sehr gefällt, zumal der Wechsel von David Gallagher gut dargestellt wurde. Da kann man die Vorhersehbarkeit der Geschichte auch verzeihen.

Nette Nebenaspekte waren wie eigentlich immer Ruthie mit ihren Kommentaren, die Jungenabsprache von Lucy und Mary sowie Lucys Talent für das Reparieren von Autos. Dass Matt seine kleine Schwester am Ende aber nicht gleich mitfahren lässt, war schon ganz schön schroff. Er hatte zwar gute Gründe, aber die bleiben Lucy schließlich verborgen.

Kirchenflirt

Nancy Randall will neues Kirchenmitglied bei Eric werden und auch gleich och in den Chor eintreten. Sie findet den Pastor allerdings netter, als für die eigentlichen Vorhaben gut sind. Erics verständnisvolle und offene Verhaltensweise lässt bei der gerade geschiedenen Frau, die endlich ein glückliches Leben führt, gleich die Hormonproduktion ankurbeln. Das bekommen alle mit, nur Eric nicht, der sich überzeugt gegen alle Hinweise zu wehren weiß. Immerhin sei er erfahren genug und kenne solche Situationen. Matt bringt es aber auf den Punkt. Eric hat die entscheidende Erfahrung eben überhaupt nicht mehr und damit soll er auch Recht behalten. Nancy fasst sich ein Herz, gesteht Eric ihre plötzliche Verliebtheit und sucht sich eine andere Kirche. Die Geschichte war nicht sonderlich spektakulär, hat aber verdeutlicht, wie zurückhaltend Eric als Mensch vor allem gegenüber den Kirchenmitgliedern ist. Dass ein anderer Mensch Gefühle für ihn entwickelt, will er gar nicht in Betracht ziehen. Für das Verhalten findet er immer auch andere Gründe. Wenn man aber rundum glücklich verheiratet ist, ist man für solche Signale wohl auch einfach nicht empfänglich und braucht die Objektivität von außen.

Das Glück einer Familie

Die wichtigste Geschichte der Episode kommt Matt zu, der sich mit seinem Kumpel Kevin nach einer eigenständigen Bleibe für das College umsieht. Die Studentenverbindung sagt ihm verständlicherweise überhaupt nicht zu, Kevin hingegen ist begeistert und will alles dafür tun, um dort hinein zu gelangen. Das macht er dann auch. Er will von Matt nichts mehr wissen und nimmt das Komasaufen auf sich, um in die Verbindung zu gelangen und sein Glück zu finden. Wie Kevin sich Matt gegenüber verhalten hat, fand ich schon sehr egoistisch, doch die Gründe liegen im gewissen Sinne auf der Hand. Kevin kennt so etwas wie eine Familie nicht und sehnt sich derart nach einer Gemeinschaft, dass er dafür sein Leben aufs Spiel setzt. Reflexion und Rücksicht auf andere haben da keinen Platz. Selbst nach der Party, die beinahe seinen Tod bedeuteten, ist er überzeugt von seiner Handlung. Diese Verzweiflung kann einem nur Leid tun. Und dann wird er auch noch achtlos abgelehnt. Man kann immer nur hoffen, dass möglichst viele Menschen eine intaktere Familie als Kevin haben, doch selbst die Hoffnung ist heutzutage geradezu naiv.

Der komplette Gegensatz und ein nahezu unerreichbarer Optimalzustand sind da natürlich Matt gegeben, der diese Sehnsucht nicht besitzt und daher ganz andere Grundsätze für die Wohnungssuche hat. Er kann sich auf seine Familie verlassen, die immer für ihn da ist, egal was passiert. Er will sich nur weiter entwickeln und nicht fliehen. Dieser Unterschied macht eben alles aus. Er ist nicht von anderen abhängig und kann selbstbestimmt seine Ziele verfolgen. Dabei hat er zudem auch noch die Kraft, sich gegen die Verfahrensweise der Verbindung aufzulehnen. Natürlich erreicht er damit auch eine bereits zweifelnde Person, die aus der Verbindung austritt, sonst wäre es nicht "Eine himmlische Familie", aber man muss an dieser Stelle eigentlich sagen, dass durch seine Kopfwäsche leider nur eine Person erreicht. Vielleicht nimmt sich der ein oder andere Zuschauer ein Beispiel daran, denn Kitsch hin oder her, wenn mir etwas an der Serie gefällt, dann sind es solche eigentlich banalen aber doch wichtigen Aussagen, die real und eindrücklich dargestellt werden.

Fazit

Eine wichtige Hauptaussage und niedliche Nebenhandlungsstränge machen diese Episode zu einer kurzweiligen und runden Sache.

Emil Groth – myFanbase

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