Bewertung
John Maybury

Edge of Love

"I never had a best friend before."

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Inhalt

"The Edge of Love" spielt während des zweiten Weltkrieges in England, wo die Sängerin Vera Phillips (Keira Knightley), ihre alte Jugendliebe, den Dichter Dylan Thomas (Matthew Rhys) wiedertrifft. Dieser ist nun mit Caitlin MacNamara (Sienna Miller) verheiratet und die beiden haben bereits einen kleinen Sohn. Da MacNamara und Thomas in den schwierigen Zeiten des Krieges keine Unterkunft finden, ziehen beide in die kleine Wohnung von Vera ein. Diese lernt nun den charmanten Soldaten William Killick (Cillian Murphy) kennen und lieben. Bevor William wieder in den Krieg ziehen muss, heiraten die beiden und es stellt sich zudem heraus, dass Vera ein Kind von ihm erwartet. Die Zeit des Wartens verbringt Vera zusammen mit Dylan, der kriegsuntauglich ist, und Caitlin, die in all der Zeit eine gute Freundin geworden ist, in ihrer Heimat Wales. Während dieser Zeit kochen die alten Gefühle zwischen Dylan und Vera langsam wieder hoch, was die Freundschaft zwischen Vera und Caitlin auf eine harte Probe stellt...

Kritik

Betrachtet man den Inhalt dieses Filmes und den großartigen Cast, kann man sich berechtigte Hoffnungen auf ein großartiges Drama in Zeiten des Krieges machen. Keira Knightley, die in letzter Zeit häufig in historischen Stoffen, wie "Stolz und Vorurteil", "Abbitte" und "Die Herzogin", glänzte, schafft dies auch hier. Auch Sienna Miller, Cillian Murphy und der durch die Serie "Brothers & Sisters" bekannte Matthew Rhys, können vollends in ihren Rollen überzeugen.

Leider sind die Schauspieler fast das einzig wirklich Positive an diesem Film. Die Chance, große Emotionen zu entfachen und eine packende Geschichte über die Bedeutung und die zerstörerische Kraft von Liebe in so schweren Zeiten zu erzählen, misslingt.

Vor allem liegt das an der Art des Erzählens, die eine extrem subtile Variante wählt, bei dem vieles in zahlreichen Dialogen nur angedeutet, aber nie wirklich gezeigt wird. Das mag nicht immer schlecht sein, nur hier wird es auf die Spitze getrieben. Dies führt dann dazu, dass man den Charakteren nie wirklich nah kommt, sie bleiben einem fremd. Man kann als Zuschauer kaum nachvollziehen, was das besondere an dem Dichter Dylan Thomas ist und warum Vera sich schnell wieder zu ihm hingezogen fühlt. Der Film hat dennoch allerhand interessante Aspekte in seiner Geschichte zu bieten: Liebe in Zeiten des Krieges, die Veränderung von Menschen, nachdem sie lebend aus dem Krieg zurück gekehrt sind, Freundschaft, Vertrauen und Misstrauen und vorallem auch eine in den Film integrierte Künstlerbiographie des Dichters Dylan Thomas.

Über den Menschen Dylan Thomas erfährt man reichlich wenig. Dass er wohl ein großer Trinker war und auch die anderen Themenbereiche werden zwar angerissen, aber nie konsequent und spannend umgesetzt. Eigentlich kann man den Film recht schnell und einfach zusammenfassen: Man betrachtet 100 Minuten lang Menschen, die in dunklen Räumen sitzen, reden und rauchen. Ab und an durchbrochen von einer kurzen Liebes- oder Kriegsszene. Das hört sich extrem langweilig an, leider ist es auch so. Die Charaktere bleiben blass, große Emotionen, die bei einem Liebesdrama zwangsläufig entstehen sollten, fehlen fast völlig und wenn mal etwas Interessantes passiert, wird es sofort wieder durch einen kleinen Szenenwechsel oder Zeitsprung unterbrochen.

Wie oben schon geschrieben, holen die Darsteller alles aus ihren Rollen heraus, leider verlieren sie den Kampf gegen das schwache Drehbuch. Ein paar Punkte gibt es dennoch, da der Schlussteil aufgrund Murphys intensiven Spiels recht überzeugend war, es im Laufe des Films einige recht schön inszenierte und bewegende Stellen gab, und Keira Knightley eine wirklich schöne Singstimme vorweisen kann und dank ihr zumindest die Musik des Films überzeugt.

Fazit

Einzig großen Fans von Dylan Thomas oder Keira Knightley kann dieser Film empfohlen werden, wobei sich auch diese aufgrund der zähen und langwierigen Erzählweise schnell langweilen könnten.

Insgesamt also ein Film, den man sich getrost sparen kann. Will man mal wieder ein großartiges Liebesdrama in Zeiten des Krieges sehen, sollte man dann doch lieber zu "Abbitte" greifen, bei dem auch Keira Knightley stark aufspielt und bei dem wirklich große Emotionen entfacht werden konnten.

Moritz Stock - myFanbase
07.07.2009

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